Chregi Hansen, Redaktor.
Heiss war es an diesem Nachmittag, die neun Plätze auf der Anlage mehrheitlich verwaist, das einzige Spiel auf Platz 7 dafür hart umkämpft. Ich war gerade auf dem Weg zum Netz, als der andere Spieler – ...
Chregi Hansen, Redaktor.
Heiss war es an diesem Nachmittag, die neun Plätze auf der Anlage mehrheitlich verwaist, das einzige Spiel auf Platz 7 dafür hart umkämpft. Ich war gerade auf dem Weg zum Netz, als der andere Spieler – eigentlich ein guter Freund, jetzt aber erbitterter Gegner – den Ball genau da platzierte, wo ich ihn nicht erwartet habe. Und wo er ihn im Normalfall auch nicht hinbringt. Eine abrupte Bremsbewegung, gefolgt von einer schnellen Drehung – den Ball habe ich noch erwischt, den Punkt gewonnen. Doch mit ihm kam auch der Schmerz im Knie.
Genau 300 Tage ist das jetzt her. Das Resultat des Spiels ist längst verblasst, der Schmerz ist geblieben. Es folgte eine Phase des Abwartens, dann Arztbesuch, MRI, Aufbautraining. Ein kurzer Versuch an der Ballmaschine, der so schnell endete, wie er begonnen hat. Und die Erkenntnis, dass die Saison gelaufen ist. Der Entscheid fiel nicht leicht – nachdem ich vor gut sechs Jahren nach längerer Pause wieder mit dem Tennis begonnen habe, nimmt diese Sportart viel Raum ein im meinem Leben. Ehrlich gestanden nicht nur wegen der körperlichen Ertüchtigung – das Bier danach ist ebenso wichtig.
Aber mit dem Alter wird man bekanntlich vernünftiger. Und darum entschloss ich mich, auf die Wintersaison zu verzichten und dafür gezielt zu trainieren. Dreimal pro Woche schwitzte ich den ganzen Winter über in einem Fitnesscenter. Der Frühling nahte, die Vorfreude auf den Tennisplatz, sie wuchs von Tag zu Tag. Und dann kam der Lockdown. Kein Fitness mehr, keine Aussicht auf einen Saisonstart. Der nahe Tennisplatz, er lockte bei jedem Spaziergang mit dem Hund. Und blieb geschlossen.
Und jetzt dies: Vermutlich Ende Woche darf der Tennissport wieder loslegen. Voller Vorfreude machte ich mich auf eine Joggingrunde. Schliesslich muss der Trainingsrückstand aufgeholt werden. Resultat: Der Schmerz ist zurück. Der Kampf um Punkte und Sätze, er ist gefährdet. Selbst das gemeinsame Höckle nach dem Spiel gibt es nicht, das Clublokal bleibt wohl länger zu. Aber ich gebe nicht auf. Notfalls spiele ich eben mit Schmerzen. Das mit dem Alter und der Vernunft, es stimmt eben nicht immer. Schon gar nicht, wenn es um Tennisehre geht. Und der Verlierer das Bier zahlen muss.