Endlich konnte man wieder feiern
31.12.2021 BremgartenIm August hat in Bremgarten das «Klein Festival i de Marktgass» stattgefunden. Es war eines der ersten grösseren Feste seit Langem. Ohne Maske, dafür mit 3G-Konzept. Nico Schulthess vom Organisationskomitee blickt nochmals auf einen trotz finanziellen Einbussen äusserst ...
Im August hat in Bremgarten das «Klein Festival i de Marktgass» stattgefunden. Es war eines der ersten grösseren Feste seit Langem. Ohne Maske, dafür mit 3G-Konzept. Nico Schulthess vom Organisationskomitee blickt nochmals auf einen trotz finanziellen Einbussen äusserst gelungenen Anlass zurück. --huy
«Wir waren gerne Vorreiter»
Rückblick : «Klein Festival i de Marktgass» an der Reuss
Endlich wieder einmal Feiern: Die Veranstalter des Musikfestivals «Klein FidM» gehörten im vergangenen Sommer zu den Ersten, die es wieder wagten, einen grösseren Anlass im Städtli durchzuführen.
Marco Huwyler
Ein Foto mit vielen vor Freude spontan lachenden Gesichtern. Es musste Anfang August eine Ewigkeit her gewesen sein, seit der «BBA» letztmals so etwas abdrucken konnte. Schliesslich war einer langen Zeit ohne Grossanlässe eine lange Zeit mit Maskenpflicht an solchen gefolgt.
Dem wenige Wochen zuvor eingeführten 3G-Konzept sei Dank, durfte am «Klein FidM» Anfang August dann endlich wieder einmal ungehemmt, ausgelassen und unmaskiert getanzt und gefeiert werden. Rund 1200 Besucher, verteilt über vier Tage, nahmen diese Gelegenheit wahr und strömten zum Casinogelände. Der Anlass, der – wie unschwer am Namen zu erkennen ist – eigentlich in der Marktgasse stattfindet, fand coronabedingt zum zweiten Mal in Folge in einer kleineren Version ennet der Reuss statt. Wer ohne Covid-Zertifikat kam, konnte sich vor Ort gratis testen lassen. Ein nicht zu unterschätzender Mehraufwand für die Veranstalter, die damals noch nicht auf viel Vergleichserfahrung andernorts zurückgreifen konnten.
Am Ende fix und fertig
«Das war wirklich nicht einfach. Obwohl wir uns in der Vorreiterrolle eigentlich ziemlich wohl fühlen», sagt Nico Schulthess vom Organisationskomitee rückblickend lächelnd. «Wir versuchten, das 3G-Konzept so niederschwellig wie nur möglich umzusetzen. Ich denke, das ist uns ziemlich gut gelungen.» Doch die vier Festivaltage und die ganzen Zusatzaufwände gingen den Involvierten an die Substanz. «Am Sonntagabend waren wir alle fix und fertig», berichtet Schulthess. «Rückblickend würden wir die Dauer deshalb wohl auf maximal drei Tage reduzieren.»
Doch den Anlass trotz Ungewissheit, wie so ein Festival in Coronazeiten bei den Menschen ankommen würde, durchzuführen, sei richtig gewesen. «Alleine der Ausdruck in den Gesichtern des Publikums und die Dankbarkeit der Künstler führt für uns zu einem klaren Ja auf diese Frage», sagt Schulthess mit leuchtenden Augen. «Es war schön, zu spüren, dass sich sehr viele aktiv in die Ausgangslage versetzt und uns entsprechend empathisch ihre Dankbarkeit ausgedrückt haben.» Zum Teil habe man noch Wochen nach dem Festival Dankesbekundungen entgegennehmen dürfen. «Das hat uns als Team unglaublich gut getan.»
Finanziell ein Verlust
Solche Rückmeldungen gaben den Verantwortlichen Auftrieb und bestärkten sie im Gefühl, dass sich der Aufwand gelohnt hatte. Dieser mentale Boost war ihnen wichtig – zumal sich das Risiko auf finanzieller Ebene nicht auszahlte. Im Gegenteil. Aus dem «Klein FidM» 2021 resultierte unter dem Strich ein Verlust von 9000 Franken. Schuld daran war neben Corona auch das Wetterpech. Vor allem der Samstag fiel komplett ins Wasser, was in einem bescheidenen Besucheraufmarsch zum Wochenendauftakt resultierte. «Diesem Risiko sehen sich Open-Air-Veranstalter leider immer ausgesetzt», sagt Schulthess achselzuckend. «Damit müssen wir umgehen können und dafür haben wir Reserven.» Das finanzielle Polster des Non-Profit-Vereins sei nun jedoch um mehr als ein Drittel gesunken.
Keine positiven Fälle
Das Glück der Veranstalter war es, dass Petrus dann wenigstens am Sonntag wunderbar mitspielte und gemeinsam mit dem Hauptact Phenomden zahlreiche Zuschauer anzog. «So hatten wir einen grandiosen Abschluss, der die ganzen Mühen und Schwierigkeiten emotional mehr als entschädigte», meint Schulthess.
Zum positiven Fazit beigetragen hat auch der Umstand, dass kein einziger positiver Coronatest verzeichnet wurde und man nicht zum «Spreader»-Event wurde. Dies zeige auch, dass die Menschen in der Region Bremgarten verantwortungsbewusst genug seien für solche Anlässe, sagt Schulthess. «Das stimmt uns zuversichtlich – auch im Hinblick auf künftige Ausgaben des FidM.»
Nächstes Jahr wird das Festival im offiziell zehnten Jahr stattfinden. Nach zwei Jahren Exil am Reussufer plant man zum Jubiläum die Rückkehr in die Marktgasse. «Mit ein paar sehr schönen Erweiterungen, die ich noch nicht verrate», lächelt Schulthess. Das Festival werde zwar nicht grösser, aber inhaltlich noch vielfältiger.
Bewusstsein schärfen
Nicht bloss deshalb blickt das Organisationskomitee des FidM zuversichtlich in die Zukunft. Man hofft, dass die Zeit der Entbehrungen auch lehrreich war für Bevölkerung und Politik, sodass das Bewusstsein für den Wert der Kultur bei manch einem geschärft wurde. «Ich denke, dass durch die letzten zwei Jahre klar geworden ist, dass Kultur kein nach Lust und Laune konsumierbares Sel bstverständn is ist», sag t Schulthess. «Man muss auf sie achtgeben.» Zu sehen, wie viele in der Branche gelitten hätten, sei ihm persönlich sehr nahegegangen.
Und doch bleibt er optimistisch. «Wenn wir die Pandemie überdauern, wird die Kulturszene gestärkt daraus hervorgehen, davon bin ich überzeugt.» Schliesslich sollen Bilder von ausgelassen lachenden, glücklichen Menschen langfristig nicht eine Ausnahme bleiben.