Die Ölfelder des Mutschellen
29.04.2022 MutschellenWaldumgang mit der Bevölkerung
Umgerechnet 2,1 Millionen Liter Diesel wachsen jedes Jahr im Wald des Forstbetriebs Mutschellen. Dies und vieles mehr konnte man am Waldumgang in Rudolfstetten erfahren.
Nach einer kurzen Begrüssung durch ...
Waldumgang mit der Bevölkerung
Umgerechnet 2,1 Millionen Liter Diesel wachsen jedes Jahr im Wald des Forstbetriebs Mutschellen. Dies und vieles mehr konnte man am Waldumgang in Rudolfstetten erfahren.
Nach einer kurzen Begrüssung durch Gemeindeammann Josef Brem behauptete Förster Christoph Schmid, etwas nervös zu sein: «Es ist mein erster Waldumgang seit vier Jahren.» Beim ersten Halt wurde gezeigt, wie man eine Buche fällt. Der zu fällende Baum war etwa zwischen 100 und 150 Jahre alt und hat in seiner Zeit viel ertragen. Was er nicht ertrug, war die Trockenheit in den letzten zwei Jahrzehnten. «So ein Baum verbraucht im Sommer 500 Liter Wasser pro Tag», erklärte der Förster.
Massnahme gegen die Eschenwelke
Trockene, absterbende Bäume sind gefährlich, weil jederzeit Äste oder gar die Krone abbrechen können. Deshalb wird für das Fällen dieser Bäume eine neue Technik verwendet: Der Baum wird nicht so weit gesägt, dass er von alleine fällt, es wird quasi ein Sockel stehen gelassen und der Baum dann mit einer Winde gezogen. So bleibt genügend Zeit, den gefährlichen Bereich unter der Krone zu verlassen, bevor der Baum zu fallen beginnt. Wie das genau gemacht wird, zeigten Felix O’Connell, der sich noch in der Ausbildung befindet, und Maschinist Clay Weber. Der gefällte Baum wird etwa sieben Tonnen Holz liefern, wovon die Krone allerdings nur als Brennholz genutzt werden kann.
Nicht nur der Buche, die gefällt werden musste, geht es nicht gut. Die Eschen sind von der Eschenwelke befallen, einem aus Asien eingeschleppten Pilz. Rund 95 Prozent des Bestandes sind betroffen. «Um einen Totalausfall wie bei den Eschen zu vermeiden, versuchen wir möglichst viele Bäume zu pflanzen», so Christoph Schmid.
Wald und Klimawandel
Weiter ging es durch eine Fläche Wald, die ein Opfer des Sturms Lothar geworden war. Ein Teil der Fläche wurde seither nicht bewirtschaftet, das Holz liegen gelassen. Dies ist vielen Tieren hilfreich, vor allem Insekten. Der Kanton entschädigt den Forstbetrieb mit einem entsprechenden Betrag. Andernorts spriessen viele neue Bäume. Um eine gute Mischung zu erhalten, müssen gewisse Bäume gefördert werden, damit sie eine Chance erhalten. «Die Eiche braucht anfangs viel Hilfe, da sie langsam wächst. Dafür lohnt es sich finanziell, wenn sie schön wächst, und sie verträgt die Wärme gut.» Gefördert werde sie, indem ihre Konkurrenz weggeschnitten wird. Dies geht auch mit einer Akkusäge, wie Christoph Schmid demonstrierte. Ebenfalls wichtig ist, die Jungbäume vor dem Wild zu schützen. Dabei ist der Förster auf eine gute Zusammenarbeit mit den Jägern angewiesen. Dafür bedankte sich Christoph Schmid beim Jagdaufseher Andreas Christoffel.
Welcher Baum am meisten CO2 binde, wurde von einem Besucher gefragt. «Der Wald ist CO2-neutral. Er bindet im Wachstum CO2, aber wenn er verbrannt wird, gibt er es wieder frei. Holz ist nur ein kurzfristiger Speicher, langfristig wird es das Problem nicht lösen», so Schmid. Allerdings kann mit Holz der Verbrauch von Erdgas oder Erdöl reduziert werden. Sechs Kubikmeter Holzschnitzel entsprechen etwa 600 Liter Diesel. «Als ich in die Lehre ging, wurden fünf Prozent des Bedarfs in der Schweiz mit Holz gedeckt. Heute sind es nur sechs Prozent, obwohl zwölf möglich wären.» Im Forstbetrieb Mutschellen wachsen pro Jahr rund 21 000 Kubikmeter Holz, dies entspricht 2,1 Millionen Litern Erdöl. «Der Wald ist unser Ölfeld», fasste Christoph Schmid zusammen. --vb