Der richtige Zeitpunkt
28.05.2021 Region BremgartenOrtsbürgergemeinde soll verschwinden
Am 18. Juni könnte das Ende der Eggenwiler Ortsbürgergemeinde beschlossen werden. Diese soll in die Einwohnergemeinde integriert werden. Das Thema ist an beiden Versammlungen traktandiert. Der Zusammenschluss wurde seit acht ...
Ortsbürgergemeinde soll verschwinden
Am 18. Juni könnte das Ende der Eggenwiler Ortsbürgergemeinde beschlossen werden. Diese soll in die Einwohnergemeinde integriert werden. Das Thema ist an beiden Versammlungen traktandiert. Der Zusammenschluss wurde seit acht Jahren immer wieder diskutiert und nahm letzten Herbst richtig Fahrt auf. Von einer Fusion verspricht sich Gemeindeammann Roger Hausherr eine Anpassung an die heutige Realität. Denn bereits heute übernimmt die Einwohnergemeinde viele Aufgaben der Ortsbürger. Eine Fusion würde vieles einfacher machen. --rwi
Auflösung als Chance
Ortsbürgergemeinde soll mit der Einwohnergemeinde vereint werden
An der Einwohner- und der Ortsbürgergemeindeversammlung vom Freitag, 18. Juni, wird über das Ende der Ortsbürgergemeinde entschieden. Für Gemeindeammann und Ortsbürger Roger Hausherr ist jetzt der ideale Zeitpunkt dazu.
Roger Wetli
Die Eggenwiler Ortsbürgergemeinde zählt aktuell noch 34 Mitglieder. Jetzt soll sie in die Einwohnergemeinde überführt werden. «Ich habe immer gesagt, dass der Anstoss dazu nicht durch den Gemeinderat, sondern von den Ortsbürgern kommen muss», betont Gemeindeammann Roger Hausherr. «Das ist jetzt geschehen.» Er ist selber Ortsbürger, hielt sich aber bei den Diskussionen zurück. Selbst als das Thema im letzten Herbst an einer Informationsveranstaltung vertieft besprochen wurde, nahm er bewusst nicht daran teil, sondern schickte André Heinrich als Gemeinderat und Nicht-Ortsbürger vorbei.
Durch die Ortsbürger selber angestossen
«Der Prozess dauert aber sicher bereits acht Jahre. Damals kamen die ersten Diskussionen auf. Die Auflösung konnte in den Köpfen reifen. Zumal die Ortsbürgergemeinde bei uns heute vor allem einen emotionalen Wert hat», so Hausherr. An der letzten Versammlung genehmigten sie einen Überweisungsantrag, der vom Gemeinderat verlangte, die Vereinigung der beiden Gemeindekörperschaften zu prüfen und auf diesen Sommer Bericht und Antrag zu stellen.
Die Aufgabenbereiche der Ortsbürgergemeinden sind in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Der Besitz des Waldes hatte einst eine grosse Bedeutung, weil Holz lange die einzige Energiequelle war. Heute verwalten die Ortsbürger ihr Vermögen und fördern damit das kulturelle Leben sowie die sozialen Werke der Gemeinde, sofern die Finanzen das zulassen. Zudem helfen sie bei der Erfüllung von weiteren Aufgaben der Einwohnergemeinde mit.
Gespeist wird das Ortsbürgervermögen in der Regel aus den Erträgen ihres Waldes und ihrer Liegenschaften. In Eggenwil gehören die Waldhütte und 22 Hektaren Forst den Ortsbürgern. In den letzten Jahren kauften sie verschiedene Waldparzellen von Privateigentümern. Generiert die Waldhütte noch ein wenig Geld, schrumpfen die Erträge des Waldes laufend. Gründe dafür sind die Stürme, Hitzewellen und der Käferbefall der letzten Jahre, die grosse Mengen Holz auf den Markt warfen und so zu einem Überangebot mit entsprechend tiefen Preisen führten. «Bereits heute hat deshalb die Einwohner- die Ortsbürgergemeinde immer wieder quersubventioniert», weiss Roger Hausherr. «Die 33-jährige Waldhütte ist zudem in einem Alter, in dem verschiedene Sanierungen nötig werden. Diese werden kaum mit dem aktuellen Ortsbürgervermögen von rund 60 000 Franken finanziert werden können. Es ist deshalb ein guter Moment für eine Fusion.»
Umwandlung der Forstkommission
Der Gemeindeammann sieht im Zusammenschluss durchaus Vorteile. «Das Rechnungswesen wird weniger aufwendig. Zudem sind wir aktuell bei der Auswahl von Mitgliedern der Forstkommission sehr eingeschränkt.» Die jetzigen seien schon lange dabei und möchten bereits seit einiger Zeit zurücktreten, taten es aber nicht, weil keine Nachfolger gefunden wurden. «Mit der Fusion könnten wir daraus zum Beispiel eine Natur- und Umweltkommission bilden, die der ganzen Bevölkerung offensteht. Das würde das Feld an möglichen Kandidaten massiv öffnen.»
Roger Hausherr glaubt nicht, dass durch die Auflösung der Ortsbürgergemeinde sich deren Mitglieder weniger aktiv im Dorf engagieren würden. «Bereits heute sind sie wichtige Stützen in den regulären Vereinen. Ihre Verbundenheit mit Eggenwil ist gross. Das wird auch nach einer Fusion so bleiben.» Zudem brauche es nicht zwingend die aktuelle Rechtsform, damit sich die Ortsbürger treffen können. «In anderen Dörfern wurden Ortsbürgervereine gegründet. Das wäre auch hier möglich», schaut er voraus.
Vernünftig zu Ende bringen
Stimmen beide Versammlungen dem Zusammenschluss zu, werden das Ortsbürgervermögen und deren Waldungen sowie die Waldhütte in die Einwohnergemeinde integriert. «Ich bin zuversichtlich, dass die Anträge angenommen werden», so der Gemeindeammann. «Bereits der Überweisungsantrag erhielt 14 Ja- und keine Nein-Stimmen. Für die Einwohnergemeinde würde sich nicht viel ändern. Wir können jetzt die Ortsbürgergemeinde vernünftig zu Ende bringen – und das nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen.»