Aus Idealismus und Naturliebe
31.12.2021 BremgartenBesondere Momente im Redaktionsalltag: Treffen mit Christine Honegger, Umweltschützerin
Marco Huwyler
Das Schöne am Beruf des Journalisten ist, dass dieser jede Woche neue, spannende Personen unterschiedlichster Facetten kennenlernen ...
Besondere Momente im Redaktionsalltag: Treffen mit Christine Honegger, Umweltschützerin
Marco Huwyler
Das Schöne am Beruf des Journalisten ist, dass dieser jede Woche neue, spannende Personen unterschiedlichster Facetten kennenlernen darf.
Schon bald nach meinem Stellenantritt bei dieser Zeitung im vergangenen August konnte ich erfreut feststellen, dass auch das Reusstal und Bremgarten im Speziellen ganz viele faszinierende Menschen und Persönlichkeiten beheimatet, über die es sich allemal zu schreiben und zu lesen lohnt.
Eindrückliche Begegnungen
Da war zum Beispiel, ganz zu Beginn meiner Zeit, das Gespräch mit Martin Indlekofer. Ein 57-jähriger Mann, der vor 25 Jahren den Arabas Cirque Jeunesse ins Leben gerufen hat, mit dem er seither unzähligen Kindern und Familien eine sinnstiftende Freizeitmöglichkeit und viele Momente der Freude ermöglichte. Tausende Stunden unentgeltlicher Jugendarbeit hat er dafür verrichtet. Nach den Jubiläumsvorstellungen dieses Jahr gab er sein Lebenswerk in neue Hände.
Bleibenden Eindruck hinterlassen hat mir auch Juri Tirez. Der umtriebige Bremgarter hat nur wenige Wochen nach einem Hirnschlag ein innovatives, schmuckes neues Restaurant ins Leben gerufen – und damit den Eingang der Bremgarter Altstadt nachhaltig aufgewertet. Es war dies bloss der neuste Abschnitt eines mit Schicksalsschlägen bepflasterten Lebenswegs eines Mannes, der sich partout nicht unterkriegen lässt und allen Widrigkeiten zum Trotz vor Ideen nur so sprüht. Oder aber wäre da Stefan Dietrich, der zum wiederholten Mal seine Weihnachtsferien in Bosnien verbringt, um den dort gestrandeten Flüchtlingen einigermassen menschenwürdige Weihnachten zu ermöglichen. Ein Akt von Menschenliebe und Barmherzigkeit sondergleichen, der den Ärmsten dort hoffentlich etwas Licht bringt.
Die Aufzählung der aussergewöhnlichen Bremgarter Menschen und ihrer Taten, über die ich in den lediglich fünf Monaten seit meiner Ankunft bereits berichten durfte, liesse sich noch lange fortsetzen. Jemanden davon hervorzuheben, fiel mir daher nicht leicht.
Positive Reaktionen
Eine Begegnung, die ich an dieser Stelle trotzdem besonders erwähnen will, ist jene mit Christine Honegger. Die gesundheitlich stark handicapierte IV-Rentnerin verrichtet seit Monaten freiwillig und ungefragt Aufräum- und Säuberungsarbeiten in Bremgarten. Mit ihrem Elektroscooter ist sie auf dem ganzen Stadtgebiet unterwegs und sammelt dort, wo es schmutzig ist, den Müll vom Boden ein. Tagein, tagaus von Neuem, unentgeltlich und grösstenteils unbeachtet. Aus purem Idealismus, aus Heimat- und aus Naturliebe. Weil sie es nicht mehr ertragen konnte, untätig zu sein. Honegger mochte ursprünglich gar nicht mit mir darüber sprechen. «Weil ich nicht will, dass die Leute denken, dass ich damit Aufmerksamkeit und Lob suche», sagte sie. Letztlich liess sie sich doch dazu überreden.
Das Argument, dass ihr gutes Beispiel anderen Menschen zur Inspiration und Sensibilisierung für die Umweltprobleme unseres Planeten dienen könnte, überzeugte sie. Zumal bereits einige Kinder ihrem Beispiel gefolgt seien und ihr beim Müllaufsammeln zu Hilfe gegangen sind. Honegger wünscht sich noch mehr solche Nachahmer. Die Resonanzen auf den Artikel fielen jedenfalls durchs Band positiv aus. Deshalb war die 68-Jährige letztlich sehr glücklich, mit mir über ihr Herzensanliegen gesprochen zu haben – was wiederum mich glücklich machte.
Geschichten wie diejenige von Christine Honegger aus erster Hand zu erfahren und einem breiten Publikum erzählen zu dürfen, ist mir ein Privileg. Ich freue mich schon jetzt auf weitere spannende Begegnungen in einer auch menschlich aussergewöhnlichen Kleinstadt.