Kirche im Dorf stärken
20.11.2020 MutschellenKatholische Kirchgemeinden lancieren Machbarkeitsstudie zur «Zukunft Kirche»
Der Pastoralraum am Mutschellen umfasst drei Kirchgemeinden mit vier Pfarreien und drei Pfarrbüros. Die Struktur ist schwerfällig und bindet viel Zeit und Personal. Nun soll ...
Katholische Kirchgemeinden lancieren Machbarkeitsstudie zur «Zukunft Kirche»
Der Pastoralraum am Mutschellen umfasst drei Kirchgemeinden mit vier Pfarreien und drei Pfarrbüros. Die Struktur ist schwerfällig und bindet viel Zeit und Personal. Nun soll geprüft werden, ob und wie die Strukturen vereinfacht werden können.
Erika Obrist
Der Pastoralraum am Mutschellen hat dieselben Probleme wie die meisten Regionen in der Schweiz. «Treue Mitglieder scheiden aus, Junge kommen kaum nach und es ist schwierig, Nachwuchs für kirchliche Gremien und Gruppen zu finden», brachte es Pastoralraumleiter Robert Weinbuch an der Kirchgemeindeversammlung letzten Dienstag in der Kirche Rudolfstetten auf den Punkt. Die Kirche verliere mehr und mehr an Bedeutung in einer sich wandelnden Gesellschaft.
«Die Kirche könne den Wind nicht ändern, aber sie könne die Segel anders setzen», fuhr Weinbuch fort. Wie die Segel in Zukunft gesetzt werden sollen, möchten die im Pastoralraum am Mutschellen beteiligten Kirchgemeinden Berikon-Rudolfstetten-Bergdietikon, Eggenwil-Widen und Oberwil-Lieli herausfinden. Sie bilden einen Kirchgemeindeverband. Die Kirchenpflegen dieses Verbands haben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und 20 000 Franken für das Projekt «Lavendel – Zukunft Kirche» gesprochen.
Organisation vereinfachen
«Die heutige Struktur mit dem Kirchgemeindeverband, den drei Kirchgemeinden und den vier Pfarreien sowie dem Pastoralraum bindet viel Personal und Zeit – weil alle in etwa dasselbe machen», so Weinbuch. Die Abläufe seien kompliziert und schwerfällig. Mit dem Projekt «Lavendel» soll ergebnisoffen abgeklärt werden, wie die Struktur, die Organisation vereinfacht werden könnten. Beispielsweise durch das Zusammenlegen von Teilen der Verwaltung oder durch die verbesserte Zusammenarbeit der Kirchgemeinden. Auch eine Fusion könnte infrage kommen.
Mit dem Projekt «Lavendel» sollen auch grundlegende strategische Überlegungen erarbeitet werden zu pastoralen Themen und neuen Formen der Glaubensweitergabe. Ziel ist es, die Kirche im Dorf, das Leben in den Pfarreien zu stärken. Denn wenn Kräfte bei Organisation und Strukturen frei werden, kann man diese in die Seelsorge, in den Dienst an Gemeindemitglieder, investieren.
Wie Kirchenpflegepräsident Werner Weibel sagte, erfolgt der Projektstart noch in diesem Jahr. «Wir möchten möglichst viele in das Projekt einbeziehen und regelmässig via Homepage und Pfarrblatt informieren.»
Einige der Versammlungsteilnehmer waren froh, dass das Projekt nun an die Hand genommen wird, ein anderer nannte es eine «akademische Übung». Die vielen Austritte bereiteten ihm mehr Mühe als eine mögliche Reorganisation der Verwaltung. Beides seien Herausforderungen, so Robert Weinbuch. «Die Kirche hat nur eine Zukunft, wenn es gelingt, mit grösseren Einheiten die Kirche vor Ort am Leben zu erhalten.»
Wechsel in der Kirchenpflege
Neu und mit Applaus in die Kirchenpflege gewählt wurde an der Versammlung Rita Bucher-Brem aus Berikon. Sie arbeitet Teilzeit im «Reusspark», singt im Kirchenchor, ist Lektorin und macht mit beim Begleitdienst im Alterszentrum Burkertsmatt.
Rita Bucher folgt auf Irène Koller aus Berikon, die zwölf Jahre lang in diesem Gremium mitgearbeitet hat. Sie zieht weg aus der Kirchgemeinde, bleibt aber dem Kirchgemeindeverband erhalten als Verantwortliche fürs Ressort Personal. «Es war eine spannende Zeit», versicherte Irène Koller.
Es sei für viele ein schwieriges Jahr gewesen, führte Werner Weibel, Bergdietikon, eingangs aus. Deshalb richtete er dem Seelsorgeteam, den Katechetinnen sowie den Helferinnen und Helfern einen grossen Dank aus. «Sie haben Grossartiges geleistet.» Auch für die Chöre sei es keine einfache Zeit. Er hoffe, so Weibel weiter, dass der Zusammenhalt bestehen bleibt.
Rechnung und Budget genehmigt
Die Rechnung 2019 wurde einstimmig genehmigt. Es resultierte ein Ertragsüberschuss von fast 227 000 Franken. Dieser wurde für zusätzliche Abschreibungen verwendet. Die langfristigen Schulden belaufen sich auf 2,37 Millionen Franken, 700 000 Franken weniger als im Vorjahr.
Bei der Rechnung 2020 zeichne sich dank rigoroser Sparmassnahmen ein positives Ergebnis ab, so Weibel.
Das Budget 2021 präsentiert sich ausgeglichen. Der Aufwand fällt gegenüber dem Budget für das laufende Jahr kleiner aus. Bei den Steuereinnahmen wird mit einem Minus von 115 500 Franken gerechnet. Auch das Budget wurde einstimmig genehmigt.
Antenne im Kirchturm?
Unter «Verschiedenes» informierte Werner Weibel, dass die Swisscom im Turm der Beriker Kirche eine Mobilfunkantenne einbauen möchte. In einer Konsultativabstimmung sprachen sich 19 Teilnehmenden dafür aus, das Vorhaben weiterzuverfolgen, acht waren dagegen. Schliesslich gab es Applaus für Michael Jablonowski, Pfarreiseelsorger in Bergdietikon. Er ist an der Synode am 11. November in den Kirchenrat gewählt worden.
Die Beschlüsse
An der Versammlung in der Kirche Rudolfstetten nahmen 34 von 3431 Stimmberechtigten teil. Sie fassten folgende Beschlüsse einstimmig oder mit grossem Mehr: Ja zum Protokoll vom 20. November 2019. – Ja zur Rechnung 2019. – Kenntnisnahme Stand Prüfung Energie-Effizienz Kirche und Pfarrhaus Rudolfstetten sowie Pfarreizentrum und Kaplanei Berikon. – Ja zum Budget 2021 mit unverändertem Steuerfuss von 17 Prozent. – Wahl von Rita Bucher-Brem in die Kirchenpflege. – Kenntnisnahme vom Projekt «Lavendel». --eob