Ein Talent mit Zukunft
30.04.2021 SportFlavio Caserta gab sein Challenge-League-Début mit 16 Jahren. Nun steht der 17-Jährige vor einem weiteren Highlight. Mit dem FC Aarau trifft er am Dienstag im Halbfinal des Schweizer Cups auf Luzern. Der Fussballprofi, der vor einem halben Jahr von Hermetschwil-Staffeln nach ...
Flavio Caserta gab sein Challenge-League-Début mit 16 Jahren. Nun steht der 17-Jährige vor einem weiteren Highlight. Mit dem FC Aarau trifft er am Dienstag im Halbfinal des Schweizer Cups auf Luzern. Der Fussballprofi, der vor einem halben Jahr von Hermetschwil-Staffeln nach Rottenschwil zügelte, hofft in diesem Duell auf einen Einsatz. --spr
Wenn Träume wahr werden
Fussball, Challenge League: Flavio Caserta vom FC Aarau ist das grösste Fussballtalent aus dem Freiamt
Beim FC Wohlen ist er zum Juwel gereift. Flavio Caserta gab schon mit 16 Jahren sein Début in der Challenge League. Jetzt träumt er langfristig von einer grossen Profikarriere. Kurzfristig hofft er auf einen Einsatz im Cup-Halbfinal zwischen Aarau und Luzern am Dienstag.
Stefan Sprenger
21. Juli 2020. Der FC Aarau spielt zu Hause im Brügglifeld gegen Chiasso. Wegen Corona dürfen «nur» 930 Zuschauer dabei sein. In der 57. Minute wird Flavio Caserta eingewechselt. «Es war aufregend. Schön. In diesem Moment ging für mich ein Bubentraum in Erfüllung», sagt Caserta. Début in der Challenge League – und das mit zarten 16 Jahren. Allein dieser Fakt zeigt, dass dieser junge Freiämter riesiges Potenzial hat.
Von Hermetschwil-Staffeln nach Rottenschwil gezügelt
Heute ist er ein Profijüngling, setzt voll auf die Karte Fussball. Nach der Sportschule in Buchs absolviert er momentan eine Sportlehre als Logistiker. Dem Fussball ordnet er vieles unter. Und er hat dabei den Rückhalt von zu Hause.
Denn die ganze Familie Caserta ist fussballbegeistert. Vater Salvatore kickte einst gemeinsam mit Ciriaco Sforza beim FC Wohlen. Mutter Patricia spielte bei der Frauenmannschaft in den Niedermatten. Und der ältere Bruder Loris ist Teil der A-Junioren des FC Wohlen. Da ist es naheliegend, dass auch Flavio Caserta schon früh mit dem runden Leder eine enge Beziehung einging.
In Waltenschwil, wo der Ball immer in die Bünz fliegt
Die Familie zügelte vor einem halben Jahr von Hermetschwil-Staffeln nach Rottenschwil. In den Niedermatten sind sie nach wie vor oft anzutreffen. Flavio Caserta machte seine fussballerischen Anfänge bei der sympathischen Fussballschule in Waltenschwil. Auf jenem Platz, wo man den Ball aus der Bünz fischen muss, wenn man das Tor zu weit verfehlt. «So heftig verschossen habe ich zum Glück nie», meint Caserta lachend.
Seine ersten Trainer waren Vater Salvatore und Roger Barone. In der U9-Stufe wechselt er zum FC Wohlen, trainiert fortan in den Niedermatten. Und wird dort von einem der grössten Koryphäen im Schweizer Juniorenfussball trainiert: Jacky Sauter. «Ein toller Mensch, ein prima Trainer», sagt Flavio Caserta zu diesem Mann, der über 1000 Junioren ausbildete.
Bis zu den U13-Junioren bleibt er in Wohlen und geht dann im Jahr 2016 zum Team Aargau. Sein Aufstieg geht weiter. Caserta gibt sein Début in der U16-Nationalmannschaft, steht aktuell im Kader der U18-Nationalmannschaft und hofft, dass ihn Trainer Francesco Gabriele (Ex-Wohlen) bald wieder aufbietet.
«Ich weiss, dass ich Potenzial habe»
In der Saison 2020/21 wird er ins Profikader des FC Aarau aufgenommen und gibt im Juli 2020 sein Début. «Ich bin jung. Ich weiss, dass ich Potenzial habe. Um meinen Weg erfolgreich zu gehen, brauche ich aber Ehrgeiz, Freude, viel Arbeit und ein grosses Kämpferherz», so Caserta, der mittlerweile zwölf Spiele in der zweithöchsten Spielklasse absolviert hat. Er will nun Schritt für Schritt gehen, nichts überhasten. Erstes grosses Ziel: «Ich will mich beim FC Aarau durchsetzen und so viel spielen, wie es geht.» Ein weiterer grosser Traum wäre, einmal im Ausland zu spielen. «Ich habe Zeit», meint er bodenständig.
Ganz wichtig, so findet Caserta: «Man darf das Lachen nicht verlieren. Fussball soll Spass machen.» Dieses Credo lebt er nicht nur auf dem Rasen, sondern offensichtlich auch im Alltag. Denn Caserta wirkt beim Gespräch enorm lebensfroh und aufgeweckt. Er schmunzelt ständig. Er relativiert mit breitem Lachen: «Es ist mein erstes Interview, vielleicht bin ich einfach ein wenig nervös.»
Zwei Siege fehlen zum Cuptitel
Als kleiner Junge träumte er davon, Profi zu werden. Er erinnert sich an den September 2015. Damals war er 12 Jahre jung und Balljunge in den Niedermatten. Über 3000 Zuschauer waren dabei und erlebten, wie der FC Wohlen den grossen FC Zürich an den Rand einer Niederlage brachte. Am Ende verliert der FCW 0:1. «Ich wollte in so einem grossen Spiel auch einmal auf dem Feld stehen.»
Das ist ihm wenige Jahre später gelungen. In den Cupspielen gegen Wil (4:3 nach Penalty) und im Achtelfinal gegen Sion (4:2 nach Verlängerung) darf Caserta ran. Die Cup-Euphorie in Aarau ging weiter. Durch den Sieg im Viertelfinal gegen Winterthur hat das Team von Trainer Stephan Keller am Dienstag (17.30 Uhr) die historische Möglichkeit, zum ersten Mal seit 1989 wieder in den Cupfinal einzuziehen. «Natürlich hoffe ich, dass ich spielen darf», sagt Caserta. Dasselbe gilt auch für heute Freitagabend, wenn die Aarauer im Brügglifeld den Tabellenführer GC Zürich empfangen (20.00 Uhr).
Der FC Aarau stand zuletzt 2005 im Halbfinal, verlor damals 1:2 gegen Luzern. Folgt 16 Jahre später die Revanche? Caserta ist zuversichtlich: «Luzern spielt zwar eine Liga höher, aber sie sind nicht übermächtig. Wir glauben an unsere Chance. Es fehlen zwei Siege für den Titel. Träumen ist erlaubt.» Und weil die Träume von Flavio Caserta bislang immer in Erfüllung gingen, sollte sich der FC Luzern am Dienstag warm anziehen.