Bronze für «Sandgenossen»

  31.08.2021 Sport

Bitterer hätte die Niederlage im Halbfinal der Beachsoccer-WM für die Schweizer «Sandgenossen» mit vier Freiämtern kaum sein können. Kurz vor Schluss führten sie noch, scheiterten aber im Penaltyschiessen an den russischen Gastgebern. «Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass wir Weltmeister geworden wären», sagt der Boswiler Dejan Stankovic. Nur einen Tag nachdem dieser grosse Traum platzte, schlugen die Schweizer Senegal im Spiel um Rang drei. Immerhin. --red


Bronze, aber Gold im Herzen

Beachsoccer: Schweiz holt mit vier Freiämtern im Team WM-Bronze

Es ist der grösste Erfolg des Schweizer Beachsoccer-Nationalteams seit dem WM-Silber 2009. Die Mannschaft schrammt in Moskau knapp am Final vorbei, erkämpft sich aber dann immerhin Bronze. Mittendrin: Dejan Stankovic (Boswil), Sandro Spaccarotella (Tägerig), Jan Ostgen (Dottikon) und Patrick Rüttimann (Muri).

Josip Lasic

Es ist ein schmaler Grat zwischen Trauer und Freude bei den «Sandgenossen». Einerseits bejubeln sie nach dem 9:7-Sieg gegen Senegal ihre Bronzemedaille. Andererseits ist im Hinterkopf da immer noch ein «Was wäre wenn...?». Der Tägliger Sandro Spaccarotella fasst es zusammen. «Wenn uns jemand vor der WM den 3. Rang angeboten hätte, hätten wir sofort zugesagt. So, wie es lief, tut es schon ein wenig weh.»

19 Sekunden vor Schluss kassiert die Schweiz im Halbfinal gegen Russland den Ausgleich zum 5:5. Im Penaltyschiessen treffen unter anderem die Freiämter Dejan Stankovic und Sandro Spaccarotella. Doch Tobias Steinemann verschiesst. Die Russen treffen alle. Der Final findet ohne die Schweiz statt. «Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass wir Weltmeister geworden wären», sagt Dejan Stankovic, der gegen Russland das 5:3 erzielt hat. «Aber so weh es tut, es war eine Leistung, nach dieser Niederlage wieder aufzustehen und Senegal zu bezwingen.»

Lange Durststrecke vorbei

2009 wurde die Schweiz Vize-Weltmeister. Vom damaligen Team standen neben Mo Jäggy nur noch die Freiämter Dejan Stankovic und Sandro «Spacca» Spaccarotella auch jetzt in Moskau im Kader. «Ich würde die beiden Erfolge nicht miteinander vergleichen», sagt Nationaltrainer Angelo Schirinzi. «Der Sport hat sich weiterentwickelt in diesen zwölf Jahren. Es ist deutlich schwerer, so eine Leistung zu zeigen.»

Stankovic: «Es ist eine völlig neue Generation. Es tut allen Spielern gut, dass wir wieder eine Duftmarke gesetzt haben. Seit dem WM-Silber damals hatten wir immer wieder kleinere Erfolge, aber die WM-Bronze jetzt gibt uns Selbstvertrauen.»

Und wie die Schweizer Selbstvertrauen tanken konnten. Das Team war ursprünglich gar nicht qualifiziert, sondern ist für die Ukraine, die auf die Teilnahme verzichtet hat, nachgerückt. Und dann: Brasilien, Weissrussland, El Salvador, Uruguay, Russland, Senegal. Sechs Spiele. Mit Ausnahme der 10:1-Machtdemonstration gegen Uruguay liegen die Schweizer immer wieder in Rückstand und kämpfen sich wieder zurück. Nur gegen Russland nahm es kein gutes Ende. Auch im Spiel gegen Senegal liegt die Schweiz zurück. Erst nach dem wunderschönen Tor von «Spacca» zum 5:5-Ausgleich kippt das Spiel zu Schweizer Gunsten. Über den Tägliger sagt Trainer Schirinzi: «Er war verletzt. Es war ein Wunder, dass er überhaupt spielen konnte. Spacca hat das grossartig gemacht.»

Freiämter in höchsten Tönen gelobt

Auch über die anderen Freiämter verliert Schirinzi nur positive Worte. «Jan Ostgen ist noch jung, aber hat schon Topleistungen gezeigt. Patrick Rüttimann ist der Neuling. Er hat nicht viel gespielt, aber immerhin schon ein Tor erzielt.»

Tatsächlich war es neben den Routiniers Stankovic und «Spacca» für Ostgen erst die zweite und für Rüttimann die erste Weltmeisterschaft. Für die beiden ein Riesenerfolg. Ostgen: «Das ist definitiv der grösste Erfolg meiner bisherigen Beachsoccer-Karriere. Es war ganz wichtig, dass wir das Spiel um Platz drei noch gewonnen haben. Klar ist ein wenig Enttäuschung da wegen dem verpassten Final, aber ich glaube, dass wir trotzdem ein Riesenturnier gespielt haben.»

Rüttimann: «Auch wenn ich nicht viel gespielt habe, war es ein unglaubliches Erlebnis für mich. Ich werde das nie mehr vergessen. Es waren so viele Emotionen über das gesamte Turnier.»

Ehrungen gehen an die Schweiz

Auch Dejan Stankovic wird von Schirinzi gelobt. Immerhin hat er zehn Tore erzielt. Für eine Auszeichnung hat es dennoch nicht gereicht, obwohl alle drei an die Schweiz gegangen sind. Der beste Torwart: Eliott Mounoud. Der beste Spieler des Turniers: Noël Ott. Und Torschützenkönig wurde mit zwölf Treffern Glenn Hodel. Im Spiel um den dritten Platz hat er mit drei Treffern Stankovic noch überholt. Stört das den Boswiler? «Natürlich nicht. Ich habe so oft an Turnieren den Titel des Torschützenkönigs oder des besten Spielers geholt, da gönne ich das Glenn. Er hat es sich absolut verdient, wie wir alle es uns verdient haben, weil wir so hart arbeiten und trainieren. Hauptsache ist, dass der Teamerfolg stimmt. Und Rang 2 in der Torschützenliste ist auch gut.»

Viel Gutes mitnehmen

Trotz dem Wermutstropfen mit dem verpassten Final war es für die Schweiz und die vier Freiämter ein erfolgreiches Turnier. «Der Weltmeistertitel wäre nicht unverdient gewesen», sagt Spaccarotella und ergänzt mit einem Augenzwinkern. «Aber gemessen daran, dass wir uns eigentlich nicht mal qualifiziert haben, konnten wir eine Menge herausholen.»


Bronze-Team live erleben

Wer die Beachsoccer-Nationalmannschaft mal in Aktion sehen will, hat dazu bald Gelegenheit. Am Samstag, 4.September, 16Uhr, bestreitet das Nationalteam im Schachen in Aarau ein Testspiel gegen England. Der Eintritt ist frei. «Es sind 300 bis 400 Plätze vorhanden», sagt Angelo Schirinzi. «Es hat, solange es hat. Natürlich ist es kein so grosses Turnier wie eine Weltmeisterschaft, aber es wird ein spannendes Spiel mit guter Atmosphäre.» --jl


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