Bier gibts erst nach der Sitzung
25.02.2022 BünzenMarcel Riesen ist der neue Gemeindeammann von Bünzen
Seit Januar sitzt er im Gemeinderat, vor zwei Wochen wurde er als Gemeindeammann gewählt. «Die Puzzleteile beginnen langsam ineinanderzupassen», sagt Marcel Riesen. Es sei eine vielseitige und ...
Marcel Riesen ist der neue Gemeindeammann von Bünzen
Seit Januar sitzt er im Gemeinderat, vor zwei Wochen wurde er als Gemeindeammann gewählt. «Die Puzzleteile beginnen langsam ineinanderzupassen», sagt Marcel Riesen. Es sei eine vielseitige und interessante Tätigkeit. «Wir suchen überall bestmögliche Lösungen für Bünzen», sagt er.
Annemarie Keusch
Dass das Dorf lebt, das liegt Marcel Riesen am Herzen. Er mag es, wenn etwas los ist. Er mag es aber gleichzeitig auch, dass sich in Bünzen die meisten kennen. «Das Leben ist nicht anonym hier. Man hilft einander. Es ist niemandem egal, was der Nachbar macht», formuliert es Marcel Riesen. Dass er und seine Frau in einem kleinen Dorf leben wollen, das sei für sie immer klar gewesen. «Dass wir vor 18 Jahren nach Bünzen kamen, war aber eher zufällig», sagt der gebürtige Belliker. Mittlerweile hat er die Gemeinde lieb gewonnen, engagierte sich in der Feuerwehr, ist mittlerweile Teil des Feuerwehrvereins. «Solch kleine Dörfer haben viel Charme und ein ganz eigenes kulturelles Leben», findet er.
Seine Verbundenheit zum Dorf sei der Hauptgrund gewesen, weshalb er sich im Herbst für die Wahl in den Gemeinderat zur Verfügung gestellt hat. «Geliebäugelt damit habe ich schon länger. Aber es muss alles passen, der Job, die familiäre Situation, die Motivation», sagt er. Riesen ist Key Account Manager und arbeitet in Emmenbrücke. «Doch ich will mich beruflich verändern.» Diese Veränderungen lassen es zu, dass er sich politisch im Dorf engagieren kann. Seine beiden Söhne sind älter geworden, der jüngere absolviert aktuell sein letztes Schuljahr. «Und meine Familie steht hinter mir.»
Neuer Gemeinderat sei gut gestartet
Noch hat Riesen seinen Job nicht gewechselt. «Eigentlich kommt dieses Amt ein halbes Jahr zu früh für mich. Aber es wurden jetzt Leute gesucht.» Jetzt oder nie, das habe er sich gedacht. Dass er wenige Monate später als Ammann kandidieren würde, war für ihn im Herbst noch kaum vorstellbar. Mittlerweile ist es geschehen und Riesen wurde auch als Ammann gewählt. «Wir haben im neuen Team intensiv diskutiert. Spontan hatte niemand die zeitlichen Kapazitäten für das Amt. Weil ich mich sowieso beruflich verändere, ist es bei mir am ehesten möglich», erklärt er.
Der Bünzer Gemeinderat ist Anfang Jahr fast komplett neu gestartet. Nur Stefan Kuhn blieb als Bisheriger. «Wir sind sehr froh um ihn und darüber, dass er schon ein Jahr Erfahrung mitbringt», sagt Riesen. Gerade, wenn es um laufende Projekte geht. Und davon hat Bünzen aktuell einige grosse. Etwa die Sanierung der Besenbürenstrasse und des Radwegs nach Waldhäusern oder die temporäre Schulraumerweiterung. Aber Riesen sagt, der neue Gemeinderat sei gut gestartet. «Die Stimmung ist bestens, wir helfen einander. Alle bringen unterschiedliche Qualitäten mit, die sie in ihren Ressorts ausspielen können. Wir sind ein gutes Team.»
Sachliche Diskussionen
Lesen, das sei bisher die Hauptbeschäftigung als Gemeinderat und -ammann gewesen. Um bei den laufenden Projekten à jour zu sein, die ganze Geschichte zu kennen. «Natürlich haben wir auch in den ersten zwei Monaten schon viel diskutiert.» Gerade die vertieften Abklärungen für einen möglichen Zusammenschluss mit Boswil seien immer wieder ein Thema. «Weil ein Zusammenschluss auf fast jedes Projekt seinen Einf luss hätte», sagt Riesen. «Wir müssen und wollen einen Weg finden, der beide Optionen offenlässt», sagt Riesen.
Seine Antworten sind pragmatisch. Sich selber beschreibt er als lösungsorientiert, konfliktfähig und hilfsbereit. Dass sachlich und fachlich diskutiert und entschieden wird, ist ihm sehr wichtig. «Klar, es braucht auch Emotionen, sie zeigen, dass einem etwas wichtig ist. Aber es geht darum, dass wir im Gemeinderat die besten Lösungen für die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger und für unsere Gemeinde treffen.» Gerade auch im Hinblick auf einen möglichen Zusammenschluss mit Boswil sei das so. «Wir suchen den besten Weg für Bünzen, ob das der Zusammenschluss ist oder der Alleingang, werden die vertieften Abklärungen zeigen und werden die Stimmbürgerinnen und -bürger entscheiden.» Und seine persönliche Meinung? «Mein Herz sagt, dass der Alleingang besser wäre.»
Setzt auf offene Kommunikation
Die Geschäfte im Griff haben, offen mit der Bevölkerung kommunizieren, das Dorfleben intensivieren und fördern, die Infrastruktur in Schuss halten, die Finanzen im Blick haben und einen guten Kontakt zu den Nachbargemeinden pflegen. Die Ziele, die Riesen nennt, sind vielfältig und hoch. Ganz konkrete Legislaturziele will er aber keine nennen. «Wir wissen nicht, ob wir die ganze Legislatur Zeit haben, falls der Zusammenschluss zustande kommt, dann nicht.» Entsprechend liege der Fokus mehr auf der Aktualität als auf dem Blick in die Zukunft.
Und aktuell ist Marcel Riesen Gemeindeammann, gewählt seit zwei Wochen. «Führungsaufgaben zu übernehmen und Sitzungen zu leiten, das ist für mich nicht neu», sagt er. Was ihm hingegen zu wenig bewusst gewesen sei: dass er nun im Dorf beobachtet werde. «Stören tut mich das nicht. Ich bin immun gegen Gerüchte, denn aufhalten könnte ich sie sowieso nicht.» Aber Riesen ist guten Mutes, dass es gar nicht viele solcher Gerüchte gibt. «Der Dialog mit der Bevölkerung ist mir wichtig. Hier erfährt man, wo der Schuh drückt.» Auf diesen Kontakt mit der Bevölkerung freut er sich.
Erste «Gmeind» für ihn ein Highlight
Und auch auf seine erste Gemeindeversammlung freut sich Marcel Riesen. «Das wird ein persönliches Highlight für mich», sagt er. «Wir haben gemerkt, dass wir im Gemeinderat etwas bewegen können, das motiviert sehr, auch mich.» Und so könnte es sein, dass es nach seiner ersten «Gmeind» einen Apéro mit verschiedenen Bieren gibt. Denn Riesen ist Biersommelier, hält Referate zu diesem Thema, führt Degustationen durch. «Das setzt natürlich voraus, dass ich gerne Bier trinke», sagt Riesen und lacht. «Aber Bier trinken wir erst nach der Gemeinderatssitzung.»