Über alles geredet
08.07.2022 Region BremgartenJessica Zemp verlässt Pfarrei
Sechs Jahre lang war die Pfarreiseelsorgerin Jessica Zemp Ansprechperson der Pfarrei Eggenwil-Widen der katholischen Kirche am Mutschellen. Auf Ende Juli verlässt sie die Pfarrei und wechselt auf Anfang Oktober in den Pastoralraum Muri und ...
Jessica Zemp verlässt Pfarrei
Sechs Jahre lang war die Pfarreiseelsorgerin Jessica Zemp Ansprechperson der Pfarrei Eggenwil-Widen der katholischen Kirche am Mutschellen. Auf Ende Juli verlässt sie die Pfarrei und wechselt auf Anfang Oktober in den Pastoralraum Muri und Umgebung. Dies nicht, weil es ihr in Eggenwil und auf dem Mutschellen nicht mehr gefallen hat, sondern weil sie eine neue berufliche Herausforderung annehmen wird. Sie blickt zurück und betont, dass man mit ihr über alles reden konnte. --rwi
Menschen positiv begleiten
Pfarreiseelsorgerin Jessica Zemp verlässt den Pastoralraum Ende Juli nach Muri
Jessica Zemp war bis jetzt sechs Jahre Pfarreiseelsorgerin der katholischen Kirche am Mutschellen und Ansprechperson der Pfarrei Eggenwil-Widen. Auf Anfang Oktober wechselt sie nach Muri. Mit im Gepäck: viele schöne Erinnerungen an die Menschen auf dem Mutschellen.
Roger Wetli
«Taufen und Beerdigungen empfinde ich immer am herausforderndsten. Man kann bei solchen Feiern die Leute tief treffen – sowohl im Positiven wie auch im Negativen», gibt Pfarreiseelsorgerin Jessica Zemp zu bedenken. «Mit meinem Beruf begleite ich die Leute bei diesen prägenden Ereignissen. Mein Ziel ist dabei immer, dass sie positiv auf das Gespräch zurückblicken können.» Bei Trauerfeiern möchte sie den Hinterbliebenen Trost spenden und sie ein Stück weit auf ihrem Trauerweg begleiten. Bei Taufen empfindet sie die Vorgespräche mit den Eltern immer als sehr wertvoll. «Die sechs Jahre hier im Pastoralraum waren sehr intensiv. Der Beruf der Pfarreiseelsorgerin gefällt mir sehr. Man begegnet allen möglichen Leuten in verschiedenen Lebenssituationen. Mir fällt der Abschied nicht leicht.»
Karte mit persönlichen Worten
Dabei war die Gestaltung von Taufen und Beerdigungen nur ein kleiner Teil von Jessica Zemps 100-Prozent-Anstellung. Als Pfarreiseelsorgerin gestaltete sie Gottesdienste im ganzen Pastoralraum am Mutschellen mit, kümmerte sich um die Jugendarbeit, erledigte administrative Arbeiten, schrieb Briefe an Neuzuzüger und legte dabei eine Karte mit persönlichen Worten bei. Und sie unterrichtete Religion an den Primarschulen in Widen und Eggenwil. «Wobei der Unterricht in Eggenwil ökumenisch und klassenübergreifend stattfindet. Das genoss ich immer sehr», lacht Zemp. Zudem begleitete sie Vereine und brachte die Kommunion den Personen nach Hause, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr am Gottesdienst in der Kirche teilnehmen können.
«Ja, es gab sehr viel zu tun», lacht die Pfarreiseelsorgerin. «Es ist eine vielfältige und abwechslungsreiche Arbeit, die mir immer sehr gefallen hat – einfach der beste Job auf Erden.» Die Balance zwischen Nähe und Abstand kann manchmal herausfordernd sein. Ihr half dazu auch ihr Wohnort im luzernischen Gelfingen am Baldeggersee. «In meinem Beruf ist man eine öffentliche Person. Trotzdem lässt sich Privates und Geschäftliches nicht immer eindeutig trennen», gibt sie zu bedenken. «So haben sich einige Freundschaften entwickelt, die hoffentlich über mein Engagement am Mutschellen erhalten bleiben werden.»
Grosse Wertschätzung
Jessica Zemp studierte Theologie. Die Stelle in der Pfarrei Eggenwil-Widen wurde ihr durch die Bistumsleitung vorgeschlagen. «Ich kannte jemanden, der bereits hier tätig war und von dem ich wusste, dass es ihm gut geht an diesem Wirkungsort. Darum war für mich die Entscheidung nicht schwierig, hierherzukommen. Und das, obwohl ich die Gegend zuvor überhaupt nicht kannte», blickt sie zurück. «Den Entscheid habe ich nie bereut. Die Region ist sehr schön und die Menschen schlicht der Hammer.»
Begleitet wurde sie durch den Pastoralraumleiter Robert Weinbuch. «Robert Weinbuch hat mich mit viel Herz, Verständnis und grossem Engagement in meine Tätigkeit eingeführt und mich so auf eine wunderbare Weise in meinen Beruf als Pfarreiseelsorgerin hineinwachsen lassen», erinnert sich Zemp. Von 2016 bis 2018 absolvierte Zemp berufsbegleitend die Berufseinführung mit verschiedenen Wochenkursen. «Ich sehe meine Aufgabe so, dass ich mit den Leuten über alles rede. Es gibt für mich keine Tabus. Die katholische Kirche darf auch konstruktiv kritisiert werden. Auch ich bin nicht mit allem einverstanden, stehe aber im Grossen und Ganzen zu und hinter ihr», gibt sie zu bedenken. «Ich versuche in den Gesprächen immer authentisch zu bleiben. So erfuhr ich von den Leuten immer grosse Wertschätzung.»
Neue Impulse gesetzt
Als besonders herausfordernd bezeichnet sie die beiden vergangenen Pandemiejahre. «Trotz der ungewohnten und unbequemen Situationen ergaben sich sehr viele schöne Erlebnisse. Und man konnte im Kleinen bereits einiges bewirken», weiss Jessica Zemp. So organisierte sie zum Beispiel extra farbige Sitzkissen, damit die zeitweise auf 50 Personen beschränkten Gottesdienste etwas mehr Wärme ausstrahlten. «Diese Kissen behalten wir auch weiter bei», weiss sie.
Bereits seit längerer Zeit schwebte Zemp die Gründung einer Whatsapp-Gruppe vor. «Der Gedanke war derart weit gereift, dass ich sie zum ersten Lockdown umsetzte. Teilweise schrieb ich da täglich Impulse rein.» Die Leute fingen dadurch an, sich gegenseitig auszutauschen. «Später bot ich die Impulse auf zwei Wegen an: weiterhin in der Gruppe mit der Möglichkeit zum Austausch und gleichzeitig verschickte ich die Impulse via Broadcast», blickt sie zurück. Mittlerweile seien in dieser Whatsapp-Gruppe und dem Broadcast insgesamt rund 100 Personen aus der ganzen Schweiz und sogar aus Brasilien dabei. «Ich werde die Gruppe auch von Muri aus weiter betreuen – solange es Menschen gibt, die meine Impulse lesen möchten, werde ich sie schreiben», blickt sie voraus.
Ans Herz gewachsen
Sie wechselt nicht ins Klosterdorf, weil es ihr auf dem Mutschellen nicht mehr gefällt, sondern weil der Zeitraum jetzt schlicht der richtige sei. «Ich wurde bereits früher mal auf eine Stelle im Pastoralraum Muri und Umgebung angesprochen, damals war es wohl einfach noch nicht Zeit dafür», erklärt sie. Gleichzeitig verbinde sie mit Muri etwas Spezielles, das sie selbst nicht beschreiben könne. «Die Region hat eine gewisse Anziehungskraft auf mich», erklärt Jessica Zemp. Sie wird als Ansprechperson in Muri tätig sein und unter anderem die Ökumene und die Erwachsenenbildung betreuen. «Alles andere werde ich auf mich zukommen lassen. Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen und Begegnungen», erklärt sie. «Es waren sechs sehr gute Jahre hier im Pastoralraum am Mutschellen, besonders in der Pfarrei Eggenwil-Widen. Die Menschen sind mir sehr ans Herz gewachsen.»