Chregi Hansen, Redaktor.
Es ist ein Sommertag, wie er im Buche steht. Kein Wölklein am strahlend blauen Himmel – nur ein Dutzend kreisender Störche aus der nahen Kolonie werfen etwas Schatten auf den Platz. Von der benachbarten Badi hört man ...
Chregi Hansen, Redaktor.
Es ist ein Sommertag, wie er im Buche steht. Kein Wölklein am strahlend blauen Himmel – nur ein Dutzend kreisender Störche aus der nahen Kolonie werfen etwas Schatten auf den Platz. Von der benachbarten Badi hört man das Lachen und Planschen der Kinder. Und vom nahen Clubhaus dringt das Klirren von Gläsern an meine Ohren.
Alles bestens also? Nein! Denn ich stehe zu diesem Zeitpunkt bei 33 Grad Celsius auf dem Tennisplatz und wehre mich erbittert, aber erfolglos gegen meine Niederlage. Sport soll ja gesund sein, heisst es immer. Aber in dieser Bruthitze einem Ball nachzujagen, das kann nicht guttun. Schon gar nicht in meinem Alter – Ü45 heisst die Kategorie, Ü55 wäre wohl treffender, wie Ü75 fühle ich mich. Der Schweiss rinnt, der Puls rast, das Atmen fällt schwer. Und trotzdem sprinte ich quer über den Platz, um den sauber platzierten Volley doch noch irgendwie zu erhaschen. Aber natürlich wieder umsonst.
Medizinische Studien belegen, dass kein Sport im hohen Alter so guttut wie Tennis. An diesen Erkenntnissen zweifle ich in diesem Moment. Der Rücken zwickt, die Beine sind schwer, die Reaktionen leicht verzögert. Und was bei Federer und Co so leicht und lässig aussieht, wirkt bei mir plump und schwerfällig. Innerlich verfluche ich längst meinen Entscheid, auch dieses Jahr wieder im Interclub anzutreten. Um wie viel angenehmer könnte man einen solchen Samstag im Liegestuhl verbringen. «Nie wieder», schwöre ich mir. Und denke schon daran, wie mir am nächsten Tag alles wehtut.
Dann ist das Spiel aus, die Niederlage Tatsache. Im Clubhaus erwartet mich ein erstes Bier. Das gegnerische Team stellt sich an den Grill, serviert Salate und Beilagen, bewirtet uns den ganzen Abend vorzüglich bis hin zum feinen Dessert. Es wird gelacht, gescherzt und Geschichten von grossen Siegen werden erzählt. Langsam verschwindet die Sonne, die Temperatur wird erträglicher. Und mein Gegner bringt es auf den Punkt. «Eigentlich spielen wir doch nur Tennis, damit wir nachher gemeinsam feiern können», sagt er und nimmt einen grossen Schluck. Ich nicke und weiss schon jetzt: Auch nächstes Jahr bin ich wieder mit dabei. Es wird hoffentlich nicht wieder 33 Grad heiss.