«Diese Lösung ist die beste»
23.11.2021 Mutschellen«Gmeind» Widen: Pumptrack und Schulpavillon angenommen
Applaus gab es von den beiden Kreisschulklassen auf der Zuschauertribüne, als der Souverän dem Kredit für eine Pumptrackanlage zugestimmt hatte. Gespannt verfolgten die Jugendlichen auch die ...
«Gmeind» Widen: Pumptrack und Schulpavillon angenommen
Applaus gab es von den beiden Kreisschulklassen auf der Zuschauertribüne, als der Souverän dem Kredit für eine Pumptrackanlage zugestimmt hatte. Gespannt verfolgten die Jugendlichen auch die Diskussion um einen Schulraumpavillon auf dem Kreisschulareal.
Erika Obrist
Wann wurde die regionale Zusammenarbeit auf dem Mutschellen letztmals derart infrage gestellt? Da die Schülerzahlen an der Oberstufe steigen, werden kommenden August in der Kreisschule zwei weitere Klassenzimmer gebraucht. Im Jahr darauf ein weiteres. Doch alle drei Schulhäuser sind voll belegt. Deshalb hat die Abgeordnetenversammlung des Kreisschulverbands einen Kredit von 960 000 Franken bewilligt. Mit diesem Geld soll ein Pavillon angeschafft werden, in dem vier Klassen untergebracht werden können.
Da der Kredit die Kompetenzsumme der Abgeordnetenversammlung übersteigt, muss er zwingend dem Souverän in den vier Verbandsgemeinden unterbreitet werden. Der Beriker Souverän hat dem Kredit bereits zugestimmt, letzten Donnerstag folgte Widen. Auch Oberwil-Lieli hat das Geschäft traktandiert. Der Gemeinderat Rudolfstetten-Friedlisberg hat es von der Traktandenliste gestrichen.
Alternativen geprüft
«Der Gemeinderat Widen ist enttäuscht, dass der Gemeinderat Rudolfstetten-Friedlisberg seiner Bevölkerung eine Abstimmung über die Vorlage vorenthalten hat», sagte Widens Ammann Peter Spring. Man könne für die Anschaffung eines Pavillons sein oder dagegen. «Aber die Bevölkerung keinen Entscheid fällen zu lassen, ist nicht richtig.»
Gemeinderätin Fabienne Rousselot stellte das Geschäft in der Sporthalle Burkertsmatt vor. Anfang Jahr sei der Schulleiter auf den Ausschuss zugekommen. Es brauche mehr Klassenzimmer, da die Schülerzahlen steigen und alle Zimmer belegt seien. Im Bewusstsein, dass die Zeit knapp sei, habe man erst bei den Primarschulen angefragt, ob sie freie Räume haben. Eine Anfrage ging auch an Bremgarten. Weiter habe man Ausschau gehalten nach Mietobjekten in der Nähe der Kreisschule. Die Anfragen wurden abschlägig beantwortet, die Suche blieb erfolglos. Also sei nur noch die Anschaffung eines Pavillons möglich gewesen. «Wir sind uns bewusst, dass Fehler gemacht wurden, und ich entschuldige mich auch dafür», fuhr Rousselot fort. Damit das in Zukunft nicht mehr passiere, werde der Ausschuss – künftig der Kreisschulvorstand – immer im Februar die Schülerzahlen unter die Lupe nehmen und den Schulraum besser planen.
«Der Pavillon ist eine kurzfristige Lösung, die uns Zeit verschafft für eine langfristige Strategie und Planung», so Rousselot weiter. Sie warb für die Annahme des Kredits, damit die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer Räume zur Verfügung haben, die den Vorschriften entsprechen. «Es ist in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung steht, die beste Lösung», doppelte Ammann Peter Spring nach.
«Ein Chaos»
Alle Teilnehmenden, die sich zu Wort meldeten, unterstützten das Vorhaben und den Gemeinderat. Das Ausscheren Rudolfstettens dürfe nicht zulasten der Schülerinnen und Schüler gehen. Was das Abseitsstehen von Rudolfstetten für die Anschaffung des Pavillons bedeute, wollte ein Redner wissen. «Die Antwort kennen wir noch nicht», gestand Peter Spring. Gemäss Satzungen müssten die Mehrheit der Gemeinden und die Mehrheit der Stimmenden dem Kredit zustimmen. «Es steht aber nicht in den Satzungen, was zu tun ist, wenn eine Gemeinde nicht abstimmt», so Spring. Er persönlich sei der Ansicht, dass der Pavillon anzuschaffen sei, wenn drei Gemeinden es so beschliessen. Und was das angekündigte Referendum für die geplante Anschaffung bedeute, wollte ein weiterer Teilnehmer wissen. «Auch da wissen wir die Antwort noch nicht. Aber es zeigt, welches Chaos ausgelöst wurde.» Nach all den Voten stimmte der Souverän dem Kredit von 960 000 Franken mit 106 Ja zu 1 Nein bei 3 Enthaltungen zu.
Freizeitspass bewilligt
Nach Berikon und Rudolfstetten-Friedlisberg hat auch Widen den Kredit von 423 000 Franken für eine Pumptrackanlage im Sportzentrum Burkertsmatt bewilligt. Bereits im nächsten Frühjahr soll der Pumptrack erstellt werden, an den der Kanton Aargau aus dem Swisslosfonds einen Beitrag von 53 000 Franken beisteuert. Ronnie Stutz, Vizepräsident des Tennisclubs Mutschellen, fragte nach Benützungszeiten und möglichem Abfallproblem.
Auf der Tennisanlage hielten sich immer wieder Jugendliche auf, die Abfall, auch Scherben, hinterliessen. «Es wird ein Benützerreglement erarbeitet», antwortete Vizeammann Beat Suter. «Die Benützerzeiten werden voraussichtlich dieselben sein wie bei der Sportanlage.» Zudem kontrolliere der Sicherheitsdienst die Burkertsmatt regelmässig. Der Kredit wurde danach mit 107:4 Stimmen genehmigt. Dafür gab es Applaus von den beiden Sekundarschulklassen der Kreisschule auf der Zuschauertribüne.
Steuerfuss bleibt bei 75 Prozent
Keine Fragen gab es zum Budget 2022, das Gemeinderat Beat Giger präsentierte. Vorgesehen ist in der Erfolgsrechnung ein kleiner Verlust von nicht ganz 195 000 Franken. Die Investitionen belaufen sich auf fast 3,75 Millionen Franken. «Trotz den hohen Investitionen, die in den nächsten Jahren anstehen, planen wir weiterhin mit einem unveränderten Steuerfuss von 75 Prozent», führte Giger aus. Dadurch wird aus dem jetzt noch vorhandenen Nettovermögen bis ins Jahr 2026 eine Nettoschuld von gegen 20 Millionen Franken. Trotzdem wurde keine einzige Frage gestellt und das Budget 2022 ohne Gegenstimme genehmigt.
«Unverständliches Gesetz»
Gleich drei Vorlagen präsentierte Gemeinderätin Louisa Springer an ihrer letzten «Gmeind». Alle drei wurden ohne jede Wortmeldung genehmigt. Darunter ein Kredit von 980 000 Franken für die Generelle Entwässerungsplanung der zweiten Generation und ein Kredit von 1,28 Millionen Franken für die Sanierung der Pflanzerbachstrasse auf ihrer ganzen Länge inklusive Abwasser- und Wasserleitung.
Unter dem Traktandum Verschiedenes wurde Louisa Springer von Ammann Peter Spring verabschiedet. «Ein unverständliches Gesetz verunmöglicht es ihr, weiterhin im Gemeinderat tätig zu sein.» Springer ist Präsidentin der Schlichtungsbehörde für Miete und Pacht Bezirk Brugg. Nach den neuen Weisungen des Kantons ist das unvereinbar mit dem Gemeinderatsamt. «Louisa Springer hat sich mit viel Engagement und Kompetenz im Gemeinderat eingebracht und das Bauwesen und die Feuerwehr umsichtig geführt», lobte Spring. Als Dank gab es vorerst einen Blumenstrauss, das Geschenk folgt am Abschlussessen. Wer Springers Nachfolge antritt im Gemeinderat, wird im zweiten Wahlgang am 28. November entschieden.
Mit einem kleinen Geschenk verabschiedet wurden zudem sämtliche Behörden- und Kommissionsmitglieder sowie die Abgeordneten, die auf eine Wiederwahl verzichtet haben. Unter ihnen auch die Mitglieder der Schulpflege und die Abgeordneten des Kreisschulverbands; beide Gremien gibt es ab nächstem Jahr nicht mehr.
Die Beschlüsse
An der Gemeindeversammlung in der Sporthalle Burkertsmatt nahmen 111 von 2606 Stimmberechtigten teil. Sie fassten folgende Beschlüsse einstimmig oder mit grossem Mehr: 1. Ja zum Protokoll vom 24. Juni. – 2. Ja zum revidierten Abwasser- und Wasserreglement sowie zum Reglement über die Finanzierung von Erschliessungsanlagen. – 3. Ja zum revidierten Bestattungs- und Friedhofreglement. – 4. Ja zum Kredit von 980 000 Franken für den Generellen Entwässerungsplan. – 5. Ja zum Kredit von 1,28 Millionen Franken für die Sanierung Pianzerbachstrasse inklusive Abwasser- und Wasserleitung. – 6. Ja zum Kredit von 423 000 Franken (Anteil Widen: 123 900) für einen Pumptrack im Sportzentrum Burkertsmatt (107:4). – 7. Ja zum Kredit von 960 000 Franken (Anteil Widen: 224 640) für ein Schulraumprovisorium der Kreisschule Mutschellen (106:1). – 8. Ja zum Budget 2022 mit dem unveränderten Steuerfuss von 75 Prozent. – 9. Ja zu zwei Einbürgerungsgesuchen. – Mit Ausnahmen der Einbürgerungen unterliegen alle Beschlüsse dem fakultativen Referendum. --eob