Crashkurs Instagram
14.07.2020 MutschellenJugendarbeit hielt den Kontakt vor allem über digitale Medien aufrecht»,
"Ich habe das Treffleben vermisst" sagt Jonathan Blickenstorfer. Auch als der Treff geschlossen war, blieben die Jugendarbeiter ...
Jugendarbeit hielt den Kontakt vor allem über digitale Medien aufrecht»,
"Ich habe das Treffleben vermisst" sagt Jonathan Blickenstorfer. Auch als der Treff geschlossen war, blieben die Jugendarbeiter nicht untätig.
Erika Obrist
Das Mädchen geht zielstrebig auf Jonathan Blickenstorfer zu und fragt, ob er noch jemand brauchen kann für die Reinigung des Jugendtreffs in dieser und in den beiden nächsten Wochen. Er bedauert; er habe genug Junge, die ihre Hilfe zugesagt haben. Jeweils ein Jugendarbeiter wird mit einem Jugendlichen zusammen die verschiedenen Räume im Treff reinigen. «Diese Sackgeldjobs in den Sommerferien sind sehr begehrt», weiss der Teamleiter der Jugendarbeit.
Drei Monate lang war der Jugendtreff wegen der Coronapandemie geschlossen. «Wir waren immer vor Ort und haben den Kontakt mit den Jungen mittels digitaler Medien aufrechterhalten», so Blickenstorfer. Gut, dass sich seine Kollegin Bettina Pudelko auskennt mit Plattformen und Apps. «Sie hat uns einen Crashkurs im Umgang mit Instagram und einem Bildbearbeitungsprogramm erteilt.» So konnten die Jugendarbeiter viele Posts zu jugendrelevanten Themen hochladen. Zudem hatten sie ein Zeitfenster, während dem sie online waren. Ein Angebot, das unterschiedlich genutzt worden sei.
Er habe das Treffeben vermisst, fährt Blickenstorfer weiter. Da er die aufsuchende Jugendarbeit an Marcel Lepper abgegeben hat, fehlten ihm die direkten Gespräche mit den Jugendlichen. Dafür habe das Team die Zeit genutzt, um das Konzept der Jugendarbeit zu überprüfen und wo nötig anzupassen. So ändern ab Schulbeginn im August die Öffnungszeiten im Treff.
Als wäre nichts gewesen
Aus dem Jahresbericht der Jugendarbeit Mutschellen
Seit etwas mehr als einem Jahr leitet Jonathan Blickenstorfer das Team der Jugendarbeit. «Ich durfte einen sehr gut funktionierenden Betrieb übernehmen», sagt er.
Erika Obrist
Mit einer stimmungsvollen Party im treff wurde im März letzten Jahres Michael Möller verabschiedet. Etwas mehr als zwölf Jahre lang war der Jugendarbeiter auf dem Mutschellen tätig gewesen. Lange hat er das vierköpfge Team geleitet.
Seine Position hat Jonathan Blickenstorfer eingenommen. Er arbeitet seit bald fünf Jahren auf dem Mutschellen und kennt die Jugendlichen und den Betrieb inzwischen sehr gut. Eines allerdings war in den letzten Monaten auch für ihn neu. «Ich habe erstmals an einer Online-Sitzung mit der Kommission Jugend und Freizeit teilgenommen», lacht der 40-Jährige.
Persönlichen Kontakt vermisst
Die drei Monate, in denen der Jugendtreff auf der Burkertsmatt geschlossen war, hat er als stressig erlebt. «Ich habe das Leben im Treff vermisst», blickt er zurück. Sie hätten zwar genug zu tun gehabt mit dem Ausmisten von alten Akten, dem Aufräumen von Büro und Treffräumen sowie dem Überarbeiten des Konzepts. «Aber der direkte Kontakt mit den Jugendlichen hat mir gefehlt.» Der fehlte ihm auch, weil er die Aufsuchende Jugendarbeit an seinen Kollegen Marcel Lepper abgetreten hat. So war dieser in den Coronazeiten mit dem Velo, mit Bus und Zug auf dem Mutschellen unterwegs zu den Orten, an denen sich die Jungen gern auf halten. «Aber es waren kaum Junge anzutreffen draussen.»
Diese hätten die Zeit, als wegen Corona fast alles geschlossen war, nicht so prägend erlebt wie die Erwachsenen, weiss Blickenstorfer aus vielen Gesprächen. Sie hätten kaum Angst gehabt vor einer Ansteckung; nur die Kontakteinschränkungen hätten ihnen zu schaffen gemacht. «Und als der Treff am 10. Juni erstmals wieder offen war, sind sie gekommen, als wenn nichts gewesen wäre.»
Kleine Anpassungen
Er habe einen sehr gut funktionierenden Betrieb übernommen, fährt der Teamleiter weiter. Deshalb habe er zusammen mit dem Team auch nur leichte Anpassungen an internen Abläufen vorgenommen. Neu bietet die Jugendarbeit am Donnerstagnachmittag auf Voranmeldung eine Bewerbungsberatung an. «Wir geben Tipps für die Gestaltung der Bewerbung und solche für das Auftreten bei Vorstellungsgesprächen», erklärt Blickenstorfer. Für eine Klasse der Kreisschule hat die Jugendarbeit Porträtaufnahmen gemacht. «Die Initiative dafür muss auch von der Lehrerschaft ausgehen.» Vor allem Junge aus der Sekundar- und Realschule nutzten dieses Angebot.
Vom Donnerstag auf den Freitag verlegt wurde der Schülertreff an der Kreisschule. «An diesem Tag ist der Treff besser besucht», so laut Blickenstorfer der einfache Grund für diese Massnahme.
Neu sind ab Beginn des Schuljahrs im August auch die Öffnungszeiten im Treff auf der Burkertsmatt. Mittwochs ist von 14 bis 18 Uhr offen, donnerstags von 16 bis 20 Uhr und freitags unverändert von 18 bis 22 Uhr. Es habe sich gezeigt, dass die Jungen nur freitags länger im Treff bleiben; unter der Woche gingen sie eh früher nach Hause. Weil sie am nächsten Tag wieder früh raus müssen aus den Federn.
Fast gleich viele Mädchen wie Knaben in den Treffs
Besonders stolz sind die Verantwortlichen auf die vielen Mädchen, die den Schüler- und Jugendtreff aufsuchen. Der Mädchenanteil belief sich im letzten Jahr auf 45 Prozent. Verglichen mit anderen Treffs in der Region ist das unüblich hoch.
Damit Knaben und Mädchen unter sich bleiben können, wenn sie das möchten, treffen sich am «Ziischtigstreff» ausschliesslich Buben und junge Männer im Jugendtreff, am Mittwoch sind die Mädchen für sich. Beide Angebote kommen sehr gut an.
Bei Mädchen und Knaben gleichermassen gut kommen die verschiedenen Projekte der Jugendarbeit an. So ging es letzten November wieder heiss zu und her bei der Eisdisco. Die Hotdogs fanden derart reissenden Absatz, dass Extranachschub besorgt werden musste. Aber auch die Musik von Timo, dem hauseigenen DJ, kam sehr gut an.
Beide Geschlechter beteiligten sich auch an der Graffti Night. Grafftikünstler Kosmos half den Jungen, ihre eigenen Werke an die Wand zu sprühen. Er gab ihnen auch Tipps und zeigte ihnen Tricks für die Ausgestaltung der Kunstwerke. Ein nächster Sprayer-Workshop ist in Planung. Während der Reinigung des Jugendtreffs in dieser und in den nächsten beiden Wochen wird wieder eine Wand vorbereitet, damit sie dereinst kunstvoll ausgestaltet werden kann. Beliebt sind zudem die DJ-Workshops, das gemeinsame Kochen, die Schmuckwerkstatt und der Schablonen- und Siebdruck.
Beratung wichtiger Bestandteil
Die Beratung in allen Lebenslagen macht einen Grossteil der Tätigkeit der Jugendarbeiter aus. In vielen Gesprächen werden die Jungen begleitet und unterstützt auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden. «Unsere Vision ist, eine verständige, aktive, vielfältige, gut vernetzte und in die Gesellschaft integrierte Jugend zu fördern», sagt Blickenstorfer. Und wie ist das erste Jahr als Teamleiter gelaufen? «Gut», sagt er. Die Arbeit sei abwechslungsreich «und von der Politik werden wir wirklich toll unterstützt».
Weitere Informationen findet man unter www.jugend-mutschellen.ch.
Die Träger
Die Jugendarbeit Mutschellen wird fnanziert und getragen von den politischen Gemeinden Berikon, Oberwil-Lieli, Rudolfstetten-Friedlisberg und Widen sowie von den katholischen Kirchgemeinden des Pastoralraums am Mutschellen. Die Träger sowie eine Vertretung der Elternschaft und eine der Kreisschule bilden die Kommission Jugend und Freizeit Mutschellen. Es ist das strategische Organ der Jugendarbeit.
Für den Betrieb zuständig sind die Jugendarbeiter Bettina Pudelko, Marcel Lepper, Esther Bläsi und Jonathan Blickenstorfer. Sie sind für den Jugendtreff auf der Burkertsmatt zuständig, für den Schülertreff in der Kreisschule und für die Aufsuchende Jugendarbeit. Sie teilen sich 260 Stellenprozente. Die Jugendarbeit steht den Mädchen und Knaben im Alter von elf bis einundzwanzig Jahren kostenlos zur Verfügung. --red



