Der perfekte Tag der Joho-Brüder
31.05.2022 SportVier Freiämter Kränze am Baselstädtischen Schwingertag
Der jüngere Bruder Pascal Joho holt den ersten Kranz seiner Karriere, der ältere, Philip, den zweiten. Erwartet hätten sie diesen Traumtag am stark besetzten Baselstädtischen ...
Vier Freiämter Kränze am Baselstädtischen Schwingertag
Der jüngere Bruder Pascal Joho holt den ersten Kranz seiner Karriere, der ältere, Philip, den zweiten. Erwartet hätten sie diesen Traumtag am stark besetzten Baselstädtischen Schwingertag nicht. «Erhofft aber», sagt Philip Joho und lacht. Andreas Döbeli und Joel Strebel holten weitere Freiämter Kränze. Der Festsieg ging an den Ostschweizer Gast Samuel Giger.
Annemarie Keusch
Es ist für beide ein ganz spezieller Moment. Die Umarmung am Sägemehlrand ist innig, die Freude im Freiämter Lager förmlich spürbar. «Dass wir uns den Kranz wenige Sekunden nacheinander sicherten, das ist der bisher speziellste Moment meiner Karriere», sagt Pascal Joho. Für den 17-Jährigen ist es der erste Kranz in seiner Karriere überhaupt. 56,75 Punkte stehen bei ihm am Schluss zu Buche. Genau so viele, wie es zum Eichenlaub braucht, und genau so viele, wie sein zwei Jahre älterer Bruder dank einem Plattwurf im letzten Gang erreicht. Gesehen, dass es bei seinem Bruder für den Kranz gereicht haben muss, hat Philip Joho vor dem letzten Gang in den Ring. «Ich sah die Freiämter jubeln am anderen Ende der Arena.» Ideal so kurz vor dem letzten Gang? Der 19-Jährige lacht. «Wohl nicht. Aber ich konnte mich nochmals zusammenreissen und nachher mitfeiern.»
Die Joho-Brüder sprechen von einem ganz speziellen Tag. Auf der Hinfahrt im Auto hätten sie über die starke Besetzung des Baselstädtischen Schwingertages gesprochen. Mit Samuel Giger und Joel Wicki gehörten zwei der ganz grossen Favoriten für den Königstitel, der Ende August nur wenige Kilometer entfernt vergeben wird, zum Starterfeld. «Wir freuten uns einfach, dabei zu sein», sagt Philip Joho. Ob sie sich Chancen ausrechneten? «Wir träumten davon, wie es wohl wäre, wenn wir beide einen Kranz holen und der FC Sarmenstorf den Cupfinal gewinnt.»
«Nichts zu verlieren»
Der Traum wurde einige Stunden später Realität. Aber dafür mussten die Joho-Brüder hart kämpfen. Mit zwei Siegen startete Pascal Joho ideal in den Tag. Und nach einem Gestellten im dritten Gang sah er sich am Mittag auf dem zweiten Platz wieder. «Wenn man in der Rangliste in der Nähe von Wicki und Giger steht, dann wird man schon etwas nervös», sagt er und lacht. Geändert an der Mittagsroutine habe sich aber nichts. «Ich versuchte wie immer etwas zu schlafen.» Druck habe er keinen gespürt, zumindest von aussen nicht. «Höchstens von mir selber. Aber ich war überzeugt, dass es klappen kann.»
Nervosität vor dem sechsten Gang
Und der jüngere der Joho-Brüder sollte recht bekommen. Ein weiterer Sieg und zwei weitere mit der Note 9 bewertete Gestellte kamen hinzu. «Als Nichtkranzer hatte ich gegen Kranzer nichts zu verlieren. Entsprechend griff ich an, was in den Noten berücksichtigt wurde. Das muss ich künftig als Kranzer vielleicht ein wenig umstellen.» Dieses Mal ging dieser Plan perfekt auf, nur im letzten Gang gegen Andrj Gerber gab es eine brenzlige Situation, aus der sich Pascal Joho aber befreien konnte. Ähnlich verlief der Wettkampftag des zwei Jahre älteren Bruders. «Nach zwei Siegen und einer Niederlage war ich mit dem Morgen sehr zufrieden», sagt er. Gleich weiterzufahren, das sei sein Ziel gewesen. «An anderen Tagen gelang mir dies nicht, darum verpasste ich den Kranz. Diesmal war es zum Glück anders.»
Beide beschreiben ihre Nervosität vor dem letzten Gang. «Alle rechnen, aber niemand weiss, wie viele Punkte dann wirklich reichen. Davon wollte ich gar nichts hören und ging spazieren», sagt Pascal Joho. Sein Bruder erwähnt den Festakt, der immer zwischen dem fünften und dem sechsten Gang stattfindet. «Zeit, nervös zu werden. Vor allem weil in unserem Schwingklub noch sechs Schwinger um einen Kranz kämpften.» Für vier ging es schliesslich auf. Neben den Johos für die beiden Eidgenossen Andreas Döbeli und Joel Strebel, die sich im Rang 6a beziehungsweise 6e klassierten. Die grosse Freiämter Geschichte schrieben aber die Johos aus Sarmenstorf.
Grosse Feier beim Fussballplatz
Für Philip Joho ist es der zweite Kranz, nach jenem am Aargauer Kantonalen letztes Jahr. «Als Kranzer wird man öfter gegen andere Kranzer eingeteilt. Entsprechend ist das Bestätigen nicht einfach. Umso mehr freut es mich, dass es jetzt geklappt hat, auch im Hinblick auf das Eidgenössische», sagt Philip Joho. Zumal das Training in den letzten Wochen alles andere als ideal war. «Ich habe letzte Woche meine RS beendet und war entsprechend wenig trainiert. Dass das Niveau nach wie vor da ist, stimmt mich zuversichtlich.» Er deutet das Bergkranzfest auf dem Weissenstein an oder das Aargauer Kantonale in Beinwil. Ans Eidgenössische mag er noch nicht denken. «Ich lege meinen Fokus auf die Schwingfeste, dann entscheiden andere.»
Ähnlich tönt es beim zwei Jahre jüngeren Bruder. «Über die Saison hinweg einen Kranz zu erschwingen, war mein Ziel. Dass dies jetzt geklappt hat, ist sehr schön und emotional.» Seine Ziele verschieben sich aber nicht. «Ich will einfach immer mein Bestes zeigen.» Natürlich verändere sich etwas, wenn er nun Kranzer ist. «Der Traum vom Eidgenössischen ist realer, aber ich mache mir keinen Druck.» Zuerst galt es, die zwei Joho-Kränze zu feiern. Traditionellerweise darf der Neukranzer wählen, wo diese Feier steigt. Und für den Sarmenstorfer war dies sofort klar: Fussballplatz Bühlmoos, zusammen mit den Aargauer-Cup-Siegern vom FC Sarmenstorf. «Gewaltig, das ganze Dorf war da», beschreibt Philip Joho. «Das Timing hätte nicht besser sein können», sagt Pascal Joho. Einziger Wermutstropfen: Der Neukranzer musste am nächsten Tag arbeiten. Aber dies dürfte er verkraftet haben.
RESULTATE-SERVICE
Schwingen
101. Baselstädtischer Schwingertag
Basel. – 123 Schwinger. – 3850 Zuschauer.
Schlussgang: Samuel Giger (Ottoberg) gewinnt nach 9,10 Minuten mit Hüfter und Nachdrücken gegen Adrian Odermatt (Liesberg).
Rangliste: 1. Samuel Giger, 59.75 Punkte, 2. Joel Wicki (Sörenberg), 57.75, 3. Lorenz Berger (Niederscherli), 57.50, 4. Adrian Odermatt, 57.25, 5a. Michael Ledermann (Mamishaus), 5b. Dominik Schwegler (Gebenstorf), 5c. Roger Erb (Metzerlen), 5d. Marcel Kropf (Mümliswil), 5e. Samuel Schmid (Wittnau), alle 57.00, 6a. Andreas Döbeli (Sarmenstorf), 6b. Patrick Gobeli (Oey), 6c. Kaj Hügli (Attelwil), 6d. David Schmid (Wittnau), 6e. Joel Strebel (Aristau), 6f. Thomas Stüdeli (Bellach), 6g. Nick Alpiger (Seon), 6h. Philip Joho (Sarmenstorf), 6i. Patrick Räbmatter (Uerkheim), 6j. Lars Voggensperger (Schönenbuch), 6k. Pascal Joho (Sarmenstorf). – Weitere Freiämter, ohne Kranz: 10g, Lukas Schwenkfelder (Muri), 55.75, 12c. Kevin Stadler (Tennwil), 12h. Jannis Furter (Sarmenstorf), beide 55.25, 13b. Reto Leuthard (Merenschwand), 55.00, 14h. Lukas Döbeli (Sarmenstorf), 54.75, 16d. Dominic Strebel (Kallern), 54.25, 21. Niklas Stocker (Boswil), 52.00, 29a. Nils Gehrig (Beinwil), 34.00, 30. Dario Meier (Waltenschwil), 26.75 (Unfall), 32. Marco Küng (Bünzen), 17.00 (Unfall).