Die Kirche aktiv mitgestalten
13.05.2022 MutschellenDie Auswertung der Umfrage des Projekts «Lavendel» zeigt Bedürfnisse der Gläubigen auf
Im Rahmen des Innovationsprojektes «Lavendel» lancierte die katholische Kirche auf dem Mutschellen im letzten Jahr eine Umfrage bei den Gläubigen. Nun ...
Die Auswertung der Umfrage des Projekts «Lavendel» zeigt Bedürfnisse der Gläubigen auf
Im Rahmen des Innovationsprojektes «Lavendel» lancierte die katholische Kirche auf dem Mutschellen im letzten Jahr eine Umfrage bei den Gläubigen. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Celeste Blanc
Die Rolle der Kirche in der heutigen Gesellschaft hat sich gewandelt. Viele der Glaubensgemeinschaften sehen sich mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert, so wie etwa der fehlende Nachwuchs in den Ämtern oder allgemein die Abkehr von der Kirche, die sich im Austritt der Gläubigen zeigt.
Um die Bedürfnisse der Gläubigen zu verstehen und darauf einzugehen, initiierte das Seelsorgeteam des Pastoralraums der katholischen Kirche Mutschellen gemeinsam mit Mitgliedern der Kirchenpflege das Projekt «Lavendel». Ziel der von der Resonanzgruppe des Projekts erarbeiteten Umfrage war es, die seelsorgerischen Bedürfnisse der Gläubigen zu eruieren und diese künftig in den Kirchenalltag zu integrieren. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Dilemmas können vereint werden
Insgesamt sind 48 Fragebögen eingegangen, die ausführliche Antworten liefern. Für die Resonanzgruppe, die sich aus Pastoralraumleiter Robert Weinbuch, Rita Brem, Werner Lanter, Veronica Stalder, Yannic Fivanz und Rita Bucher zusammensetzt, ein gutes Ergebnis. «Die ausgefüllten Fragebögen enthalten viele, zum Teil sehr ausführlich reflektierte Ideen. Es lässt sich daraus schliessen, dass die Fragen unter Umständen nicht nur von einer Person ausgefüllt, sondern auch in der Familie oder im engeren Freundeskreis diskutiert worden sind», so Werner Lanter. Auch sei es schön, dass die Teilnehmenden eine Altersspanne von 20 bis 80 Jahren aufweisen und dass sich auch Personen mit einer nicht so starken Identifikation mit der Kirche beteiligt haben. «Dies öffnet den Blick für die Bedürfnisse aller Generationen», so Lanter weiter.
Die wichtigsten Anliegen bei der Umfrage behandelten hauptsächlich die Themenfelder «Gemeinschaft», «Dialog», «Partizipation», «Identität/ Heimat» und «Gestaltung der Gottesdienste». Die Antworten sind teilweise auch sehr unterschiedlich. So wünscht sich beispielsweise ein Teil der Befragten den Erhalt des Traditionellen, andererseits aber auch Erneuerungen im Gottesdienst und im Glaubensleben.
Sind solche Gegensätze überhaupt vereinbar oder ein Dilemma? «Die Antworten geben Impulse, wie es in Zukunft weitergehen könnte», so Rita Brem. Am genannten Beispiel zeige sich die Vereinbarkeit verschiedener Bedürfnisse: Liturgische Traditionen haben einen hohen Stellenwert bei den Gläubigen und werden weitergeführt, aber es gibt auch «Nischen», für die neue Formen gefunden werden können und die somit neue Ausrichtungen ermöglichen. So gebe es neue Ideen in der Durchführung des Gottesdienstes, etwa einen Wald-, Kleinkinder- oder «Jogging»-Gottesdienst. Die künftige Herausforderung wird es nun sein, einen «Mittelweg» zwischen all den verschiedenen Bedürfnissen zu finden.
Kirche als Zugang zur Gesellschaft
Für die Resonanzgruppe ist die Auswertung des Fragebogens ein wichtiger Einblick in die Wünsche der Gläubigen und wie sie sich ihren religiösen Alltag vorstellen. Schliesslich habe sich hinsichtlich des kirchlichen Lebens einiges geändert. «Früher war man selbstverständlicherweise in der Kirche. Die Kinder hatten in den Religionsunterricht zu gehen. Oder man ging als Familie gemeinsam regelmässig in die Kirche. Heute ist es hingegen eine bewusste Entscheidung», so Brem.
Dennoch sei die Wichtigkeit der Kirche trotz herausfordernder Entwicklungen nicht zu unterschätzen. «Vor allem in Bezug auf die Flüchtlingsthematik nimmt die Kirche noch eine wichtige Rolle ein. Sie bietet einen Ort der Glaubensauslebung, aber auch einen allgemeinen Zugang zur Gesellschaft», so Seelsorger Robert Weinbuch. Das zeigen die letzten Wochen: Im Zuge des Kriegs in der Ukraine sei die Kirche für die lokale Bevölkerung momentan ein wichtiger Pfeiler. «Die Mahnfeuer oder ökumenischen Gottesdienste, die gegen den Krieg in Europa gehalten werden, verdeutlichen, dass viele Menschen in solchen Situationen Halt in der Kirche finden.»
Glaubensleben mitgestalten
Für die Resonanzgruppe war die Durchsicht der Fragebögen mehr als nur der Einblick in die Vorstellungen der Kirchengemeinde. «Dass sich die Menschen Zeit genommen haben, ausführlich Antwort zu geben, ist eine Wertschätzung der Arbeit der Kirche», so Rita Brem. Dabei machen die Seelsorger wie auch das Team der Kirchenpflege einen guten Job, der somit honoriert werde.
Nun gilt es, die ausgewerteten Wünsche und Bedürfnisse so gut es geht in den Kirchenalltag zu integrieren. Dennoch: Nicht alle Wünsche können berücksichtigt werden. Schliesslich könne man den Wunsch, dass es mehr Priester in der Region gibt, nicht erfüllen. «Das ist schlicht und einfach heutzutage kaum mehr möglich. Da müssen wir realistisch sein», so Werner Lanter.
Das Projekt Lavendel ist noch nicht abgeschlossen. Die kommende Aufgabe wird es sein, aus den Umfrageergebnissen die optimalen Schritte für die Zukunft zu finden und sie zu verwirklichen. So hatte die Umfrage vor allem für die Gläubigen Vorteile, weil sie vermitteln sollte, dass jeder und jede aktiv das Glaubensleben mitgestalten kann. «Wir hoffen, die Umfrage hat gezeigt, dass wir aufrichtig an den Menschen interessiert sind und ihre Rückmeldungen und Inputs das kirchliche Leben mitgestalten», so Brem und Weinbuch. Man hoffe, die Tür dafür geöffnet zu haben, dass sich die Gläubigen künftig auch sonst mitteilen werden. «Und dadurch die Bedürfnisse aktuell abgeholt werden können.»