Der unermüdliche Ammann
04.02.2022 BremgartenRaymond Tellenbach im Interview
kann seit vielen Jahren auf die Dienste seines Stadtammanns zählen. Obwohl er bereits seit 2007 als Stadtrat amtet, ist der gebürtige Berner auch nach 15 Jahren noch nicht amtsmüde und freut sich auf die vielen unterschiedlichen ...
Raymond Tellenbach im Interview
kann seit vielen Jahren auf die Dienste seines Stadtammanns zählen. Obwohl er bereits seit 2007 als Stadtrat amtet, ist der gebürtige Berner auch nach 15 Jahren noch nicht amtsmüde und freut sich auf die vielen unterschiedlichen Herausforderungen, die in den kommenden vier Jahren auf Bremgarten zukommen werden. Im grossen Interview zum Start der neuen Legislatur blickt Tellenbach nochmals zurück auf seine Anfangsjahre im Städtli, verrät, was das Amt für ihn so besonders macht und blickt auf die anstehenden Projekte und Ereignisse, die in Zukunft auf Bremgarten zukommen werden. --huy
«Man muss Menschen gerne haben»
Raymond Tellenbach hat seine vierte Amtszeit als Stadtammann in Angriff genommen
Seit 2007 ist Raymond Tellenbach Teil des Bremgarter Stadtrates. Seit 2010 leitet er das Kollegium. Der langjährige Stadtammann spricht über Erlebtes, die Herausforderungen der Zukunft und persönliche Momente, die ihm ans Herz gehen.
Marco Huwyler
Wer an die politische Personifikation Bremgartens denkt, hat heutzutage automatisch Raymond Tellenbach im Kopf. Der 67-Jährige ist längst zum Urgestein und zur Symbolfigur des Reussstädtchens geworden. Kaum ein öffentlicher Anlass findet ohne ihn statt. Kaum eine städtische Veranstaltung, an der er nicht das Wort führt. Bloss der Dialekt erinnert einen zuweilen daran, dass es eigentlich bloss dem Zufall beziehungsweise der Liebe zu verdanken ist, dass der Diplomatensohn aus Bern einst den Weg ins Städtli gefunden hat. Aus familiären Gründen zog er 1996 in die Heimat seiner Frau. Dass er in den kommenden Jahrzehnten die Lokalpolitik des Freiamts massgeblich prägen sollte, hätte sich der damals selbstständige Informatiker nicht ausmalen können.
Aus welchen Gründen sind Sie einst in Bremgarten politisch aktiv geworden?
Raymond Tellenbach: Das ist meinem damaligen Nachbarn zu verdanken, der mich um die Jahrtausendwende herum anfragte, ob ich in der Schulpf lege mitmachen wollte. Ich habe sofort verneint. Ausgerechnet ich, der in der Jugendzeit mit der Schule und deren Autoritäten oft auf Kriegsfuss stand (lacht). Ich habe ihm gesagt, ich sei eher ein Zahlenmensch. Kurz darauf kam er wieder
– in der Finanzkommission sei nun auch ein Platz frei. Dann konnte ich nicht mehr Nein sagen.
Wie kam es dann 2007 zur erfolgreichen Stadtrats-Kandidatur?
Auch da wurde ich angefragt, von meiner Partei. Nach sieben Jahren in der Fiko sei ich der ideale Mann, hiess es damals. Und genau so war es auch 2010, als ich Stadtammann wurde.
Apropos Partei – weshalb sind Sie in die FDP eingetreten?
Ich fühlte mich dort einfach politisch am meisten zu Hause. Geprägt hat mich sicher auch Kurt Wasserfallen (langjähriger Berner FDP-Stadtrat, Anm. d. Red.), mit dem ich gut befreundet war. Wir haben zusammen Handball gespielt. Das waren noch Zeiten (lacht).
Nun sitzen Sie bereits 15 Jahre lang im Stadtrat und sind seit 12 Jahren Stadtammann. Was hat Sie dazu bewogen, nochmals eine Amtsperiode anzuhängen? Weshalb sind Sie noch nicht amtsmüde?
Ich mag meine Arbeit einfach sehr und bin der richtige Typ dazu. Ich arbeite gerne im Team, pflege Kontakte, sehe Zusammenhänge und arbeite konstruktiv. Und ich bin konsensfähig. Ein «Mehrheiten-Mensch», wie ich gerne sage. Das heisst, ich vertrete gerne eine schweigende Mehrheit und mag es nicht so, Teil einer lauten Minderheit zu sein. Und natürlich wäre da auch noch der Faktor Bremgarten. In einer anderen Stadt hätte ich es wohl nicht so lange ausgehalten.
Was macht es hier so besonders?
Die meisten Menschen, die hier leben, lieben ihr «Städtli» und sind stolz darauf. Bremgarten schliesst man ins Herz, wenn man hier wohnt. Das spürt man auch in der täglichen Arbeit. Das gibt einem Energie. Es ist aber auch wirklich ein Hammerwohnort. Gute Lage, traumhafte Kulisse, gute Verkehrsanbindungen, die Natur vor der Tür, kulturelle Möglichkeiten, kaum soziale Probleme, gute Beziehungen zu den Nachbargemeinden – und und und. Da fällt es einem leicht, sich für «seine» Stadt zu engagieren.
Ist Bremgarten dies mittlerweile auch für Sie?
Ja, Bremgarten hat Bern schon lange den Rang abgelaufen. Früher sagte ich jeweils, Bremgarten sei ein «Klein-Bern». Heute sage ich, Bern ist ein «Gross-Bremgarten». Die Perspektiven haben sich verschoben (lacht).
Was muss man mitbringen, um Stadtrat zu sein?
Es ist schwierig, weil die Arbeit so vielseitig ist. Als neuer Stadtrat braucht man ein Jahr, bis man einigermassen «checkt», wie es läuft – mindestens – eher sind es sogar zwei. Die Zusammenhänge sind komplex. Intern braucht man eine hohe Sachkenntnis und muss gegen aussen möglichst simpel kommunizieren. Man muss gerne gestalten und strategisch denken können, ohne die unmittelbaren Probleme aus den Augen zu verlieren. Vor allem muss man aber die Menschen gerne haben und gerne unter ihnen sein. Und man sollte auch versuchen, ein Vorbild zu sein.
Das hat aber auch seine Schattenseiten. Abschalten stelle ich mir schwierig vor. Wie ist es, quasi «der bekannteste Bremgarter» zu sein?
Mir gefällt diese Rolle. Ich geniesse es, wenn mich die Leute grüssen und jeder gerne mit mir einen kleinen Schwatz hält. Auch das Feedback motiviert mich. Es gibt Antrieb, wenn einem die Leute nach 15 Jahren sagen «Mach einfach weiter so». Und was das Abschalten betrifft, fällt mir das zu Hause leicht. Nur selten habe ich schlaflose Nächte.
Dann gibt es keine Dinge, die Ihnen in der täglichen Arbeit schwerfallen?
Doch, doch, natürlich. Vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Wenn man ernste Gespräche führen muss. Entlassungen. Burn-outs. Oder auch menschliche Schicksale, die man mitkriegt und begleitet als Stadtrat. Sozialfälle etwa. Oder Verbrechen. Und es gibt auch Zeiten, wo man als Politiker Krisenmanagement betreiben muss. Auch das ist alles andere als leicht.
Erzählen Sie ein Beispiel.
Als wir 2013 das Asylzentrum eröffneten und Zonen definierten, in denen sich die Asylsuchenden nur mit Begleitung aufhalten durften, gerieten wir in einen veritablen Shitstorm. Bremgarten wurde mit dem Apartheid-Regime verglichen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga musste beschwichtigen. Mein Telefon klingelte im Minutentakt. Sogar Journalisten aus Moskau haben mich angerufen und gefragt, was wir hier eigentlich machen würden. Das war nicht leicht und lehrte uns einmal mehr, wie wichtig eine gute Kommunikation heutzutage ist, bei allen möglichen Themen. Und zwar von Anfang an.
Hat diese Wichtigkeit zugenommen im Vergleich zu früher?
Ich denke schon. In den letzten 20 Jahren ist alles viel komplexer geworden. Nicht bloss in der Politik, im Leben insgesamt. Die Leute sind besser informiert über alles Mögliche. Beziehungsweise auch stärker desinformiert. Und diese Flut aus divergierenden Informationen führt zu Ängsten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man den Leuten klar sagt, worum es geht, bevor sich falsche Gerüchte verbreiten. Kommunikation gegen aussen ist eine grosse Herausforderung für den Stadtrat. Wir wollen darauf in Zukunft noch mehr Wert legen.
Was hat sich im Laufe Ihrer Amtszeit sonst noch verändert?
Natürlich primär, dass heute alles elektronisch ist. Aber auch die Kompetenzen sind nun leicht anders verteilt als noch zu meinen Anfangszeiten. Wir können mehr delegieren und der Verwaltung beziehungsweise den Abteilungsleitern mehr Entscheidungsfreiheit gewähren. Nicht mehr jeder kleinste Budgetposten muss von uns abgesegnet werden. Das entlastet den Stadtrat. Doch in diesem Zusammenhang muss man sehr aufpassen, dass man volksnah bleibt.
Wie meinen Sie das?
Auch wenn ich nicht alles entscheiden muss, muss ich trotzdem über praktisch alles informiert sein, was entschieden wurde. Das braucht nur bedingt weniger Zeit. Wenn ich auf der Strasse auf einzelne Budgetposten angesprochen werde, muss ich eine kompetente Antwort geben können. Das ist elementar. Sonst heisst es schnell mal «du, de Tellebach isch ja völlig weg vom Fänschter» (lacht).
Inwiefern haben sich die Herausforderungen für Bremgarten geändert, seit Sie im Stadtrat sind?
Ich würde sagen, die Herausforderungen unterscheiden sich nur bedingt, aber der Fokus ändert sich. Weil den Menschen andere Dinge wichtig sind. Ökologie beispielsweise. Digitalisierung. Oder nehmen Sie das Lichtverschmutzungsreglement als Beispiel. Das hätte man auch schon vor 20 Jahren anpacken können. Damals hat dies allerdings noch niemanden wirklich interessiert. Die Reduzierung der Lichtverschmutzung in Bremgarten ist mir übrigens ein grosses Anliegen. Das Reglement durchzubringen eine Herzensangelegenheit.
Weshalb?
Weil ich denke, dass man so die Schönheit der Stadt und der natürlichen Umgebung noch mehr betonen und damit die Lebensqualität – von Tier und Mensch – verbessern kann. Wer einmal in der Sahara in den Sternenhimmel geschaut hat – oder auch hierzulande in den Bergen – weiss, was ich meine.
Wann soll denn dieses neue Lichtreglement eingeführt werden?
Ich denke, in zwei Jahren sollte es vors Volk kommen.
Bis dahin stehen aber noch weitere wichtige Geschäfte an, die die Zukunft Bremgartens massgeblich prägen werden. Beispielsweise die BNO-Revision, die im Oktober in einer ausserordentlichen «Gmeind» behandelt wird.
Ja, der Stadtrat hofft sehr, dass diese durchkommt. Da steckt jahrelange Arbeit dahinter.
Ein Selbstläufer dürfte dies nicht werden. Wurde doch die Teilrevision «Obere Ebene» vor gut einem Jahr abgelehnt. Was tun Sie, damit sich die Geschichte nicht wiederholt?
Auch hier gilt: Kommunikation ist das A und O. Wir versuchen die Diskussion in die richtige Richtung zu lenken. Die Auswirkungen zu thematisieren, welche ein «Nein» zur Vorlage hätten. Mit den Parteien sprechen. Wir werden uns auch mit jeder der rund 60 Eingaben, die während der öffentlichen Auflage eingingen, intensiv auseinandersetzen und das Gespräch mit den entsprechenden Exponenten suchen. Viele sind offen dafür. Aber es gibt auch jene, die einfach stur auf ihrer Ansicht beharren. Da ist es schwer.
Ein zentrales Thema der BNO ist die Umzonung der «Oberen Ebene», damit mehr Wohnraum entsteht und Bremgarten dort Wachstum generieren kann. Viele Menschen haben jedoch genau damit Mühe. Sie wollen gar nicht, dass ihr Bremgarten weiter wächst.
Wir haben diesbezüglich keine Wahl. Einerseits, weil der Kanton dies so vorgibt und Bremgarten als Wachstumsschwerpunkt definiert hat. Andererseits aber auch, weil die Leute nach Bremgarten ziehen wollen. Wir sind ein attraktiver Wohnraum. Zuwanderung kann man nicht verbieten. Zudem steigt aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen auch der interne Bedarf nach Wohnraum. Im Vergleich zu früher leben mehr Menschen alleine. Und Homeoffice hat den Wunsch nach grosszügigeren Wohnungen verstärkt. Wenn wir all dies einfach ignorieren und im Status quo verharren, dann sinkt einerseits die Lebensqualität im Vergleich zu anderen Regionen und andererseits regelt dann der Markt die Wohnsituation, und die Miet- und Kaufpreise steigen ins Astronomische. Das darf ja auch nicht das Ziel sein.
Und wenn die BNO-Revision abgelehnt wird?
Dann müssen wir wieder über die Bücher und andere Lösungen versuchen zu finden. Es wäre jammerschade um die ganze gemachte Arbeit und ich bin überzeugt, dass wir mit der jetzt vorliegenden Revision die besten Voraussetzungen für eine florierende Zukunft Bremgartens schaffen würden. Aber wenn eine Mehrheit findet, dass ein anderer Weg besser ist, dann ist es halt so. Ich habe einfach Mühe damit, wenn bloss billige Polemik gemacht wird und es nur ums Verhindern geht. Wer Nein sagt, sollte auch etwas von der Materie verstehen und Alternativen aufzeigen können.
Viel Polemik herrschte auch rund um die verlorene Abstimmung zur vom Stadtrat beantragten Steuerfusserhöhung im Juni 2020. Wie hat sich der Stadtrat damit arrangiert?
Gut. – Es geht auch mit dem aktuellen Steuerfuss. Der Stadtrat kann auch so planen. Wenn man muss, findet man immer Sparpotenzial. Projekte können aufgeschoben werden. Kulturbudgets gekürzt. Wir könnten unsere Feste und Märkte absagen. Auf eine eigene Feuerwehr verzichten. Die Frage ist einfach, ob das der richtige, erstrebenswerte Weg ist. Für den Moment geht es noch gut mit den aktuellen Steuereinnahmen. Aber es wird der Zeitpunkt kommen, wo man sich diese Frage wieder stellen wird.
Ihre Partei unterstützte das Referendum gegen die Steuererhöhung und stellte sich damit gegen ihren Stadtpräsidenten.
Ja, das hat wehgetan, zumal es nicht das erste Mal war. Auch bei der Hallenbadsanierung 2012 musste ich mit Gegenwind aus den eigenen Reihen leben. Der Kopf versteht das. Dass dies so war, weil man die übliche Parteilinie fuhr. Aber einerseits finde ich, dass man nicht immer stur der Ideologie folgen muss. Man sollte offen für die besseren Argumente bleiben. Und andererseits war ich auch über die polemische Art und Weise enttäuscht. Solche Dinge hinterlassen Spuren, das muss ich zugeben.
Dennoch sind Sie immer noch im Vorstand der Ortspartei.
Ja, ich habe mir überlegt auszutreten. Aber es verbindet mich nach wie vor auch einiges mit meiner Partei. Und so kann ich auch weiterhin mitbestimmen, wohin die Reise geht.
Skeptisch ist die FDP auch, was einen Casino-Um- oder Neubau anbelangt. Wie ist hier Ihre Haltung?
Sehen Sie, hier zum Beispiel weiche ich gar nicht so sehr von der Parteilinie ab. Ich finde einfach irgendwas Neues dort zu machen auch nicht sinnvoll. Wenn man Geld in die Hand nimmt beim Casino, dann sollte es auch für einen grossen Wurf sein. Etwas, das Bremgarten einen richtigen Schub verleiht und das Städtli dauerhaft aufwertet. Ist dies nicht möglich oder zu teuer, lässt man es lieber ganz bleiben. Aber für ein definitives Urteil möchte ich erst die eben in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie abwarten (siehe «BBA» vom 11. Januar).
Wie sehen die Pläne bei der Sportanlage Bärenmatt aus? Die Bedingungen für den FC Bremgarten sind derzeit suboptimal.
Auch hier sind wir dran. Ich denke, jeder ist sich einig, dass man etwas machen muss. Die Kunst hier wird es sein, weder die maximale noch die minimale, sondern die optimale Lösung zu finden. Die Bärenmatt wird sicherlich Thema an der kommenden Sommer-«Gmeind» sein.
Wie soll sich die Altstadt in den kommenden Jahren entwickeln? Was unternimmt man, damit Sie attraktiv bleibt für Besucher und Gewerbe bzw. noch attraktiver wird?
Der bauliche Spielraum ist hier natürlich eng. Aber das Gesicht der Altstadt ändern wollen wir ja zum Glück auch nicht. Das Ziel ist klar, dass das Städtli lebendig und in Bewegung bleibt und nicht zu einer reinen «Wohn-Altstadt» wird. Hier wird der neue City-Manager Ralph Nikolaiski gefordert sein.
Dieser hat diese Woche seine Arbeit angetreten. Was soll er bewirken?
Nikolaiski soll unter anderem der Ansprechpartner für das Gewerbe werden. Er soll die Probleme spüren. Nah an den Menschen sein und gemeinsame Lösungen suchen. Das wird sicherlich Zeit brauchen. Vernetzung ist für diesen Job zentral und die bekommt man nicht von heute auf morgen. Von Vorteil ist aber, dass Nikolaiski als bekannter Bremgarter nicht bei null anfangen muss und dass er bei seinem früheren Arbeitgeber beispielsweise als Messeveranstalter schon ähnliche Dinge getan hat. Er passt wirklich gut ins Profil. Wir haben Nikolaiski aus über 20 Bewerbungen ausgewählt. Ich bin überzeugt davon, dass er seine schwierige Arbeit gut machen wird.
Im Sommer 2023 findet in Bremgarten die Premiere des Stadtfestes statt, das eine Tradition begründen soll. Wo steht man mit den Planungen?
Diese sind gut angelaufen. Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten. Das Insel-Konzept (siehe «BBA» vom 10. Dezember) gefällt mir. Es verspricht einiges. Ich freue mich sehr auf dieses Fest und stecke auch persönlich einiges Herzblut da rein. Beispielsweise habe ich die Website programmiert, die demnächst aufgeschaltet werden soll. Es war schön, wieder einmal in meinen alten Beruf einzutauchen (lacht).
Wo und in welcher Funktion wird man Sie am Stadtfest antreffen?
Wie man das von mir kennt. Ich werde wie gewohnt überall sein, allen Hallo sagen und viele Hände schütteln – wenn man dies dann hoffentlich wieder darf. Ich bin gespannt auf die ganze Vielfalt. Und hoffentlich hält meine Leber diese vier Tage durch (lacht).
Wie lange soll die Ära Tellenbach in Bremgarten eigentlich noch dauern? Feiern Sie 2030 das 20-Jahr-Jubiläum?
Nein, definitiv nicht. Dies ist meine letzte Amtszeit.
Ist auch ein Rücktritt während der laufenden Legislatur ein Thema?
Denkbar wäre es, geplant ist es nicht. Wenn es die Gesundheit zulässt, mache ich gerne noch bis 2026 weiter. Das wäre ein schöner, sauberer Abschluss. Aber ich lasse dies auf mich zukommen. Alles hängt auch von der Verfügbarkeit eines potenziellen Nachfolgers ab. Gespräche diesbezüglich laufen seit einiger Zeit.
Als ehemaliger Weltenbummler und Stadtberner wären Sie eigentlich prädestiniert für die Bundespolitik gewesen. Hat Sie das nie gereizt?
Ganz ehrlich, Nein. Ich habe vor fünf Jahren einmal einen halbherzigen Anlauf für den Grossrat genommen. Allerdings ohne grosse Leidenschaft. Letztlich war ich fast froh, dass es nicht gereicht hat.
Weshalb?
Ich bin kein Mann für die Legislative, wo ewig diskutiert wird und letztlich viele Laien komplexe Dinge entscheiden, von denen sie nicht viel Ahnung haben, aber einfach auf der Parteilinie mitschwimmen. Das stelle ich mir mühsam vor. Auch das ganze Parteienhickhack will ich mir lieber nicht antun. Da fühle ich mich viel wohler hier, wo ich gestalten kann, eingebettet und vernetzt bin. Eine schönere politische Arbeit, als ein Städtchen wie Bremgarten zu repräsentieren, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.