Der besondere Dreh
07.05.2021 MutschellenWettbewerb Erweiterung Schulareal
Die jungen Architekten Waldrap Zürich haben den Wettbewerb für die Erweiterung der Schulanlage in Widen gewonnen. Für eine Doppelturnhalle, Räume für Tagesstrukturen und Klassenzimmer haben sie ein Gebäude vorgesehen. ...
Wettbewerb Erweiterung Schulareal
Die jungen Architekten Waldrap Zürich haben den Wettbewerb für die Erweiterung der Schulanlage in Widen gewonnen. Für eine Doppelturnhalle, Räume für Tagesstrukturen und Klassenzimmer haben sie ein Gebäude vorgesehen. Der besondere Dreh: Die Sporthalle kommt in den Boden hinein und ist zur Spielwiese hin ausgerichtet, darüber wird das neue Schulhaus leicht verdreht und über zwei Stockwerke gebaut; ausgerichtet ist es zu den bestehenden Schulhäusern 2 und 3 hin. --eob
Grosszügig und sparsam zugleich
Präsentation des Wettbewerbs Erweiterung Schulanlage
Ein neues Schulhaus, in dem auch die Tagesstrukturen untergebracht sind, eine neue Doppelturnhalle sowie die Integration der Kindergärten auf dem Schulareal: Zehn Architekturteams setzten sich mit dieser Aufgabenstellung auseinander. Gewonnen hat den Wettbewerb das Büro Waldrap aus Zürich.
Erika Obrist
«Es ist die grösste Einzelinvestition, welche die Gemeinde Widen je getätigt hat», zeigte Gemeindeammann Peter Spring bei der Präsentation der Projekte des Wettbewerbs für die Erweiterung der Schulanlage am letzten Dienstag auf. Es ist eine grössere Investition als der Bau des Gemeindehauses, der vor bald drei Jahrzehnten rund zehn Millionen Franken gekostet hat. Und der Gemeinderat will vorwärtsmachen: Bereits an der kommenden Juni-«Gmeind» beantragt er einen Kredit fürs Ausschaffen eines Vorprojekts mit genauer Kostenermittlung.
Das viele Geld will die Gemeinde in die Bildung und in die Vereine investieren. Das Schulhaus 1 samt Turnhalle aus dem Jahr 1956 soll ersetzt werden. Neben den Räumen für die Schule entstehen solche für die Tagesstrukturen, die einem wachsenden Bedürfnis entsprechen. Statt einer Einfach- gibt es eine Doppelturnhalle, von der vor allem die Vereine profitieren können.
Das beste Projekt ausgewählt
Damit viele Ideen eingehen, wie dieses Raumprogramm umgesetzt werden kann, hat die Gemeinde einen Wettbewerb ausgeschrieben. 64 Architekturbüros haben sich um die Teilnahme beworben, zehn von ihnen wurden ausgewählt. Sie erhielten zusätzlich den Auftrag, aufzuzeigen, wo auf dem Schulareal auch die fünf Kindergärten untergebracht werden könnten.
«Bei allen eingegangenen Projekten wurde das Raumprogramm erfüllt», sagte Kuno Schumacher, Präsident der Wettbewerbsjury. «In zwei Durchgängen haben wir das beste ausgewählt.» Gewonnen hat den Wettbewerb das junge Architekturbüro Waldrap mit dem Projekt «Fouette» (Drehung). Es sieht ein neues Gebäude vor, in dem im Erdgeschoss die Tagesstrukturen, ein Musikzimmer und Nebenräume untergebracht sind, im Obergeschoss die Klassenzimmer mit den Gruppenräumen. Die Sporthalle kommt zweigeschossig in den Boden. Die Sporthalle ist auf die Aussenanlagen hin ausgerichtet, das Schulgebäude darüber ist etwas kleiner und etwas verdreht zu den bestehenden Schulhäusern 2 und 3 hin ausgerichtet.
«Das Gebäude ist grosszügig und sparsam zugleich», so Schumacher. So sei die Geschossfläche rund 15 Prozent geringer als bei den anderen Projekten. Die Bewertungskriterien wie der haushälterische Umgang mit dem Boden, das Einpassen in das Bestehende, die Wirtschaftlichkeit bezüglich Bau und Betrieb, die gute Architektur und die Etappierbarkeit seien gut umgesetzt. «In der Summe aller Kriterien hat ‹Fouette› obenaus geschwungen», sagte Schumacher.
Kompakt bleiben und Topografie ausnutzen
«Es war viel Volumen auf dem Grundstück unterzubringen», zeigten Renate Walter und Sebastian Lippok. Ihnen gehört das Architekturbüro Waldrap, das erst seit 2017 besteht und in dem inzwischen neun Leute arbeiten. Dieses Büro hat unter anderem den Innovationspark in Biel realisiert, ein Schulhaus in Zürich und ein Museum in Derendingen. «Wir haben bisher jedes Jahr einen Wettbewerb gewonnen», so Renate Walter. «Unser Ziel war, kompakt zu bleiben, das Neue gut in das Bestehende einzugliedern und die Topografie auszunutzen.» Deshalb haben sie sich für ein Gebäude entschieden. Im Schulhaus sind die Räume um das zentrale Treppenhaus angesiedelt. Die Korridore sind grosszügig und lassen sich auch fürs Lernen nutzen. Mit Faltwänden lassen sich im Erdgeschoss die Räume unterteilen. Die Parkplätze beim «Blaue Hus» werden neu gestaltet, auch ein neuer Spielplatz wird hier angelegt. «Ansonsten haben wir die bestehenden Strukturen übernommen.»
Kindergärten an der Dorngasse
Seit der Jurierung, die Mitte Januar abgeschlossen war, wurde das Siegerprojekt bereits leicht angepasst: Der Zugang zur bestehenden Mehrzweckhalle wurde neu gestaltet und die Kindergärten von der Bremgarterstrasse an die Dorngasse verlegt. Ganz an den Rand der Aussenanlagen. Dorthin, wo sich heute die Asylunterkunft befindet, die baufällig ist. Die Gemeinde sucht für diese Unterkunft seit einiger Zeit eine andere Lösung.
Damit das neue Gebäude gebaut werden kann, muss zuerst die alte Turnhalle abgerissen werden. Das Schulhaus 1 bleibt während der Bauzeit stehen; es wird abgerissen, wenn der Neubau bezogen werden kann. Das sollte im Jahr 2025 der Fall sein, wenn alles nach Plan verläuft.
Zur möglichen Integration der Kindergärten auf dem Schulareal hat der Gemeinderat bereits einen Grundsatzentscheid gefällt, wie Ammann Peter Spring informierte. Da der Doppelkindergarten Kelleräcker dringend saniert werden muss, bleibt dieser am jetzigen Standort. An der Juni-«Gmeind» beantragt der Gemeinderat einen Kredit von 1,3 Millionen Franken für den Ersatz dieses Kindergartens. Der Doppelkindergarten Lehnisweid und der Kindergarten Schachenfeld sind jünger und daher in besserem Zustand. «Sie können später auf dem Schulareal integriert werden», so Spring.
Gewünscht wird ein Warenlift
Bei der abschliessenden Diskussion wurden Wettbewerb und Siegerprojekt grundsätzlich gelobt. Bemängelt wurde die Parkplatzsituation: Es sind nicht mehr Abstellplätze vorgesehen als heute. Renate Walter sagte, der Schulhausplatz lasse sich so ausgestalten, dass darauf auch parkiert werden könnte, wenn in der Mehrzweckhalle ausserhalb der Schulzeit ein Anlass stattfinde. Angeregt wurde zudem, bei der Sporthalle einen Warenlift zu bauen. Wenn diese ein halbes Jahrhundert in Betrieb sein soll, müsse hin und wieder ein Gerät ausgewechselt werden. Über die Treppen sei das schwierig zu bewerkstelligen, ein Warenlift sei da hilfreich.