Cup-Held Künzli
29.03.2022 SportFussball, Cup-Qualifikation 1. Liga: FC Wohlen – FC Naters Oberwallis 1:0 nach Verlängerung
In einer durchwachsenen Partie sorgt Wohlen-Innenverteidiger Nicolas Künzli für die Entscheidung. 113 Minuten musste sich der FC Wohlen bis zum erlösenden ...
Fussball, Cup-Qualifikation 1. Liga: FC Wohlen – FC Naters Oberwallis 1:0 nach Verlängerung
In einer durchwachsenen Partie sorgt Wohlen-Innenverteidiger Nicolas Künzli für die Entscheidung. 113 Minuten musste sich der FC Wohlen bis zum erlösenden Treffer gedulden, dank dem die Freiämter in der kommenden Saison im Schweizer Cup spielen.
Josip Lasic
Die 113. Minute des Spiels läuft. Mittlerweile ist eine deutliche Anspannung auf den Niedermatten zu spüren. Bei Spielern, Staff und Zuschauern. Fällt noch ein Tor in der Verlängerung, oder geht es ins Penaltyschiessen? Freistoss FC Wohlen. Davide Giampà tritt ihn in Richtung Naters-Goal. Der Ball fällt Innenverteidiger Nicolas Künzli vor die Füsse. Eine blitzschnelle Reaktion. Tor.
Die Dämme brechen. Der 22-Jährige springt jubelnd in die Luft. Dann stürzen sich die Mitspieler auf ihn. Auch die Spieler auf der Ersatzbank rennen los, um den rothaarigen Riesen zu bejubeln. Rund zehn Minuten später folgt die definitive Erlösung. Schlusspfiff. Der FC Wohlen spielt in der kommenden Saison im Schweizer Cup. «Es war eine riesige Erleichterung, als der Ball drin war», sagt Torschütze Künzli.
Fahrlässige Chancenverwertung
Bereits in der ersten Halbzeit der Verlängerung schien Künzli den vermeintlich erlösenden Treffer für die Wohler erzielt zu haben. Nach einem Eckball bringt der Innenverteidiger den Ball auf Naters-Goalie Florian Zuber. Dieser lässt den Ball an die Latte prallen. Das Leder fällt auf die Linie. Oder doch dahinter? Der Schiedsrichter ist der Ansicht, dass es kein Tor war. Während die Wohler bereits lautstark protestieren, springt Künzli in den Abpraller. Doch der gegnerische Keeper wehrt seinen Kopfball ab. «Ich glaube, dass der Ball nicht hinter der Linie war», so der Abwehrspieler. «Aus meiner Position sah es nicht danach aus.»
Die Szene steht stellvertretend für das ganze Wohler Spiel. Während Naters Oberwallis über die gesamte Partie den Ball in den eigenen Reihen zu halten versucht, tief steht und vorsichtig spielt, erscheinen die Freiämter zunächst ideenlos. Je länger das Spiel dauert, desto besser kommt der FCW ins Spiel. Die Gäste warten auf eine Konterchance, während die Freiämter grösste Gelegenheiten vergeben. Davide Giampà schiebt den Ball in der 1. Halbzeit am leeren Tor vorbei, Luigj Milicaj setzt ihn in der zweiten Hälfte aus aussichtsreicher Position über das Gehäuse. Vilson Doda schiesst kurz vor Schluss der regulären Spielzeit den schon geschlagen scheinenden Goalie ab. Und in der Verlängerung gibt dazu der Schiedsrichter einen Penalty nach Foul an Valdimiro Cuinjinca nicht. Das gegnerische Tor erscheint wie zugemauert.
«Wir waren nicht besonders effizient», sagt Künzli. «Solche Spiele gibt es. In der Vorwoche gegen Buochs waren wir dafür enorm effizient und gewannen 5:0. Heute haben wir uns schwerer getan. Das Wichtigste ist aber, dass wir nie von unserem Plan abgewichen sind. Obwohl wir eine Verlängerung vermeiden wollten, haben wir die Ruhe bewahren können.»
Sportchef Alessio Passerini beschreibt das Duell gegen die Walliser als schwieriges Spiel. «Der Gegner steht tief, riskiert nicht viel. Es war ein typisches Cup-Spiel. Defensiv haben wir wenig bis gar nichts zugelassen, insofern ist unser Sieg nicht unverdient. Und im Cup ist das die Hauptsache.»
Hoffnung auf spannenden Gegner
Der FC Wohlen wird damit in der kommenden Spielzeit zum ersten Mal seit der Saison 2019/20 im Schweizer Cup vertreten sein. Damals gab es nach einem 2:1-Sieg gegen Wettswil-Bonstetten in der 1. Runde einen Fussball-Leckerbissen auf den Niedermatten gegen Super-League-Team Luzern.
Es war die erste Saison für Nicolas Künzli im Wohlen-Trikot. Er erinnert sich mit Freuden daran zurück. «Ich hoffe, dass wir jetzt wieder so einen grossen Namen auf den Niedermatten begrüssen dürfen», sagt der Torschütze. Mit seinem erlösenden Treffer hat er dem FC Wohlen diese Möglichkeit beschert.
«Hauptsache gewonnen»
Wohlen-Trainer Ryszard Komornicki ist am Ende trotzdem zufrieden
Wirklich begeistert war FC-Wohlen-Trainer Ryszard Komornicki während der Partie seiner Mannschaft gegen den FC Naters Oberwallis nicht. Spätestens als Vilson Doda eine Grosschance kurz vor Ende der regulären Spielzeit vergibt, reicht es dem 62-jährigen Polen. Vor Wut tritt er auf den Boden und schimpft. «Der Torwart war doch schon am Boden. Wieso schiesst er ihn ab?»
Nach der Partie ist Komornicki deutlich entspannter. «Es gibt nicht viel zu sagen. Wir haben uns qualifiziert. Das war das Ziel und wir haben es erreicht.» Die Chancenauswertung bemängelt auch der Trainer, nimmt die Mannschaft allerdings auch in Schutz. Topskorer Luiyi Lugo (15 Tore) fehlt krank gegen die Walliser. «Das soll keine Ausrede sein. Aber mit seiner körperlichen Präsenz wäre uns Lugo selbstverständlich eine Hilfe gewesen. In diesem Spiel hat man gut gesehen, wie wichtig es ist, dass man ein breites Kader mit viel Qualität hat.»
Frustpotenzial war da
Die mangelnde Effizienz seines Teams war nicht das Einzige, was Komornickis Nervenkostüm auf die Probe gestellt hat während des Spiels. Der Gegner stand tief und hat dem FC Wohlen das Fussballspielen erschwert. «Und gerade bei unserem Rasen kommt uns das gar nicht entgegen. Wir haben keinen Heimvorteil. Ich glaube, dass ich noch auf Platzwart umschulen muss.» Und mit den Entscheidungen des Schiedsrichters war er auch nicht immer zufrieden. In erster Linie beim Foul an Valdimiro Cuinjica in der ersten Hälfte der Verlängerung. «Glasklarer Penalty. Natürlich macht Valdimiro das clever. Aber Foul ist Foul. Ausserdem finde ich es nicht gut, dass uns ein welscher Schiedsrichter pfeifen musste. Wenn ich den Assistenten frage, wie viel Nachspielzeit es gibt, und er mir signalisiert, dass er mich nicht versteht, ist das unvorteilhaft.» Nichtsdestotrotz ist der Trainer zufrieden. «Wir wollten gewinnen. Ob in der regulären Spielzeit, der Verlängerung oder dem Penaltyschiessen, war egal. Unsere Aufgabe haben wir erfüllt.» --jl