Anhaltend grosse Belastung
08.04.2022 Region BremgartenDer Informations- und Aufsichtsdienst ist auch weiterhin sehr stark gefordert
Zwischen Doministeg beim Kloster Hermetschwil und Mühlau patrouillieren täglich Ranger des Informations- und Aufsichtsdienstes. Sie sensibilisieren die Erholungssuchenden zur Einhaltung ...
Der Informations- und Aufsichtsdienst ist auch weiterhin sehr stark gefordert
Zwischen Doministeg beim Kloster Hermetschwil und Mühlau patrouillieren täglich Ranger des Informations- und Aufsichtsdienstes. Sie sensibilisieren die Erholungssuchenden zur Einhaltung der Naturschutzregeln. Diese Kontrolle ist ungebremst wichtig.
Roger Wetli
«Das Besucheraufkommen war im letzten Jahr aufgrund der Coronasituation noch immer etwas grösser als sonst und damit auch der Druck auf die Naturschutzgebiete des Reusstals», erklärt Niklaus Peyer. Der Angestellte der Stiftung Reusstal leitet den Informations- und Aufsichtsdienst im Auftrag der Kantone Zürich und Aargau. «Aufgrund dieses Drucks haben unsere Ranger teilweise längere Einsätze machen müssen. Ein Besucheransturm wie während des Lockdowns im Frühling 2020 blieb aber aus.»
Hauptprobleme: nicht angeleinte Hunde und Querfeldeinwanderer
Wie in früheren Jahren war auch 2021 die Missachtung der Hundeleinenpflicht die häufigste Störung in Naturschutzgebieten. «Sie hat zudem, neben dem Betreten von Naturschutzgebieten, den grössten negativen Einf luss auf die bedrohte Tier- und Pflanzenwelt», so Peyer. «Erfreulich ist jedoch, dass im gesamten Gebiet nach wie vor mehr Hunde an der Leine unterwegs sind als ohne Leine.» Ein Problem von frei laufenden Hunden seien die hinterlassenen Duftmarken, auch wenn Nasen von Menschen diese nicht wahrnehmen. Wildtiere würden Gebiete mit vielen Duftmarken meiden. «Dies und Störungen durch unbedachtes Durchqueren von Naturschutzgebieten verkleinern den ohnehin eingeschränkten Lebensraum für viele seltene Arten weiter», gibt er zu bedenken. Daneben seien 2021 auch viele Fälle von illegalen Feuerstellen, Flügen mit Drohnen oder Modellf lugzeugen, Boots-/Stand-up-Paddle-Verstössen und verbotenem Lagern und Campieren registriert worden. Eine Häufung würde auch bei Velofahrern auf mit Fahrverbot belegten Flurwegen beobachtet. «Dies hängt wohl mit dem E-Bike-Boom zusammen», mutmasst der Leiter des Informations- und Aufsichtsdienstes. «Das ist jedoch in erster Linie ein Problem zwischen den Freizeitnutzenden und weniger für die Natur selber, da die Naturschutzgebiete dadurch kaum betroffen sind.» In solchen Fällen würden die Ranger offensichtliche Übertretungen aus Unkenntnis ansprechen und versuchen aufzuklären. «Aber das ist eigentlich Aufgabe der Polizei», gibt er zu bedenken.
Mehr Verständnis erwünscht
Niklaus Peyer ist überzeugt, dass sein Team des Informations- und Aufsichtsdienstes erfolgreich für mehr Verständnis sorgt. «Sie sind täglich unterwegs, auch bei schlechtem Wetter und an den Wochenendtagen, im Sommer gar zu zweit. Unsere Ranger informieren über Vorschriften, Gebote und Verbote, aber auch über die Besonderheiten der Natur und der Landschaft», gibt er Einblick. «An Sonntagen mit grossem Besucheraufkommen informieren sie die Bevölkerung an Informationsständen über verschiedene Themen wie Fische, Vögel, Amphibien, Reptilien.» Bei Verstössen würde in erster Linie informiert, bei gravierenden Fällen seien aber auch Verwarnungen, Verzeigungen und Bussen möglich. «Letzteres ist aber zum Glück selten nötig. Die überwiegende Mehrheit der Besucher des Reusstals zeigt Verständnis und hält sich an die Vorschriften, wenn sie von den Rangern angesprochen wird.»
Spezielle Herausforderungen sieht Niklaus Peyer in diesem Jahr nicht auf sein Team zukommen. «Sobald es wieder wärmer wird, gibt es erfahrungsgemäss jedes Jahr und im gesamten Reusstal einen Anstieg der Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel Schlauchboote, Stand-up-Paddler, Sonnenbadende oder Feuerstellen.» Es sei schwierig zu sagen, ob die Gesamtbesucherzahl im Vergleich zu 2020 und 2021 nochmals steigen werde. «Vielleicht werden es weniger, da viele Leute wieder Urlaub im Ausland machen», mutmasst er.
Vorfreude überwiegt
Um renitenten Personen zu begegnen, würden wie bisher einzelne Einsätze zusammen mit der Polizei unternommen, die sofort Bussen ausstellen kann. Bei allen Aufsichtsaufgaben dürfe aber der Teil der Information nicht vergessen gehen. «Er steht bewusst an erster Stelle des Dienstnamens. Deshalb überwiegt meine Vorfreude auf spannende Naturbeobachtungen, Naturfotos von Besuchern, Anfragen, neue Rangerinnern und Rangern und auf den Austausch zwischen den verschiedenen Rangerdiensten.»
Neue Ranger gesucht
Aktuell beschäftigt die Stiftung Reusstal im Auftrag der Kantone Aargau und Zürich 15 Rangerinnen und Ranger in Teilzeitanstellung. Sie verfügen über sehr unterschiedliche beruf liche Hintergründe, die von Studenten über Biologen bis zu Rentnern reichen. Es gibt aufgrund beruflicher Veränderungen wieder einige Wechsel im Aufsichtsteam. Die Stiftung Reusstal sucht dieses Jahr deshalb wieder neue Rangerinnen und Ranger. --rwi