Kein Ritt auf der Rasierklinge
22.05.2020 SportReitsport: Zahlreiche Veranstaltungen in der Region fallen wegen Corona aus
Die Springkonkurrenz in Wohlen, die Pferdesporttage in Merenschwand und der Frühlings-Concours Sins sind alle abgesagt. Die Dressurtage auf der Fohlenweide in Bremgarten stehen noch auf der ...
Reitsport: Zahlreiche Veranstaltungen in der Region fallen wegen Corona aus
Die Springkonkurrenz in Wohlen, die Pferdesporttage in Merenschwand und der Frühlings-Concours Sins sind alle abgesagt. Die Dressurtage auf der Fohlenweide in Bremgarten stehen noch auf der Kippe. Die Vereine sind enttäuscht, bewahren allerdings die Ruhe.
Josip Lasic
Das Coronavirus hat sich das falsche Jahr ausgesucht, um dem Kavallerieverein Bünztal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Die Springkonkurrenz Wohlen ist abgesagt. Ausgerechnet ein Jahr nachdem sie witterungsbedingt zweimal abgebrochen werden musste. Zuerst am Samstagabend wegen starker Regenfälle und nach zwei Prüfungen am Sonntag erneut – wieder wegen strömendem Regen.
Was bedeuten die beiden unglücklichen Jahre in Folge für die Wohler Springkonkurrenz? Entstehen finanzielle Probleme? Ist gar die Zukunft des Anlasses gefährdet? «Zum Glück nicht», sagt Christoph Keller, der gemeinsam mit Sandra Troxler das OK-Präsidium bildet. «Wir konnten das vergangene Jahr knapp mit einer schwarzen Null abschliessen.» In diesem Jahr konnten die Veranstalter die Planungen frühzeitig pausieren und dann abbrechen. Keller betont, dass zwar schon einiges an Arbeit investiert wurde, es aber kaum Auslagen gab. «Als Anlässe ab 1000 Personen abgesagt wurden, haben wir das Ganze bereits kritisch beobachtet. Nach dem Lockdown war der Fall klar.»
Schlechtes Gewissen gegenüber Sponsoren
Die Springkonkurrenz Wohlen lebt primär von den Sponsoreneinnahmen und den Einnahmen durch die Festwirtschaft. «Unsere Sponsoren haben aktuell andere Sorgen. Es sind beispielsweise viele Restaurants darunter, die während des Lockdowns schliessen mussten. Wir benötigen zwischen 17 000 und 25 000 Franken Sponsorengelder, um über die Runden zu kommen. Ich hätte ein schlechtes Gewissen gehabt KMUs in der aktuellen Situation anzufragen.»
Jegliche Art von Social Distancing hätte zudem die gesamte Organisation erschwert und die Einnahmen der Festwirtschaft negativ beeinflusst. «Es ist sinnvoller, wenn wir ein Jahr Pause machen und nächstes Jahr wieder einen guten Anlass organisieren können», sagt Keller. Der einzige Wermutstropfen: Letztes Jahr hätte Wohlen die Ehre gehabt, den ZKV-Vereinscup-Final auszutragen. Das fiel durch den Abbruch der Springkonkurrenz ins Wasser. Der Verband wollte dafür den Wohlern die Möglichkeit geben, den Final dieses Jahr zu übernehmen. «Wir haben das schon vor Corona abgelehnt. Er wäre ohnehin nicht bei uns gewesen», ergänzt Keller lächelnd.
Warten auf den 27. Mai
Die Dressurtage auf der Fohlenweide in Bremgarten wurden noch nicht definitiv abgesagt. Das organisierende Team Rothenfluh wartet den 27. Mai ab und allfällige weitere Lockerungen. OK-Chefin Susanne Rothenfluh erklärt: «Rein sportlich wäre die Durchführung möglich. Uns ist das Gesellige aber mindestens so wichtig.»
Das Team Rothenfluh veranstaltet die Dressurtage nicht, um Geld zu verdienen, sondern um dem Dressursport eine Plattform zu geben. Bestenfalls kann die Festwirtschaft ein finanzielles Plus generieren. «Das Problem ist das ganze Social Distancing. Die zwei Meter Abstand und das Versammlungsverbot von mehr als fünf Personen», erklärt Susanne Rothenfluh. «Punktrichter und Schreiber sitzen nah beieinander. Das würde sich noch lösen lassen. Eine Festwirtschaft wäre dann aber kaum möglich. Wir führen den Anlass dann durch, wenn wir mit einer schwarzen Null abschliessen können. Wenn es aber zu viele Aufwände und Einschränkungen gibt, lassen wir es.» Für das Team Rothenfluh wäre es in erster Linie schade, wenn sie dem Sport die Plattform in diesem Jahr nicht geben könnten. Einen grossen finanziellen Schaden werden sie nicht davontragen. «Wir mussten Reitstunden absagen. Das war finanziell schmerzhafter.»
«Hätte schlimmer kommen können»
Der Frühlings-Concours in Sins hätte schon vom 16. bis zum 19. April stattfinden sollen. Auch der dortige Organisator, der Kavallerieverein Freiamt, hat rechtzeitig reagieren können. «Es hätte schlimmer kommen können», sagt OK-Chef Ueli Huwiler. «Wir hatten noch keine riesigen Ausgaben. Beispielsweise war noch kein Festführer gedruckt. Ich weiss von anderen Concours, die mitten im Anlass abgebrochen werden mussten. Sie hatten bereits gedruckte Festführer, bestellte Lebensmittel. Das schmerzt finanziell viel mehr.»
Der Vorteil des Kavallerievereins Freiamt ist, dass sie jährlich zwei Concours durchführen. Einen im Frühling und einen im Herbst. Letzterer soll am 19. und 20. September stattfinden. «Wir hoffen, dass wir diesen ohne Einschränkungen und mit Zuschauern durchführen können. Vielleicht erscheinen dann mehr Leute, da der Concours im Frühling ausgefallen ist», so Huwiler. Die Einnahmen der beiden Concours sind für den Verein wichtig. Sie finanzieren damit den Unterhalt der Reitarena Sins-Brand. «Würde auch der Concours im Herbst ausfallen, würde dieses Geld fehlen. Aber wir haben Baupläne für die Reitarena, die wir dann verschieben könnten. Es sind genug finanzielle Mittel vorhanden. Man muss nicht um den Verein und den Anlass zittern.»
Anlass auf wackeligen Beinen, aber nicht wegen Corona
Die Pferdesporttage Merenschwand hätten am 16. und 17. Mai stattfinden sollen. Carla Grod-Simon, Präsidentin des Reitvereins Muri-Bremgarten, erklärt, dass bei ihnen die Reissleine früh gezogen wurde. «Wir müssen die ganze Anlage auf einer blanken Wiese aufbauen. Alles steht und fällt mit unserer Arbeit», so Grod-Simon. «Als absehbar war, dass wir nicht viele Sponsoren finden werden, und dann noch die Gefahr dazukam, dass nur wenige Leute erscheinen, haben wir uns viel Arbeit und Geld gespart.»
Die Vereinspräsidentin ist froh um den Pferdesportverband Schweiz, der sich, so gut es geht, für die Vereine einsetzt. «Es hiess zunächst, dass ein generelles Reitverbot herrschen soll. Wer ein Pferd besitzt, muss dieses aber bewegen können. Dafür hat sich der Verband eingesetzt. Jetzt arbeiten sie an einem Konzept, wie Concours vorübergehend ohne grosse Sponsorenunterstützung stattfinden können und nur mit den Teilnahmebeiträgen gedeckt werden sollen.» Die Zukunft der Pferdesporttage steht dennoch auf wackeligen Beinen. Mit Corona hat das aber nichts zu tun. «Dass wir keine richtige Anlage haben, ist ein Problem für uns. Wir suchen nach Lösungen.»