AUSTAUSCHJAHR
07.09.2021 BremgartenSamuel Seiler, England.
Abschiedsschmerz und Papierkrieg
Nur noch drei Tage geht es bis zu meiner bevorstehenden Abreise nach England. Dann steige ich in ein Flugzeug und werde für zehn Monate ...
Samuel Seiler, England.
Abschiedsschmerz und Papierkrieg
Nur noch drei Tage geht es bis zu meiner bevorstehenden Abreise nach England. Dann steige ich in ein Flugzeug und werde für zehn Monate ein Teil der englischen Gesellschaft.
Langsam, aber sicher muss ich mich ans Packen machen. Dabei frage ich mich: Was muss mit nach England? Was bleibt zu Hause? Was brauche ich wirklich? Gar nicht einfach zu beantworten, wenn man ein ganzes Jahr in einem fremden Land verbringen wird. Einerseits möchte ich möglichst alles, was mir zu Hause wichtig ist, mitnehmen, andererseits muss ich aber auch darauf achten, dass ich das ganze Zeug in die paar wenigen Gepäckstücke bringe, die ich an Bord nehmen darf.
Mein Abenteuer starte ich am Flughafen Zürich. Von dort aus werde ich nach London fliegen. Anschliessend werde ich mit einem Bus nach Bournemouth in den Süden Englands reisen, wo ich meine erste Nacht im fremden Land bei Verwandten meiner künftigen Gastmutter verbringen werde. In Bournemouth werde ich auch das erste Mal auf meinen neuen «Bruder» Nicola treffen. Auch er absolviert in Weymouth ein Austauschjahr und lebt bei derselben Gastmutter. Für mich ist es ein sehr beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass ich in diesen ersten Tagen der Ankunft und der Angewöhnung nicht alleine bin und begleitet werde. Schon am nächsten Tag werden wir zusammen noch das letzte Stück der Reise nach Weymouth antreten.
Das ganze Austauschjahr ist verbunden mit einem enormen Papierkrieg. Durch den Brexit und Corona wurde es noch einmal einiges komplizierter, eine Aufenthaltsbewilligung für England zu bekommen. Für das Visum wird zum Beispiel nicht nur ein offizieller Sprachtest, sondern auch eine Auflistung der Feriendestinationen der letzten fünf Jahre samt Daten verlangt. Doch all dem Papierkrieg zum Trotz habe ich es schlussendlich mit der Hilfe meines Vaters und der Austauschorganisation YFU geschafft, alle Formulare korrekt auszufüllen und einzureichen.
Das Schwerste wird nun wohl sein, all das loszulassen, was mir hier in der Schweiz so am Herzen liegt: die hohen Berge, die vielen Seen und Flüsse, die beste Schokolade der Welt und natürlich meine Freunde, Verwandten und die Familie. Aber trotz dem Abschiedsschmerz freue ich mich sehr auf das bevorstehende Abenteuer in England.
Samuel Seiler ist 16 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern und seiner Schwester in Hermetschwil-Staffeln. Er besucht die zweite Klasse der FMS in Wohlen. In den nächsten Monaten absolviert er jedoch ein Austauschjahr in Weymouth (England). An dieser Stelle berichtet er regelmässig über seine Gedanken und Erlebnisse.