«Littering verstehe ich nicht»
12.05.2020 MeisterschwandenMurièle Jonglez ist die neue Leiterin vom Rangerdienst Hallwilersee
Eine Bündnerin leitet neu den Rangerdienst am Hallwilersee. Für Murièle Jonglez ist die Distanz aber kein Problem, wie sie sagt. Denn Probleme wie Littering sind überall gleich. ...
Murièle Jonglez ist die neue Leiterin vom Rangerdienst Hallwilersee
Eine Bündnerin leitet neu den Rangerdienst am Hallwilersee. Für Murièle Jonglez ist die Distanz aber kein Problem, wie sie sagt. Denn Probleme wie Littering sind überall gleich.
Chantal Gisler
Seit Anfang Jahr leitet Murièle Jonglez den Rangerdienst am Hallwilersee. Eine erfüllende Tätigkeit in der Natur. Eigentlich. Denn auf der Website des Rangerdienstes steht, dass Murièle Jonglez in Graubünden wohnt. Wie kann jemand für ein Gebiet rund vier Stunden entfernt zuständig sein?
Murièle Jonglez ist ein aufgestellter Mensch. Sehr aktiv und gleichzeitig organisiert. Ihre langen Locken trägt sie offen. Sie lacht viel, nimmt sich aber auch Zeit, um die Arbeit als Rangerin zu erklären. Geduldig beantwortet sie alle Fragen. Das gehört zu ihrem Job. «Wir Ranger haben eine Aufsichtspflicht in stark belasteten Gebieten», erklärt sie. Belastet, also wo sich viele Menschen in der Natur aufhalten. Beispielsweise am Hallwilersee. «Grundsätzlich sind die Probleme überall gleich», erklärt Jonglez. Menschen, die sich nicht an die Regeln halten, werden von den Rangern darauf hingewiesen.
Die Sommerferien werden eine Herausforderung
Littering und das nicht Einhalten des Weggebots oder der Hundeleinenpflicht, aber auch das Fahrverbot gehören zu den klassischen Regelverstössen. «Die meisten machen das nicht mit Absicht, man weiss es einfach nicht besser.» Vor allem jetzt, zu Coronazeiten, gehen die Menschen vermehrt an den Hallwilersee. Das spüren die Ranger. «Wir haben mehr Littering und natürlich, da es mehr Besucher hat, auch grundsätzlich vermehrt Regelverstösse.» Mehr Menschen, das ist oftmals ein Problem für die Tiere bzw. Wasservögel, welche momentan am Brüten sind und die sich tagsüber vor Menschen und Feinden verstecken. Sie brauchen Ruhe. Und auch die Natur braucht Zeit, um sich zu erholen. Genau das wollen die Ranger den Spaziergängern erklären.
Seit Anfang Jahr leitet Jonglez das Team von fünf Rangern. Aber nochmals zurück zur Frage: Wie kann eine Thugauerin, die im Bündnerland lebt, das Aargauer Team leiten? Jonglez erklärt: «Da mein Partner in der Region lebt, bin ich so oder so viel dort unterwegs, zumal ich ein grosses Sozialnetz im Unterland habe. In Graubünden hat sie drei Jahre als Leiterin eines Rangerteams gearbeitet. Sie weiss: «Als Teamleiterin plane und gestalte ich neue Projekte.» Koordinieren, delegieren und planen – diese Arbeit macht man vom Büro aus. Ein grosses Thema sind die Sommerferien. Denn durch das Coronavirus werden viele Schweizer zu Hause bleiben. Die erfahrenen Ranger rechnen mit einem grossen Ansturm in den heissen Sommermonaten. Dies wird eine Herausforderung in der Koordination.
Ranger sind keine Polizisten
Mit dieser Problematik müssen sich die Ranger jetzt auseinandersetzen. Sie müssen Lösungen finden, um dem Ansturm gerecht zu werden. «Wir sind ja keine Polizisten, wir verteilen keine Bussen, wir sprechen die Leute darauf an und versuchen ihnen zu erklären, wie empfindlich die Natur ist und wie man sie richtig behandelt bzw. sich richtig verhält», erklärt Murièle Jonglez. Die meisten sind einsichtig. Aber es gibt auch Unbelehrbare, das gibt es immer und überall. Beispielsweise beim Littering. Das gibt ihr besonders zu schaffen. «Ich verstehe nicht, weshalb man seinen Müll einfach draussen liegen lässt. Schliesslich gehören wir zur Natur. Wir brauchen sie.»
Die Faszination für die Natur trägt Jonglez seit ihrer Kindheit im Herzen. «Meine Familie lebte auf dem Land.» Ihre Mutter hatte immer eine spezielle Bindung zur Natur. «Sie fühlte sich draussen immer sehr wohl und hat mir das wohl mitgegeben.» Die Thurgauerin ist Wildtierökologin. In Rangerkreisen ist sie eine Quereinsteigerin, den entsprechenden Kurs absolviert sie aktuell. «Die Arbeit im Rangerdienst Hallwilersee erfüllt mich. Es ist eine wunderschöne Region.» Aber als Auswärtige ist ihr klar, dass sie ohne ihr Team nicht arbeiten kann. «Mein Team ist sehr kompetent und kennt die Region hervorragend.» Das ist enorm wichtig. Für sie ist klar: «Auch ich werde die Region bald besser kennenlernen. Dafür nehme ich mir die Zeit gerne.»

