Einsatz für die Gleichstellung
31.07.2020 BremgartenDie neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten: Zoe Sutter, SP
Zoe Sutter stellt sich nicht nur für den Grossen Rat zur Wahl, sondern im Rahmen einer Dreierkandidatur der Juso auch für den Regierungsrat. Die Rechte der ...
Die neue Politgeneration – junge Kandidaten auf den Freiämter Grossratslisten: Zoe Sutter, SP
Zoe Sutter stellt sich nicht nur für den Grossen Rat zur Wahl, sondern im Rahmen einer Dreierkandidatur der Juso auch für den Regierungsrat. Die Rechte der Frauen sind für sie eines der Hauptthemen.
André Widmer
Mit Zoe Sutter geht der Spaziergang von der Altstadt her hinunter zur Reuss. «Wasser hat eine beruhigende Wirkung», sagt die 19-jährige Jungpolitikerin, die in Bremgarten aufgewachsen ist. Sie gehe öfters spazieren an der Reuss, am Fluss findet sie die Ruhe, um nachzudenken, zu sinnieren. Die gelernte Buchhändlerin möchte noch die Berufsmatur 2 erreichen. «Es wäre schön, im Beruf zu bleiben. Ich liebe Bücher.» Denkbar wäre später auch ein berufliches Engagement bei einem Verlag, verrät sie.
Auf Listenplatz 6 hat die SP Bezirk Bremgarten Zoe Sutter als Kandidatin für die Grossratswahlen vom 18. Oktober gesetzt. Das ist bemerkenswert weit vorne. Mit acht Frauen und acht Männern ist die Liste geschlechterspezifisch ausgewogen und mit Jungsozialisten gespickt, hinzu kommt, dass auch Menschen mit Migrationshintergrund darauf zu finden sind. Diese Sichtbarkeit von marginalisierten Menschen auf den Listen ist Zoe Sutter wichtig. Denn es sei falsch, Menschen nach sexueller Identität oder nach Migrationshintergrund zu gewichten.
«Bis dahin braucht es eine Quote»
Ein wichtiges politisches Thema, für das sie kämpft, ist nämlich die Gleichberechtigung. In politischer und wirtschaftlicher – sprich lohnmässiger – Hinsicht. «Im Aargau gibt es keine Stelle für Gleichstellung mehr», bemerkt sie. Diese Funktion wurde nämlich mit der Fachstelle für Alter zusammengefasst, das verlorene Alleinstellungsmerkmal kommt einer Entwertung gleich. Es gelte, die Gleichstellung wirklich zu erreichen, erklärt Zoe Sutter. Bis nicht eine Parität erreicht ist und der Gedanke der geschlechtlichen Ausgeglichenheit sich etabliert habe, «bis dahin braucht es eine Quote», zeigt sich Sutter überzeugt.
Dass Zoe Sutter mit einer Juso-Dreierkandidatur zusammen mit Cybel Dickson und Patricia Hegglin auch für die Wahl in den Regierungsrat antritt, entspricht deshalb dieser Logik. Zoe Sutter stört sich daran, dass derzeit das Exekutivgremium aus fünf Männern besteht und in der gesamten Geschichte des Kantons Aargau lediglich drei Frauen dem Regierungsrat angehört haben. «Frauen wissen, wo sie diskriminiert werden und wo es Handlungsbedarf gibt.» Ein gutes Beispiel seien beispielsweise Tampons, die eigentlich ein Produkt des täglichen Bedarfs sind, aber einem höheren Mehrwertsteuersatz unterliegen. Zoe Sutter weiss, welche Themen sie im Wahlkampf setzen will: Verteilungsgerechtigkeit, Migration, Klima, Feminismus und Carearbeit. «Bei der Carearbeit hat es sich in der Coronazeit gezeigt, wie relevant sie ist.»
Migrationsthema liess sie aktiv werden
Zoe Sutter ist im Herbst 2018 bei der Juso eingetreten, später dann auch bei der SP. Politisiert worden ist sie in einem Elternhaus, wo viel über Politik geredet und auf die Wichtigkeit der Partizipation hingewiesen wurde. Auslöser für ein konkretes politisches Engagement war das Thema Migration. «Was mit der EU und der Balkanroute läuft, ist eine Tragödie.» Sie könne nicht einfach nichts machen, sie wolle sich beteiligen, erklärt Zoe Sutter weiter.
Sie ist zwar Doppelmitglied bei der SP und den Jungsozialisten, das Herz schlägt aber etwas mehr für die Jusos. Sutter ist Vizepräsidentin bei den Jusos Aargau. Sie ist enttäuscht, dass die Mutterpartei mit Dieter Egli einen Mann nominiert hat für die Regierungsratswahlen. Es sei eine basisdemokratische Entscheidung, die es zu respektieren gilt. Sutter geht nicht davon aus, dass das Juso-Dreierticket dem SP-Mann Egli Stimmen kosten wird. «Man kann Dieter Egli und uns wählen.» Mit der Grünen Christine Guyer seien dies dann fünf linke Kandidatinnen und Kandidaten. Ganz generell hofft Zoe Sutter, dass die SP linker wird. Deshalb wünscht sie auch ein Präsidium mit Cedric Wermuth und Mattea Meyer. Die SP ist ihr zu kompromissbereit geworden, auch wenn Kompromisse natürlich zuweilen nötig und angebracht seien. «Ich habe den Eindruck, dass die SP zu stark einknickt.» Eine Abwehrhaltung gegenüber der SVP vermutet Zoe Sutter bei der SP und wünscht sich stattdessen mehr eigenständige Positionen. Nicht zuletzt beschäftigt sie auch der Klimawandel. «Dort rennt uns die Zeit davon, wir müssen jetzt handeln», sagt sie.
Am Sonntag, 18. Oktober, finden die Wahlen in den Grossen Rat statt. Diese Zeitung stellt mit einer Sommerserie je einen Kandidaten oder eine Kandidatin aller grossen Bezirksparteien statt.