Der Masseur, der Metzger ist
29.04.2022 SportFussball, 2. Liga interregional: FC Muri – FC Lachen/Altendorf(So, 14.30 Uhr) – Der Villmerger Masseur Rolf Küng im Fokus
Rolf Küng knetet seit vier Jahrzehnten die Waden der Freiämter Fussballer. Der 62-jährige Villmerger ist von Beruf ...
Fussball, 2. Liga interregional: FC Muri – FC Lachen/Altendorf(So, 14.30 Uhr) – Der Villmerger Masseur Rolf Küng im Fokus
Rolf Küng knetet seit vier Jahrzehnten die Waden der Freiämter Fussballer. Der 62-jährige Villmerger ist von Beruf Metzger. Küng erzählt, wieso er beim Aufstieg des FC Muri vor zehn Jahren nackt über die Brühl geflitzt ist – und wieso er es dieses Jahr nicht tun wird.
Stefan Sprenger
Vor zehn Jahren feiert der FC Muri den Aufstieg in die 1. Liga classic. Minuten nach Spielende rennt ein nackter Mann über den Rasen in Muri. Es ist Rolf Küng. «Ich musste eine Wette einlösen», erzählt er. Er versprach, dass er nackt über den Rasen flitzt, wenn Muri aufsteigt. Und hat seine Wettschulden dann eingelöst.
Aufstieg in Bremgarten erlebt – und acht Trainer in Muri
Rolf Küng war selbst Fussballer. Beim FC Villmergen, später beim FC Muri II und bei den Senioren des FC Niederwil. «Es hat aber nicht weit gereicht», sagt er lachend. Ein paar Jahre war er Schiedsrichter. Und irgendwann brachte ihn Giusi Aurilio, damals Trainer beim FC Villmergen, auf eine kuriose Idee. «Mach doch Masseur», sagt Aurilio zu Küng. «Wieso nicht?», dachte sich Küng und absolvierte diverse Kurse rund ums Massieren und die Spielerbehandlung.
Er knetet zuerst die verhärteten Fussballerwaden beim FC Villmergen. Irgendwann Ende der 90er-Jahre lotst ihn Hampi Schläpfer zum FC Bremgarten. Er erlebt Auf- und Abstieg auf der Bärenmatt. Küng ist unter Trainer Hanjo Weller auch kurz beim FC Wohlen tätig. Als Schläpfer Jahre später Sportchef beim FC Muri wird, holt er den begnadeten Masseur ins Klosterdorf. Seit Anfang der 2000er-Jahre ist Küng nun beim FC Muri. Er massiert, er pf legt, er schröpft – und er hat immer ein offenes Ohr für die Spieler.
Und dort erlebte er einige Trainer. Markus Schneider, Roger Wehrli, Roger Hegi, Simo Mouidi, Norbert Fischer, Rico Benito, Beat Hubeli und René van Eck. 2016 wird Beat Hubeli vom FC Muri entlassen. Der Staff setzt sich zusammen. «Sie sind mit Beat schlecht umgegangen. Und wir hörten alle auf. Das wollten wir nicht mitmachen.»
«Ich brauche jetzt sogar das Wort ‹geil›»
Küng macht eine sch(r)öpferische Pause. Bis im vergangenen Sommer FC-Muri-Präsident Michael Stadelmann und Sportchef Yanick Hofer anklopfen. Küng, der aus erster Ehe drei Kinder hat und nun mit seiner neuen Freundin zwei Kinder, fragte zu Hause um Erlaubnis für das neuerliche Engagement. «Ich kriegte das O.k.», meint er lachend. Küng ist zurück beim FC Muri.
Einmal pro Woche im Training und an jedem Spiel ist er dabei. «Der Zusammenhalt im Team ist so gut wie selten zuvor. Ich brauche jetzt sogar das Wort ‹geil›, auch wenn ich schon ein älteres Semester bin.» Trainer Piu sei dabei ein wichtiger Faktor. «Er lebt den Fussball mit ganzem Herzen.» Küng hofft, dass dem FC Muri der Aufstieg gelingt. «Muri gehört in die 1. Liga. Mit so einem tollen Team, einem gesunden Verein und solch treuen Fans müssen wir einfach aufsteigen. Es wäre eine tolle Sache.»
Dafür braucht es nach der bitteren 1:2-Pleite gegen Klingnau eine Leistungssteigerung gegen Lachen/Altendorf im Heimspiel am Sonntag. «Wenn wir vorne dabei sein wollen, dann ist ein Sieg Pflicht.» Die Meisterschaft neigt sich dem Ende zu. Und Muri hat wichtige Spiele vor den Füssen. Nach dem Heimspiel am Wochenende folgen die Auswärtsspiele in Adliswil (Samstag, 7. Mai, 16 Uhr) und in Grenchen (Mittwoch, 11. Mai, 20 Uhr). Läuft es in diesen Spielen rund, wird Muri seinen 2. Rang festigen können.
Sprachlosigkeit, wenn er seinen Beruf verrät
Doch dafür müssen auch die Spieler rund laufen. Und dafür sorgt Rolf Küng. Er massiert, schröpft und sorgt dafür, dass die Muri-Kicker topfit sind. Seit Küng 24 Jahre alt ist, massiert er Fussballer aus dem Freiamt. Und wenn ein Neuzugang fragt, was Küng von Beruf ist, und er antwortet: «Ich arbeite als Metzger in Kölliken», folgen fragende Blicke und Sprachlosigkeit.
Aber es passt zu diesem unkomplizierten und aufgestellten Typen, der den Fussball einfach liebt und dafür alles tut. Küng ist kein 08/15-Typ, sondern ein Mensch, mit dem man wohl stundenlang reden könnte. «Ich gebe mein Bestes», meint er lachend. «Ich habe als Masseur viel Kontakt mit Menschen, mit Fussballern. Das macht mir viel Spass. Und wenn ich helfen kann, noch mehr.» Es ist zudem ein Ausgleich zu seinem «anderen» Job als Metzger, wo er hauptsächlich totes Fleisch bearbeitet.
Für Muri geht es am Sonntag um die Wurst. Ein weiteres Spiel auf dem Weg zum Aufstieg. Küng wird alles dafür tun, dass die Spieler fit sind. Zum Schluss muss die Frage geklärt werden, ob er bei einem allfälligen Aufstieg des FC Muri auch in dieser Saison nackt über den Platz flitzt? Küng überlegt kurz und sagt dann: «Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass wir es schaffen und bin deshalb diese Wette eingegangen. In dieser Saison glaube ich an den Aufstieg, deshalb verzichte ich darauf.» Optional bietet er dem Team aber an, dass er sich den Kopf rasiert.
Vier Spieler fehlen
Nach der 1:2-Pleite in Klingnau will der FC Muri eine heftige Reaktion im Heimspiel gegen den FC Lachen/Altendorf zeigen. Trainer Piu muss auf die verletzten Joel Trüb, Rafael Ferreira und Reto Brügger verzichten. Michael Stadelmann ist ferienbedingt abwesend. --red