Verfahren vereinfachen
10.09.2021 Region BremgartenDie «Verschlankung des Verfahrens von Bau- und Nutzungsrevisionen» war für die Vorstandssitzung des Regionalplanungsverbandes Mutschellen-Reusstal-Kelleramt nicht traktandiert gewesen. Trotzdem führte dieses Thema zu grossen Diskussionen. Wobei sich die Gemeindevertreter ...
Die «Verschlankung des Verfahrens von Bau- und Nutzungsrevisionen» war für die Vorstandssitzung des Regionalplanungsverbandes Mutschellen-Reusstal-Kelleramt nicht traktandiert gewesen. Trotzdem führte dieses Thema zu grossen Diskussionen. Wobei sich die Gemeindevertreter weitgehend einig waren: Das Verfahren ist eine schwierige Sache und führt zu sehr langen Verhandlungen. Als Grund wurden die handfesten Interessen der Grundeigentümer evaluiert. «Die Leute schauen nur noch auf sich selbst», meinte Hans Peter Flückiger aus Fischbach-Göslikon.
Regulär vorgesehen war dagegen die Präsentation der Standortförderin Marietta Frey. Sie zeigte die Website www.worklifeaargau.ch und erklärte, wie der Kanton damit Fachkräfte anlocken möchte. --rwi
Schwierige Verfahren
Regionalplanungsverband diskutierte über die Vereinfachung von BNO-Revisionen
Eine angeregte Vorstandssitzung hatte der Regionalplanungsverband Mutschellen-Reusstal-Kelleramt im Stetter Gemeindehaus. Die Gemeindevertreter tauschten unter anderem ihre Erfahrungen mit den Revisionen von Bau- und Nutzungsordnungen (BNO) aus.
Roger Wetli
Der kantonale Kreisplaner Jürg Frey konnte nichts Neues aus Aarau berichten. Trotzdem hatten die Anwesenden diverse Fragen an ihn. Der Zufiker Gemeindeammann Christian Baumann erzählte, dass sein Dorf zurzeit daran ist, die BNO anzupassen. «Wir hoffen, dass wir dieses Geschäft an der kommenden November-‹Gmeind› abschliessen können», schaute er voraus. Sein Amtskollege aus Bremgarten, Raymond Tellenbach, betonte, dass BNO-Revisionen immer sehr aufwendig für die Gemeinden und den Kanton sind: «Könnte man diese Verfahren nicht vereinfachen?» Das versuche man, erklärte Jürg Frey. «Das Vorgehen sollte in den nächsten Jahren verschlankt werden. Die Materie wird aber komplex bleiben. Zumal die Ansprüche der Bevölkerung steigen.»
Zum Nachdenken anregen
Diese Erfahrung macht zurzeit auch Hans Peter Flückiger, Gemeindeammann von Fischbach-Göslikon: «In den Verhandlungen mit den Grundeigentümern vertreten wir die Anliegen des Kantons. Wir stellen fest, dass verschiedene Personen die Argumente aus Aarau ablehnen. Dies auch, weil sie aufgrund einschneidender Massnahmen zum Kampf gegen das Coronavirus Botschaften aus dem Kanton und vom Bund generell verneinen.»
Das liege aber nicht nur daran, betonte Heinz Pfister, Gemeindeammann von Arni. «Häufig führen handfeste Eigeninteressen zu Einsprachen gegen eine BNO-Revision. Es wird immer schwieriger. Die Leute schauen nur noch auf sich selber und vergessen dabei das grosse Ganze, von dem sie schlussendlich ebenfalls profitieren.» Flückiger versucht in solchen Fällen den Einsprechern klarzumachen, dass ihre Aussicht auf Erfolg klein ist und sie gleichzeitig unnötig höhere Kosten in der Verwaltung auslösen würden. «Bezahlen muss schliesslich für solche aufwendige Zusatzverfahren jeder Steuerzahler. Dieses Argument regt zumindest zum Nachdenken an», so der Fischbach-Gösliker Gemeindeammann.
Busanschlüsse gewährleisten
Zu reden gab aber auch der Verkehr. Für die sehr stark befahrene Bibenlos-Kreuzung bei Bremgarten und Zufikon hatte der Kanton eine Simulation erstellt. «In dieser sind unserer Ansicht nach aber zu wenig Fahrzeuge eingerechnet, die von Wohlen und über den Sedel her kommend die Kreuzung passieren», so Christian Baumann. «Das verfälscht das Bild, weshalb wir eine Nachbesserung verlangt haben.»
Auswirkungen auf den regionalen öffentlichen Verkehr wird die Umfahrung der Altstadt von Mellingen haben, die zurzeit gebaut wird. «Es gibt Kräfte, die den Bussen die Durchfahrt durch die Altstadt verbieten möchten», erklärte Kurt Diem, Gemeindeammann von Stetten. «Dadurch wird aber der sichere Anschluss an die Bahnverbindungen in Mellingen Heitersberg gefährdet.» Der Regionalplanungsverband setzt sich deshalb für ein dauerhaftes Durchfahrtsrecht von öffentlichen Bussen ein.
ÖV-Profi in den Verband
Einen Wechsel gibt es Ende Jahr in der Arbeitsgruppe Verkehr. Als Ersatz für Stephan Haag, Gemeinderat von Berikon und Vorsitzender der Fahrplangruppe, möchten die Verantwortlichen Patrick Stutz einsetzen. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der Rolf Stutz AG in Jonen, welche zurzeit für 15 Buslinien im Grenzbereich zwischen den Kantonen Aargau und Zürich zuständig ist. «Er verfügt über ein unglaublich grosses Wissen, was die Fahrplangestaltung betrifft, und wäre ein grosser Gewinn für unsere Arbeitsgruppe», so Kurt Diem. Stutz kandidiert zurzeit für einen Sitz im Gemeinderat von Jonen. «Wird er nicht gewählt, könnten wir ihn allenfalls trotzdem als Beisitzer ohne Stimmrecht involvieren. Er wäre sehr wertvoll für uns.» Dem wurde mehrheitlich zugestimmt. Die Frage nach einem Interessenkonflikt konnte verneint werden. «Für einen Entscheid ist immer noch die Mehrheit nötig. Selbst wenn Patrick Stutz in der Arbeitsgruppe Stimmrecht hätte, könnte er gut überstimmt werden», so Diem. «Er wäre dank seinen Kontakten für uns sehr wertvoll. Gerade auch im Hinblick auf die Verhandlungen mit dem Zürcher Verkehrsverbund.»
Regionalplanungsverbands-Präsident Raymond Tellenbach begrüsste zum Schluss der Versammlung die Bemühungen des Kantons im Kampf gegen invasive Neophyten. «Ich befürchte aber, dass er diese Aufgaben auf die Gemeinden abschieben könnte. Was mit grossem Mehraufwand verbunden wäre.»
Attraktiver Arbeitsstandort
Kanton stellte das Projekt «Work Life Aargau» vor
«In unserem Kanton ist sowohl das Arbeiten wie auch das Wohnen attraktiv», ist Marietta Frey überzeugt. Die Standortförderin erzählte dem Vorstand des Regionalplanungsverbandes von der Website worklifeaargau.ch. «Wir möchten damit dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Diesen gibt es zum Beispiel im Ärzteund Pflegebereich, bei den Ingenieuren und den Elektroinstallateuren. Es sind also auch Berufskraftleute dabei.» Die Website soll nun Interessierten zeigen, welch attraktive Unternehmen es im Kanton gibt. Dazu zählen auch bekannte Namen wie Mammut oder Roche. Zurzeit pendeln aus dem Aargau täglich rund 110 000 Arbeitnehmer weg, während 60 000 hierherkommen. «Wir möchten, dass die Aargauer Bevölkerung hier arbeitet», so Frey. Auf worklifeaargau.ch sind Porträts von Firmen zu sehen und offene Stellen ausgeschrieben. Der Reusspark nutzt diese Plattform zum Beispiel sehr aktiv. «Die kleinen und mittleren Unternehmen fehlen uns aber bisher noch weitgehend, darum möchten wir diese künftig vermehrt ansprechen», so die Standortförderin. Von den Anwesenden wurde sie mit verschiedenen kritischen Fragen konfrontiert. So wurde teilweise der Nutzen der Plattform infrage gestellt. Dies, weil es bereits Jobplattformen gibt oder weil die ausbezahlten Löhne im Aargau tiefer als im Kanton Zürich sind. «Das ist ein Argument», gestand Marietta Frey. «Wenn man aber Arbeitsund Wohnort zusammenbringt, entfällt die Pendlerzeit. Was ein Qualitätsgewinn ist. Der Aargau verfügt zudem über ganz eigene Stärken, die man betonen sollte. Dazu zählen zum Beispiel die grossartigen Landschaften und die vielen kulturellen Anlässe.» --rwi