Im Wohnzimmer der Fische
15.05.2020 KüntenFischereiaufseherobmann Roland Keusch weiss, worauf es beim Angeln ankommt
In den Gewässern der Umgebung tummeln sich zahlreiche Speisefischarten. Diese dürfen geangelt werden, wobei man verschiedene Gesetze einhalten muss. Roland Keusch aus Künten schaut als ...
Fischereiaufseherobmann Roland Keusch weiss, worauf es beim Angeln ankommt
In den Gewässern der Umgebung tummeln sich zahlreiche Speisefischarten. Diese dürfen geangelt werden, wobei man verschiedene Gesetze einhalten muss. Roland Keusch aus Künten schaut als Fischereiaufseher seit 2001, dass alles korrekt abläuft.
Roger Wetli
«Fischen ist ein tolles Hobby», schwärmt Roland Keusch. «Bei jedem Wetter am Gewässer sein, die Natur beobachten und dann noch einen Fisch fangen – das ist das Grösste.» Keusch ist in Wohlen aufgewachsen, wo ihm sein Vater das Fischerhandwerk ab seinem sechsten Lebensjahr beigebracht hat. Heute wohnt er in Künten, fischt seit 42 Jahren und ist seit 2001 einer von vier Fischereiaufsehern der Fischenz Bremgarten. Als Obmann leitet er diese auch. Er untersteht der Stadt Bremgarten und der Fischereikommission.
Alte Tradition
«Das Revier gibt es seit etwa 1600 und besteht in der heutigen Form seit 1865», ist er sich der langen Tradition bewusst. Das Gebiet umfasst zwischen Fischbach-Göslikon und Jonen rund 15,5 Kilometer Fliesslänge der Reuss. Keusch und seine Kollegen kontrollieren beide Uferseiten.
«Fischer tangieren mit ihrem Hobby unter anderem Tierschutz- und Lebensmittelgesetze, deren Einhaltung wir kontrollieren und protokollieren», gibt er Einblick. Keusch und seine drei Kollegen kontrollieren ohne gegenseitige Absprache zu jeder Tages- und Nachtzeit. «So bleiben wir unberechenbar», erklärt der Fischereiaufseher. Trifft er einen Fischer, muss dieser ihm umfassend Auskunft geben können.
Nur mit Sachkundenachweis
Wer im Bremgarter Revier fischen will, muss für den Erhalt des Patents einen gültigen Sachkundenachweis vorlegen. Für diesen sind zwei Abendkurse zu besuchen und eine Prüfung zu bestehen. «Jährlich händigen wir 330 bis 370 Lizenzen aus. Wer ohne diese fischt, macht sich strafbar.» Immer wieder treffen die Fischereiaufseher Personen ohne Angelschein an. «Wir nehmen dann die Personalien auf und leiten den Verstoss weiter. In der Regel erfahren wir anschliessend nicht, welche Strafen die Fehlbaren erhalten haben.»
Bevor der erste Köder ins Wasser geworfen wird, müssen diverse Angaben über Gewässerort und Startzeitpunkt in ein Büchlein eingetragen werden. Jeder gefangene Fisch wird zeitnah protokolliert. «Stimmen bei unseren Kontrollen die gefangenen Fische nicht mit den Einträgen überein, gibt es Probleme», erklärt Roland Keusch. Er kontrolliert auch die Ruten, ob diese keine illegalen Haken aufweisen.
Ein Augenmerk richten die Aufseher auf das Liegenlassen von Abfällen. Können sie dies einer bestimmten Person zuordnen, ahnden sie das Vergehen.
Fair angeln
«Unsere Kontrollen laufen meist freundschaftlich ab. Wir tauschen uns über unsere Beobachtungen an den Gewässern aus. Das Hobby sollen alle geniessen können», erklärt er. Viele würden ihn auch auf mögliche fehlbare Personen hinweisen. «Die vernünftigen Fischer haben ein Interesse, dass sich alle an die gleichen Regeln halten und alles fair abläuft.» Generell habe das illegale Fischen in der Fischenz Bremgarten abgenommen.
«Unsere Aufsicht zeigt Wirkung», ist Keusch überzeugt. «Trotzdem erwischen wir immer wieder Leute ohne Patent.» «Schwarzen Schafen» merke man meist beim ersten Vorgespräch an, dass sie etwas zu verbergen hätten.
Gute Chancen vor und nach Gewittern
Keusch ist nicht nur Aufseher, sondern fischt auch selber leidenschaftlich. «An der Reuss ist meine Zielart oft die Aesche. Diese erhält man nicht aus der Zucht, wird nicht oft gefischt und hat einen leichten Thymian-Geschmack», schwärmt er. Begeistert erzählt Keusch von Begegnungen mit dem Biber während der Ausübung seines Hobbys.
In den kommenden Monaten sind alle beliebten Speisefischarten wie Egli, Hecht oder Karpfen zum Fischen freigegeben. Roland Keusch fordert die Fischer auf, mit grossem Respekt dem Hobby nachzugehen. «Wir befinden uns im Wohnzimmer der Fische und sind deren Gäste», gibt er zu bedenken. Laute Musik, respektloses Verhalten und Abfallberge hätten dort nichts zu suchen. Und er gibt einen Tipp: «Vor und nach Gewittern beissen die Fische besonders oft. Strahlend blauer Himmel ist zwar gut für das Gemüt, aber mit weniger Erfolgsaussichten verbunden.»

