Sportlicher Selfmademan
17.03.2020 SportHermann Bütler ist OK-Präsident des Kantonalen Schwingfests
Macher, Sportfanatiker, Geschäftsmann, Sympathieträger und ein «Beueler». Hermann Bütler hat viele Gesichter – alle sind sie positiv. Nun will er dem Freiamt im Juni eine ...
Hermann Bütler ist OK-Präsident des Kantonalen Schwingfests
Macher, Sportfanatiker, Geschäftsmann, Sympathieträger und ein «Beueler». Hermann Bütler hat viele Gesichter – alle sind sie positiv. Nun will er dem Freiamt im Juni eine Schwingerparty organisieren.
Brandweg in Beinwil. Die Aussicht auf die Alpen ist formidabel. «Komm rein.» Hermann Bütler steht mit grossem Lachen im Türrahmen – und bittet hinein in sein riesiges Büro. In diesem Raum war einst seine Firma zu Hause. Die «Bütler Elektro AG» in Muri war und ist ein Begriff im ganzen Freiamt. Es gibt Filialen in Sins und Dintikon – und mit der «Beltech AG» eine Tochterfirma, die genauso erfolgreich ist. Dies alles ist das Werk von Hermann Bütler, der diesen 1-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen mit 90 Mitarbeitern machte.
Hermann Bütler ist aber viel mehr als ein Geschäftsmann. Wenn er aus seinem Leben erzählt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er war früher ein starker Leichtathlet, Mitgründer der LG Freiamt (die heute im TV Wohlen integriert ist), dort lernte er auch seine Frau Barbara (eine Wohlerin) kennen. Er hat zwei Töchter, mit denen er den höchsten Berg Afrikas bestiegen hat. Er war für zehn Jahre Gemeinderat in Beinwil, gründete die Wohnbaugenossenschaft im Dorf und war beim TV Beinwil im Vorstand. «Wobei das jeder ‹Beueler› früher oder später ist», wie er lachend sagt.
Sechs Schwing-Bücher gelesen
Etwas, das ihn ebenfalls auszeichnet, ist seine Liebe zum Sport. Als Chef der Ringer Reto Bucher und Pascal Strebel unterstützte er sie bei ihrem Olympia-Traum. Strebel beschreibt Bütler gar als «Schlüsselflgur der Karriere». Nun soll Bütler als OK-Präsident eine Schlüsselfigur sein beim 114. Aargauer Kantonalschwingfest, das in Beinwil stattfinden soll – sofern es die Situation wegen des Coronavirus erlaubt. Bütler, zuvor kein Schwing-Experte, hat sich mit sechs Büchern in den Sport eingelesen – und viele spannende Ideen bereit. --spr
Ein Verehrer des Sports
Hermann Bütler ist OK-Präsident des Aargauer Kantonalschwingfests – die Liebe zum Sport zieht sich durch sein Leben
Im Leichtathletik war er eine Nummer, die Ringer hat er zu Höchstleistungen animiert und nun will er in Beinwil ein bäumiges Schwingfest durchziehen. Hermann Bütler, 64 Jahre alt, er ist ein Entscheidungsträger, ein lebensbejahender Mensch, ein Sportliebender. Und der perfekte OK-Präsident für das «Kantonale» – sofern es stattfindet.
Stefan Sprenger
Wenn das Göttervater Zeus gesehen hätte: Wir schreiben das Jahr 2004. Athen, Griechenland. Die Olympischen Spiele sind in der Stadt. Hermann Bütler reist kurzfristig an. Sein Schützling Reto Bucher ist im Ringerwettkampf sackstark dabei und auf bestem Weg, eine Medaille zu holen. Das Problem für den spontanen Bütler: Alle Hotels sind ausgebucht. Doch er findet eine Lösung. «Wir übernachteten bei der Akropolis», erinnert er sich lachend zurück. Bucher schaffte es auf den 4. Rang und löste einen gigantischen Ringer-Hype im Freiamt aus. Ein ganz wichtiges Puzzlestück dieses Erfolgs heisst Hermann Bütler.
Fast schon Promi-Status im 1177-Seelen-Dorf
Szenenwechsel. Eine grüne Wiese im Freiamt mit weitem Ausblick. Es zieht ein kühler Wind um die Ohren. «Da ist der Titlis, da ist der Säntis.» Hermann Bütler steht in Winterschwil. Hier – im Weiler von Beinwil – ist er aufgewachsen. Und hier soll in rund drei Monaten ein Schwingfest mit mehreren Tausend Zuschauern steigen. Momentan ist es noch ruhig, ausser der Bauer von nebenan rattert gerade mit seinem Traktor vorbei. Die Stimmung ist friedlich, fast wie in einem kleinen Märchenland. Doch etwas bedrückt: Die Ungewissheit, ob das Schwingfest überhaupt stattfindet. «Wir finden eine Lösung», sagt Hermann Bütler – und ist dabei total unaufgeregt.
Er ist im Dorf bekannt. Ein Original. Den Namen Hermann Bütler kennt hier jeder. Der Mensch Hermann Bütler wird geschätzt, der Geschäftsmann Hermann Bütler respektiert. «Hoi, wie gahts?», winkt ein gemächlich vorbeifahrender Beinwiler. Der Grund, wieso er im 1177-Seelen-Dorf fast schon Promi-Status hat, ist auf seine Macher-Fähigkeiten zurückzuführen. Denn er war schon immer einer, der anpackt, kreiert und erfindet.
1956 im Spital Muri geboren, wächst er in Winterschwil auf, geht zur Primarschule in Beinwil und in Muri in die Bezirksschule. Seine Lehre machte er als Elektro-Installateur. Wieso eigentlich? «Weiss ich nicht mehr», meint Bütler. Anschliessend macht er die Meisterprüfung. Und macht sich als 25-Jähriger selbstständig. Aus der «Elektro Bütler AG», dem 1-Mann-Betrieb mit Gründungsjahr 1981, wurde im Laufe der Jahre ein erfolgreiches Unternehmen mit 90 Mitarbeitern – und ist bekannt im ganzen Freiamt. Heute hat es Ablegerfirmen in Sins und Dintikon – und eine Schwesterfirma namens «Beltech». Der 2013 gebaute Gewerbebau der Firma in Muri produziert 120 Prozent mehr Energie, als er effektiv verbraucht. Alles ein Werk von Hermann Bütler. Es ist ein grosses Werk, das ihn viel Zeit kostete. «Teilweise arbeitete ich fast schon verbohrt», wie er sagt. Er macht eben keine halben Sachen.
Der Patron in Ewigkeit
2016 hat er «seine Bude» im Rahmen der Nachfolgeregelung abgegeben. «Das war nicht einfach, denn ich war gerne Chef», sagt Bütler, der heute noch im Verwaltungsrat ist und für immer der Patron bleiben wird. Die Übergabe seines geschäftlichen Lebenswerks war für ihn von grosser Bedeutung. «Das hat prima geklappt.» Lukas Bättig – ein langjähriger Mitarbeiter – ist neuer Chef der «Elektro Bütler AG». Und die «Beltech AG» wird von zwei Ringern geführt. Adi Bucher, Ex-Trainer der RS Freiamt, ist der Geschäftsführer. Sein Stellvertreter ist Pascal Strebel, Aushängeschild der Freiämter Ringer und Olympionike 2012.
Beide machten schon die Lehre im Betrieb. Und beide schwärmen in höchsten Tönen von Hermann Bütler. «Er war, ist und bleibt ein grosses Vorbild für mich», sagt etwa Adi Bucher. Er sei ein strenger Chef gewesen. «Er hat viel von uns verlangt», sagt Bucher. «Gleichzeitig war ihm das Zwischenmenschliche sehr wichtig. «Er schätzte alle seine Mitarbeiter sehr und gab uns auch Anerkennung für die geleistete Arbeit. Das gemütliche «Füürobigbier» gehörte genauso dazu wie Sondereinsätze am Samstag», so Bucher.
Ein besonderes Merkmal sind seine Führungsqualitäten. «Er verstand es immer, seine Mitarbeiter im Boot zu haben und dann noch in dieselbe Richtung zu rudern.» Kombiniert man dies mit seiner Liebe zum Sport, geschehen Dinge wie das Olympia-Märchen von Reto Bucher im Jahr 2004. Bucher arbeitet bei der Elektro Bütler AG.
Mitarbeiter rackern für den Olympioniken
Er trainiert wie ein Profi und verdient wie ein Amateur – also nichts. Bucher hatte einen Traum, er wollte an die internationale Spitze. Und der Chef Hermann Bütler unterstützte ihn, wo er nur konnte. «Vollgas – Jetzt oder nie», meinte er zu Bucher. Und er hatte natürlich auch eine originelle Lösung bereit: Alle Mitarbeiter konnten Überstunden leisten und diese dann aufs Konto von Reto Bucher gutschreiben. Dieser konnte sich so vermehrt auf den Sport konzentrieren und sorgenfrei an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Denn dank Bütlers Idee hatte er eine finanzielle und berufliche Sicherheit. Und das ganze Team half mit. Das «Wir»- Gefühl erlebte Frühlingsgefühle bei der «Elektro Bütler AG». Genial. Der 4. Rang an den olympischen Spielen von Bucher, ein Hype im Ringersport und eine Firma mit riesigem Teamgeist waren die fröhlichen Konsequenzen dieser Idee.
Im Laufe der Jahre wurde die Firma zur Ringerhochburg. «Per Zufall», wie Bütler meint. Heute sind mit Michi Bucher, Colin Brunner und Kimi Käppeli drei junge Ringer der RS Freiamt im Betrieb. Bütler sagt über die Ringer: «Bislang waren alles hervorragende Typen, sonst wäre diese Unterstützung für den Sport gar nicht möglich.» Es gilt für ihn der Grundsatz: Bringt man Leistung, findet er eine Lösung.
In Wohlen Sport getrieben – und die Frau gefunden
Diese sportliche Unterstützung ist nicht zufällig. Er selbst war früher ein starker 400-m-Läufer und Zehnkämpfer. Er war in den 70er-Jahren Mitbegründer der LG Freiamt, dem «Vorgänger» des heutigen TV Wohlen. «Auch wenn wir damals abwechselten zwischen Sport und Festen, so gehörte ich zu den zehn besten 400-m-Läufern der Schweiz», so Bütler. «Das waren aber noch andere Zeiten.» Für Bütler ist Sport und Vereinsleben etwas Essenzielles: «Es bringt einem Menschen sehr viel. Jeder sollte in einem Verein sein und sich bewegen.» Er persönlich bereut es heute, dass er damals nicht mehr auf die Karte Sport gesetzt hat. Dies will er nun anderen Sportlern ermöglichen. Sportlern wie Reto Bucher. Und Pascal Strebel. Denn auch dieser Ringer ist ein «Kind» der Firma, und auch Strebel schaffte es an die Olympischen Spiele.
Mit der Familie auf den Kilimandscharo
Das war 2012 in London. Auch hier durften die Mitarbeiter Überstunden leisten, auch hier entstand ein starker Teamgeist. Strebel selbst sagt: «Hermann Bütler gehört zu den Schlüsselfiguren in meiner Sportkarriere. Er hielt mir den Rücken frei und ich konnte mich voll auf das Ringen konzentrieren. Er und die ganze Firma gaben mir eine riesige Sicherheit», erzählt Strebel, der auch heute noch zu den besten Ringern des Landes gehört. Als Chef erlebte er Bütler als «enorm zielstrebig und offen». Wenn die Leistung stimmte, belohnte er diese. Er sei ein grossartiger Chef gewesen. «Und beim Feierabend-Bier erzählte er dann seine Anekdoten aus seiner Leichtathletik-Karriere», sagt Strebel.
Jene Zeit, die so prägend war für ihn. Nicht nur wegen des Sports. Denn er lernte auch Barbara (damals Müller) kennen, eine Leichtathletin aus Wohlen und seit über 30 Jahren seine Frau. «Sie war immer eine unglaubliche Unterstützung», wie Bütler sagt. Gemeinsam haben sie zwei Töchter. Kerstin (30) ist Ärztin in Chur. Isabelle (28) ist Bezirksschul-Lehrerin in Muri. Alle in der Familie holten schon mal einen Kranz an einem eidgenössischen Turnfest – und haben gemeinsam vor etwas über zehn Jahren den Kilimandscharo erklommen. «Das war ein Ding», meint Bütler lachend zu seinem Aufstieg auf den 5800-m-Berg.
Eventuell im Jahr 2021?
Nun will er einen weiteren grossen Berg erklimmen. Er will seiner Heimatgemeinde Beinwil und dem ganzen Freiamt ein perfektes Schwingfest organisieren. Vom 5. bis 7. Juni wird im Dorf das Kantonale Schwingfest steigen – mit vielen Höhepunkten (siehe Box). «Wir wollen etwas Verrücktes auf die Beine stellen», meint er. Bislang läuft die Organisation bestens. Das Dorf Beinwil, die ganze Region, man zieht gemeinsam an einem Strick. Doch aufgrund des Coronavirus steht momentan das Schwingfest auf wackligen Beinen. Eine Absage ist möglich. Hermann Bütler hat auch hier eine Lösung bereit: Falls es dieses Jahr nicht durchgeführt wird, soll es eventuell 2021 stattfinden. Die Anfrage dafür hat der weitsichtige «Beueler» schon beim Schwingverband platziert.
Das «Kantonale» in Beinwil
Am Wochenende vom 5. bis 7. Juni findet in Beinwil/Freiamt das 114. Aargauer Kantonalschwingfest unter dem Motto «es bäumigs Fäscht» statt. Auf der «Chäbere» steigt ein Volksfest. Am Freitag mit Schwingerdemonstration, einem Sponsorenevent namens «Freiämter Gwärb i d Hose» und einer Eröffnungsfeier. Am Samstag mit dem Jungschwingertag (180 Teilnehmer) und einem Ringer-Länderkampf zwischen der Schweiz und Deutschland. Am Sonntag folgt das Schwingfest in der temporären Arena mit wohl über 4000 Zuschauern. Organisiert wird der Anlass vom Schwingklub Freiamt und dem STV Beinwil. --red