Corona-Spitzenreiter Büttikon
28.01.2022 BüttikonBüttikon hat die meisten Coronafälle im Kanton Aargau – Warum?
Büttikon ist attraktiv und hat viel zu bieten. Nun hat die 1000-Seelen-Gemeinde einen eher unrühmlichen Spitzenplatz erreicht. Das Dorf hat, gerechnet auf ...
Büttikon hat die meisten Coronafälle im Kanton Aargau – Warum?
Büttikon ist attraktiv und hat viel zu bieten. Nun hat die 1000-Seelen-Gemeinde einen eher unrühmlichen Spitzenplatz erreicht. Das Dorf hat, gerechnet auf die Einwohnerzahl, die meisten Coronafälle im Kanton Aargau. «Die Erklärung dazu ist einfach», sagt Silvia Koch Vollenweider vom Gemeinderat.
Stefan Sprenger
Corona-Alarm in Büttikon? Vor zwei Wochen hatte die Gemeinde 18,5 Fälle pro 100 Personen zu vermelden (seit Mai 2020). Mittlerweile ist dieser Wert sogar noch höher. Über 23 Infektionen pro 100 Einwohner. Das ist der höchste Wert im Kanton Aargau. «Wir sind gerne die Nummer 1, aber nicht in dieser Statistik», sagt Silvia Koch Vollenweider. Dies, weil es für diesen unrühmlichen Spitzenplatz eine einfache Erklärung gibt.
Die 47-jährige Koch Vollenweider, von Beruf Rechtsanwältin, ist Mitglied des Gemeinderats Büttikon (und Vizeammann). Sie hat unter anderem das Ressort «Tagesstrukturen» und «Schule» unter sich. Und weil es in den vergangenen Monaten darum ging, die neuen Führungsstrukturen der Schule aufzugleisen, war sie im engen Kontakt mit der Schulleitung und weiss deshalb genau, wieso Büttikon so hohe Coronazahlen aufweist. «Unsere Schule hat freiwillig am repetitiven Testen mitgemacht. Dies wird empfohlen, ist aber nicht zwingend», erklärt sie.
Corona-Ausbruch Ende Dezember
Gegen Ende des Jahres gab es an der Schule in Büttikon (mit rund 100 Schülern) einen Corona-Ausbruch. «Dort merkte man, wie ansteckend die Omikron-Variante ist.» Die 1. bis 4. Klasse mussten alle in Quarantäne. Auch der Kindergarten war betroffen. Zudem gab es Personalmangel, weil auf einen Schlag viele Lehrpersonen ausgefallen sind und ebenfalls in Quarantäne mussten. Zudem trugen die Kinder das Virus auch mit nach Hause. «So schoss Büttikon auf den 1. Platz in Sache Coronazahlen», so Koch Vollenweider. Solche Ausbrüche in kleineren Gemeinden fallen in jener Statistik eben heftig ins Gewicht.
Mittlerweile hat sich die Lage entspannt
Die gute Nachricht: «Es gab nur milde Verläufe. Die allermeisten Kinder haben es nicht einmal gemerkt, dass sie Corona hatten. Auch die Lehrpersonen verspürten nur milde Grippesymptome», so die dreifache Mutter.
Das Testen an der Schule ist mittlerweile weggefallen. Koch Vollenweider erklärt, dass gemäss einer Umfrage bei den Eltern 92 Prozent aller Schülerinnen und Schüler bei den freiwilligen Tests aber auch im neuen Jahr mitgemacht hätten. «Ein hoher Wert», wie sie erklärt. «Man hat gespürt, dass alle am selben Strick ziehen in unserem Dorf.»
«Kleinen Boom» erlebt
Mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt. Der Schulbetrieb läuft wieder normal. Getestet wird nicht mehr (mangels Kapazität). «Die drei Wochen Weihnachtsferien kamen uns damals entgegen, da die Situation sich immer mehr zuspitzte.»
Koch Vollenweider, die in Büttikon aufgewachsen ist, sagt lachend, dass das Dorf eigentlich ganz andere Spitzenwerte hätte. «Die Gemeinde ist für Familien mit Kindern sehr attraktiv.» So vermeldet die Gemeinde auch einen kleinen Zuwachs, oder einen «kleinen Boom», wie sie es nennt. Es scheint, als treibe die Coronapandemie die Menschen mehr aufs Land. Denn: Ende des Jahres 2021 zählte Büttikon 1107 Einwohner, im Vorjahr waren es 1065. Neben 76 Wegzügen gab es 109 Zuzüge. Büttikon hat nicht mehr viel Potenzial, um zu wachsen. Und das möchte man auch nicht mehr gross. «Der Gemeinde Büttikon geht es gut», sagt sie. Die Dozentin am Zentrum für Bildung in Baden hofft – wie alle Menschen –, dass die Coronapandemie bald vorüber ist. «Und Büttikon wieder die Nummer 1 in Sachen Lebensqualität sein kann», sagt sie lachend.