Christoph Emmenegger wurde 2005 in den Gemeinderat von Oberwil-Lieli gewählt. Auf Ende Jahr gab er nun seinen Rücktritt. Emmenegger brachte als Geschäftsinhaber eines Kranservices viel unternehmerische Erfahrung in den Rat, auch wenn die Mühlen der Verwaltung etwas langsamer mahlen als in der Privatwirtschaft. Fairness war ihm dabei immer sehr wichtig. --red

Der Entwicklung Sorge tragen

Christoph Emmenegger hörte nach 16 Jahren im Gemeinderat auf

Stringenz und Fairness in der Entscheidungsfindung – das ist Christoph Emmeneggers Devise. Und vermutlich ist auch das der Grund, wieso er in 16 Jahren im Gemeinderat nur zwei böse Mails erhalten hat.

Celeste Blanc

Bereits vor seiner Zeit als Gemeinderat war Christoph Emmenegger in Oberwil-Lieli bestens bekannt. Er ist im Dorf aufgewachsen, war 28 Jahre lang in der Feuerwehr tätig, davon 6 Jahre als Kommandant, und bewies lange Zeit seine Standhaftigkeit beim

Seilziehen. Diese Verwurzelung und das grosse Netzwerk im Dorf waren wohl auch ausschlaggebend, dass Nationalrat Andreas Glarner Emmenegger für die Kandidatur für den spontan frei gewordenen Sitz im Gemeinderat im Jahr 2005 ansprach.

Aufgrund grosser Unstimmigkeiten musste der damalige Gemeinderat Karl Schneider abtreten, was ein Chaos im Gemeinderat hinterliess. «Heute ist das alles alter Kaffee, aber dadurch gab es keine saubere Ämterübergabe. Dann hiess es für mich nach der Wahl: Kopf über Wasser halten und beissen», lacht der 60-Jährige.

Kompromissfindungen geglückt

Dass er in dieser Situation dem Ressort Bau vorsitzend geworden ist, war ein Glücksfall. Dank seiner Erfahrung als Unternehmer und Geschäftsinhaber der Emmenegger Kranservice AG, die er vor 22 Jahren von seinem Vater übernommen hatte, war ihm die Materie nicht fremd. «Das hat vieles erleichtert. Der Bau war und ist mir auch heute noch viel näher, als dass es beispielsweise das Ressort Soziales wäre», schmunzelt er. «Und ich hatte grossartige Unterstützung von der Gemeindeverwaltung.» So hat er seit 16 Jahren den Bau, die Repla, den Friedhof, den Umweltschutz und die Landwirtschaft unter sich. «Das hat immer gepasst.»

Durch sein eigenes Geschäft war es Emmenegger gewohnt, Entscheidungen zu treffen. An einen grossen Unterschied musste er sich aber als neuer Gemeinderat gewöhnen: «Die Entscheidungswege des Gemeinderates sind länger. Es braucht mehr Zeit.» Auch war es ihm stets ein Anliegen, von Anfang an «immer alles gleich zu machen», betont er. «Wichtig ist die Fairness. Die Eigenmeinung zählt hinsichtlich eines Bauvorhabens nicht, sondern das, was in der Bauordnung steht. Das gab hin und wieder mal eine Diskussion. Ein Kompromiss konnte aber immer gefunden werden.» Solide hat Emmenegger diese Dispute offenbar regeln können, denn er meint lachend: «In 16 Jahren habe ich nur zwei böse Mails erhalten.»

Eigene Entwicklung gehen

Emmenegger wünscht sich für das Dorf, dass es wie bis anhin stetig, aber langsam wächst. «Gute Dinge brauchen ihre Zeit und gewisse Entwicklungen muss man reifen lassen», weiss er. Zwischen dem Kelleramt und dem Mutschellen gelegen und somit mit zwei Regionen verbunden, sollte Oberwil-Lieli darin seinen eigenen Weg finden. Dadurch, dass es anders als der Rest vom Mutschellen keinen Bauboom durchgemacht hat, darf sich das Dorf auch in Zukunft als «ländlicher Teil» der Region verstehen. Am besten solle vieles so gemacht werden wie bisher. «Und natürlich soll dem Geld, das die Gemeinde besitzt, immer Sorge getragen werden.»

Das bedeute aber nicht, dass es nicht auch weiterhin den Ausbau der Vernetzung zwischen den Gemeinden brauche. So sei es schade gewesen, dass die direkte Busverbindung mit Unterlunkhofen nicht zustande gekommen sei. «Dafür war die Verbindung zwischen Bremgarten, Zufikon, Oberwil-Lieli und Zürich durch den Expressbus 444 ein wahrer Erfolg», meint Emmenegger. Das sei sicherlich ein Projekt während seiner Amtszeit gewesen, für das er sich besonders eingesetzt habe.

«Voreweg» nehmen

Nun hat sich Emmenegger entschieden, nicht mehr für eine weitere Amtsperiode zu kandidieren. Der Elan sei ein wenig «abgeschliffen», wie er es nennt. «Ich habe vieles schon gesehen, und nun ist die Zeit für mich gekommen, jemand Neuem Platz zu machen.» Es sei der richtige Zeitpunkt, einen Schlussstrich zu ziehen. «Und sich auf die Pension zu konzentrieren», zwinkert der Unternehmer, der in dieser Woche 60 Jahre alt wird. Nie würde er die Zeit im Gemeinderat missen wollen. «In den Konstellationen, in denen ich im Gemeinderat arbeiten durfte, würde ich es jederzeit wieder tun. Ich würde etwas vermissen, hätte ich dieses Amt nicht ausgeübt.»

Für das Ressort Bau wünscht er sich: «Es soll auch in Zukunft keine ‹Verhinderungsbehörde› sein. Sie ist da, um einen Kompromiss zu finden und einen gemeinsamen Weg zu ermöglichen.» Danach freut er sich auf seine neu gewonnene Freizeit. Wie er diese anpacken wird, weiss er noch nicht. «Ich nehme es ‹voreweg›.»

Fairness als oberste Devise

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