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15.07.2022 MutschellenDer Asyltreff MUTSCH lanciert neues Projekt
In Berikon werden das Sprachenlernen und das Gärtnern vereint: Seit Mai läuft das neue Projekt «Gartenbau und Deutsch».
Seit 2018 gibt es auf dem Grundstück der Hegi Garten AG in Berikon ...
Der Asyltreff MUTSCH lanciert neues Projekt
In Berikon werden das Sprachenlernen und das Gärtnern vereint: Seit Mai läuft das neue Projekt «Gartenbau und Deutsch».
Seit 2018 gibt es auf dem Grundstück der Hegi Garten AG in Berikon einen offenen Garten. Das Konzept sieht vor, dass jeder zwanglos vorbeikommen kann, um Gemüse anzupflanzen oder es zu ernten. Seit knapp zwei Monaten kommt Claudia Isenmann vom Asyltreff MUTSCH mit den Asylsuchenden her. Die Idee: mit der Tätigkeit eine Abwechslung zu ermöglichen und die Sprache zu lernen. --cbl
Ort der Begegnung
Neues Integrationsprojekt des Asyltreffs MUTSCH im offene Garten in Berikon
Es wird gemeinsam gegärtnert, geerntet und die Alltagssprache gelernt: Seit Mai bietet das neue Projekt «Gartenbau und Deutsch» des Asyltreffs MUTSCH, lanciert von Claudia Isenmann, die Möglichkeit, sich im offenen Garten der Hegi Garten AG zu betätigen.
Celeste Blanc
Es blüht und gedeiht auf dem offenen Garten. Verschiedene Beete sind quer über der Fläche verteilt. Hier wächst eine riesige Zucchetti, da schiesst der Lauch in die Höhe. «Hier haben wir Kohlrabi», erklärt die freiwillige Helferin des Asyltreffs, Claudia Isenmann, den Besucherinnen und Besuchern. Diese hören interessiert zu, während ihre Kinder durch den Garten rennen.
Das Projekt ist noch jung. Erst seit Mai kommt Claudia Isenmann mit den Asylsuchenden in die Gärtnerei im Rigiblick. Nebst der Gartenarbeit sollen die Treffen auch Möglichkeit bieten, die Sprache zu lernen und aktiv anzuwenden. Für Isenmann zeigt das Projekt schon nach wenigen Wochen seine positiven Auswirkungen. «Die Asylsuchenden haben auf ihren Wegen nicht nur Positives erlebt. Das merkt man ihnen an. Aber hier im Garten ändert sich das. Sie werden gesprächig, haben Freude und öffnen sich.»
Win-win-Situation für alle
Den offenen Garten gibt es bereits seit fünf Jahren. Die ursprüngliche Idee von Geschäftsleiter Christoph Fuchs und seiner Partnerin Regina Johner war es, den Garten den Lernenden zur Verfügung zu stellen. «Da in der Landschaftsgärtnerei die Arbeit mit dem Pflanzen beendet ist und man das Resultat später nicht wachsen sieht, sollte ihnen der Garten die Möglichkeit geben, dies von der Saat bis zur Ernte mitverfolgen zu können», so Fuchs.
Auch sollten die Lernenden sehen, wie der biologische Anbau ohne Spritzen funktioniert und wie man auf naturverträgliche Art gute Lebensmittel produzieren kann. «Schliesslich haben wir den Garten auch für die Bevölkerung geöffnet. Wer Lust hat, kann hier jederzeit vorbeikommen, sich bei der Gartenarbeit betätigen und reifes Gemüse und Früchte ernten», erklärt Johner. Das Herzensprojekt lief aber nicht so an, wie erhofft. «Man kann es schon sagen: Lange Zeit machte uns der Garten mehr Arbeit. Auch, weil die Lernenden kaum Zeit fanden und aus der Bevölkerung nicht allzu viele ihren Weg hier hoch fanden.»
Schnelle Umsetzung
Das sollte sich mit Claudia Isenmann ändern. Die Idee kam ihr auf einem ihrer Spaziergänge im Frühling, bei dem sie auf den offenen Garten aufmerksam wurde. «Ich hatte das Projekt sofort im Kopf», erzählt sie lachend. Im Mai wurde dieses innert kürzester Zeit abgesegnet und aufgegleist. Johner und Fuchs freuten sich über den Vorschlag. «Wir haben uns immer gewünscht, dass der Garten unkompliziert und ganz ohne Zwang von den Menschen gebraucht wird. Als Claudia Isenmann auf uns zukam, haben wir das gerne angenommen.» Das Projekt steckt noch in der Anfangsphase, Verbesserungen werden fortlaufend vorgenommen. «Es gibt schon Herausforderungen, beispielsweise bei der Anreise. Ein paar der Asylsuchenden kommen vom Kelleramt nach Berikon, das ist mit dem öffentlichen Verkehr aufwendig. Da müssen wir eine Lösung finden», erklärt die Initiantin.
Claudia Isenmann sowie die freiwilligen Helferinnen und Helfer kommen jeden Mittwochmorgen in den offenen Garten, um mit den Asylsuchenden zu gärtnern. Dann wird gejätet, gepickt und gepflanzt, zurückgeschnitten und geerntet. Wenn es geht, hilft Regina Johner mit und erklärt, wie mit den Pflanzen umzugehen ist. Auch steht das Deutschlernen im Vordergrund. «Ziel unserer Deutschkurse ist es hauptsächlich, dass die Asylsuchenden die Alltagskommunikation erlernen. Hier im Garten kann man sie dann praktisch anwenden», erklärt der freiwillige Helfer Martin Uebelhart.
Vorurteile abbauen
Mittlerweile kommen sechs bis sieben Personen regelmässig in den Garten, um hier ihre Zeit zu verbringen. Am geplanten Grillfest diese Woche waren es deutlich mehr. «Mit dem kleinen Anlass konnten wir nochmals auf das Projekt aufmerksam machen», so Isenmann.
Die engagierte Helferin freut sich, dass das Projekt bei den Asylsuchenden so geschätzt wird. «Die Gartenarbeit ist etwas, das in jeder Kultur in irgendeiner Weise vorkommt. So haben sie eine Beschäftigung, die sie kennen, und eine Abwechslung zu ihrem Alltag.» Sie wünscht sich, dass der Garten zum Begegnungsort von Asylsuchenden und der Lokalbevölkerung wird. «Es würde helfen, Vorurteile abzubauen.»




