Augenreiben nach der Pause
29.03.2022 SportHandball 1. Liga Abstiegsrunde: TV Muri – HV Herzogenbuchsee 30:19 (10:14)
Was nach 35 Minuten in der Partie TV Muri gegen HV Herzogenbuchsee abging, hat mit Logik nichts zu tun. Arg in Bedrängnis, verwandelte der TV Muri einen deutlichen Rückstand in einen ...
Handball 1. Liga Abstiegsrunde: TV Muri – HV Herzogenbuchsee 30:19 (10:14)
Was nach 35 Minuten in der Partie TV Muri gegen HV Herzogenbuchsee abging, hat mit Logik nichts zu tun. Arg in Bedrängnis, verwandelte der TV Muri einen deutlichen Rückstand in einen Kantersieg. Verantwortlich dafür waren ein Bollwerk um Torhüter Ivo Rütimann und ein entfesselter Eligio Gomboso.
Das haben sie sich wohl anders vorgestellt. Mit 10:14 ging Herzogenbuchsee in dieser sogenannten Vier-Punkte-Partie in die Pause. «Für uns war es das erste Cup-Spiel», betitelte Paul Stöckli die wegweisende Partie. War es doch ein Duell zweier punktgleichen Mannschaften um den direkten Ligaerhalt. Zwischenzeitlich lagen die Oberaargauer mit fünf Toren vorne. In der 35. Minute traf der beste Spieler der Gäste, Luc Kummer, mit seinem fünften Treffer zum 11:15. «Für mich ist unerklärlich, wie wir ins Spiel gegangen sind. Wir haben genau das falsch gemacht, was wir vermeiden wollten», sagt Paul Stöckli.
Vom 11:15 zum 18:15
Nach sechs Minuten habe man neun Ballverluste gehabt, die teilweise zu direkten Gegentoren geführt hätten, ergänzt er. War das die Vorentscheidung? Ja, dachten wohl die meisten der 350 Zuschauer. Gedacht hat dies wohl auch der Gegner. Erst recht als Yorick Kaufmann zehn Sekunden später nicht reüssierte. Was danach in der Bachmattenhalle abging, ist in Worte kaum zu fassen.
Mit dem 12:15 (37.) von Eligio Gomboso bahnte sich die Wende an. Spätestens als Torhüter Ivo Rütimann Sekunden später beim Stand von 13:15 einen Wurf von Nicolas Zaugg abwehrte, verwandelte sich die Bachmattenhalle in ein Tollhaus. Das eigene Wort war nun nicht mehr zu verstehen. Jetzt war der Bann gebrochen. Herzogenbuchsee wurde nun innert wenigen Minuten regelrecht aus der Halle gefegt. Acht Minuten später führte Muri mit 18:15. Und das war bei Weitem noch nicht das Ende des Feuerwerks. Muri legte noch einen Zacken zu. Im Fokus stand immer wieder Ivo Rütimann. Einerseits entschärfte der Torhüter Wurf um Wurf. Gleichzeitig warf er selber zwei Tore ins leere gegnerische Gehäuse. In der Verzweiflung versuchten nämlich die Berner, ohne Torhüter, aber mit sieben Feldspielern Gegensteuer zu geben.
Ein Bollwerk in der Abwehr
Gegen die nun entfesselte Heimmannschaft ging diese Massnahme nach hinten los. «Ivo pflückte in kurzer Zeit drei, vier freie Bälle, was uns direkte Gegenstösse ermöglichte. Danach bekamen wir nach der Führung das nötige Vertrauen in uns», sagt der Trainer. Gegenstoss um Gegenstoss rollte auf den bemitleidenswerten Gästetorhüter zu. Die Abwehr stand wie eine Wand. Angeführt von Linus Staubli, Noel Angehrn und Lukas Schwenkfelder, zog man ein regelrechtes Bollwerk auf. In der Tat erzielte Herzogenbuchsee nach der Pause unterirdische fünf Tore. Nach 58 Minuten stand es 28:17. Am Schluss waren es sagenhafte elf Tore Differenz. Für die Torproduktion zeigten sich der in dieser Partie überragende Eligio Gomboso (11) und auch Finn Kreuzer (7) zuständig. Seinen Anteil an diesem Erfolg hatte auch Yorick Kaufmann. Trotz offensichtlichen körperlichen Beschwerden wirbelte er in gewohnter Manier und holte einige wichtige Siebenmeter heraus.
«Das ist einfach geil»
«Nach der Pause kam das Publikum. Die Abwehr stand und Ivo Rütimann machte den Kasten dicht. Danach hatten wir das Momentum auf unserer Seite und wir fegten den Gegner aus der Halle», sagt Rückraumspieler Noel Angehrn. Wenn man in so einem wichtigen Spiel die ganze Halle hinter sich habe, sei es «einfach so richtig geil», fügte er an. Nach dem Schlusspfiff liessen sich die Spieler minutenlang feiern. Statt, dass man mit einer Niederlage arg in Bedrängnis gekommen wäre, haben es die Freiämter in den restlichen vier Spielen selber in der Hand, die nötigen Punkte für den direkten Ligaerhalt zu holen. Die nächste Gelegenheit bekommt man beim punktlosen Schlusslicht SG Lyss in zwei Wochen. --tvm