Konzentration und Entspannung
11.06.2021 BremgartenDer Pétanque Club Bremgarten wird 25 Jahre alt
Seit einem Vierteljahrhundert werden auf dem Kiesplatz beim Stadtschulhaus die Kugeln geworfen, die für manche die Welt bedeuten. Dabei steht der Genuss vor dem Wettkampf.
Vincenz ...
Der Pétanque Club Bremgarten wird 25 Jahre alt
Seit einem Vierteljahrhundert werden auf dem Kiesplatz beim Stadtschulhaus die Kugeln geworfen, die für manche die Welt bedeuten. Dabei steht der Genuss vor dem Wettkampf.
Vincenz Brunner
Begonnen hat die Historie des Pétanque Club Bremgarten in Bellikon. Dort trafen sich Mitarbeiter der Rehaklinik zum Pétanquespielen. Doch der Platz war nicht ideal und so sah man sich anderweitig um. In Bremgarten wurde man fündig: «Die Rahmenbedingungen hier sind viel besser. Der Kiesplatz ist gut geeignet, die Bäume spenden an heissen Tagen Schatten und das Städtchen bildet eine schöne Kulisse. Zudem ist der Platz gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und beim Kiosk hat es ein öffentliches WC», erklärt Präsident Franco Lanfranchi die Vorzüge des Platzes beim Bezirksschulhaus.
Bereits im Juli 1995, also ein Jahr vor der Gründung des Vereins, hatte der Stadtrat grünes Licht für die Nutzung gegeben. «Bremgarten ist sehr grosszügig, wir müssen auch keine Miete für das kleine Räumchen beim Platz bezahlen. Wir haben bis heute ein gutes Einvernehmen mit dem Stadtrat und dem Schulwart», so Franco Lanfranchi. Der Pétanque Club revanchiert sich, indem er für die Schule in der Sportwoche Pétanque anbietet. Natürlich sorgen die Clubmitglieder selber dafür, dass der Platz bestens für das Spiel vorbereitet ist, rechen Abfall und Äste weg und ergänzen Kies, wo es nötig ist.
Südländische Gefühle
Gegründet wurde der Club von Nelleke Keesmaat, Ferdinand Marty, Georg Rigoni, Heinz Faes, Walter Schmidt, Ilse Mötteli, Roberto Feroldi, Arturo Baruffaldi, Franco Lanfranchi, Paul Naef und Cornelia Schneider. Gespielt wird in erster Linie zum Plausch. Neben den regelmässigen Trainings am Montag, Dienstag und Samstag gehört die Clubmeisterschaft und die Teilnahme am Aargauer Cup zu den fixen jährlichen Anlässen. Letzteren konnte man 2018 sogar gewinnen. Es gibt keine lizenzierten Spieler im Club. «Wir sind ein Geniesserclub. Uns geht es nicht um schweizweite Turniere», erklärt Verena Gugolz, die an der Festschrift mitgearbeitet hat.
«Pétanque ist, an einem Spieltag mit mehr als 200 Kilogramm Eisen um sich zu werfen, es mega zu finden und südländische Gefühle aufkommen zu lassen», erklärt sie ihre Faszination für den Sport. Für Präsident Franco Lanfranchi ist das Zusammenspiel zwischen Konzentration und Entspannung sehr wichtig: «Es ist eine mentale Frage und eine der Atmung. Nach dem Wurf kann man sich entspannen.» Der Co-Autor der Festschrift, Theo Fellmann, ergänzt: «Es ist ein bisschen wie Curling und somit auch ein strategisches Spiel. Und man sollte nicht schielen beim Zielen.» Um das Zielen nicht zu verlernen und um das Vereinsleben nicht einschlafen zu lassen, ist der Pétanque Club auch im Winter aktiv. Man trifft sich regelmässig zum Kegeln, Eisstockschiessen oder Jassen.
«Man kann bei uns schnuppern»
Der Verein besteht heute aus 72 Mitgliedern, davon 48 aktive. «Wir machen keine aktive Mitgliederwerbung, mit 72 Mitgliedern sind wir auch genug. Aber man kann bei uns schnuppern und dann Mitglied werden. Wir möchten auch jüngere Menschen begeistern. Fakt ist, dass die meisten über 60 Jahre alt sind, der älteste ist 87. Solange man sich noch bewegen kann, kann man gut mitmachen. Man braucht nichts ausser einem Satz Kugeln. Und wer keinen hat, dem stellen wir einen zur Verfügung. Es ist ein günstiger Sport, bei dem jeder mitmachen kann», Franco Lanfranchi. Wer es gerne selber ausprobieren möchte, findet die Gelegenheit am 26. Juni, da findet das Plauschturnier statt, für das man sich noch anmelden kann.
Wurzeln in Frankreich
Die Wurzeln des Pétanque lassen sich in Südfrankreich finden, genauer im Städtchen La Ciotat. Dort entstand es um 1910, in notgedrungener Abwandlung des Jeu Provençal. Dieses schreibt drei Schritte Anlauf vor. Da Jules Le Noir aufgrund eines Rheumaleidens die drei Schritte nicht mehr gehen konnte, erfand er neue Regeln. Pétanque wird aus dem Stand mit geschlossener Fussstellung gespielt. Ziel ist es dabei, eine bestimmte Anzahl von Kugeln so nahe wie möglich an eine vorher ausgeworfene Zielkugel zu werfen. Heute ist es die meistgespielte Variante der Boulesportarten. Bezüglich Wettkämpfen lässt sich erwähnen, dass 1959 die erste Weltmeisterschaft durchgeführt wurde. Die Schweiz verfügt über Nationalmannschaften. --vb/red