Künstlerinnen am Werk
13.03.2020 TheaterMaskenbildnerin bei «Macbeth»
Beim Stück «Macbeth», das derzeit im Kellertheater in Bremgarten aufgeführt wird, verkörpern nahezu alle Schauspielerinnen und Schauspieler mehrere Rollen. Barbara Berner zum Beispiel startet als Hexe, fährt als ...
Maskenbildnerin bei «Macbeth»
Beim Stück «Macbeth», das derzeit im Kellertheater in Bremgarten aufgeführt wird, verkörpern nahezu alle Schauspielerinnen und Schauspieler mehrere Rollen. Barbara Berner zum Beispiel startet als Hexe, fährt als Krieger fort und endet als Mörder. Das ist eine Herausforderung für die Maskenbildnerin Amanda Furrer und ihre Assistentin Valentina Radescu. «Ohne Eigenleistung und gegenseitige Unterstützung der Schauspieler wäre diese Verwandlung nicht hinzukriegen», sagt Amanda Furrer. Aber es mache Spass und es sei megaspannend. --red
Hexe, Krieger, Mörder
«Macbeth» im Kellertheater: Eine Herausforderung für Maskenbildnerin Amanda Furrer
Lis Glavas
«Ich fasse immer hässliche Masken.» Barbara Berner sagt das schmunzelnd. Sie beklagt sich nicht. Im Gegenteil: Die Verwandlung in Glatzkopf mit Bart empfindet sie offensichtlich als lustvollen Akt. «Du geniesst hässliche Masken, weil du so gut bist», kontert Amanda Furrer. Denn unter der Glatze bekomme die Mimik sehr viel mehr Bedeutung. Barbara Berner hat ihr Gesicht und die Haaransatzpartie vorab selbst grundiert. Die Maskenbildnerin stülpt ihr die mit Narben und anderen Strukturen präparierte Latexhaube über, fährt mit dem Make-up weiter und gleicht anschliessend die Glatzenfarbe an dieses an. Ein struppiger Vollbart vervollständigt das Werk.
Drei Rollen verkörpert Barbara Berner. Sie startet als Hexe, fährt als Krieger fort und endet als Mörder. Die grösste Herausforderung, erklärt sie, sei die minutenschnelle Mutation von der Hexe zum Krieger. «Die Choreografin Mariana Coviello hat mir dazu einen zentralen Hinweis gegeben. Hexen agieren lustvoll. Ein verletzter Krieger leidet.» Diesen anspruchsvollen Übergang gilt es zu bewältigen. Sie hat ihn inzwischen verinnerlicht.
Eine Hexe mit Bart. Wie glaubwürdig ist denn das? Bärtige Hexen und Männer in Röcken. Der Regisseur und Autor der Mundartfassung von Shakespeares «Macbeth» Simon Ledermann erklärt es so: «Im Elisabethanischen Theater wurden Frauenrollen von Männern gespielt. In «Macbeth» wird die Rolle der Geschlechter expliziert thematisiert. Das Verwischen der Geschlechtergrenzen gibt dem Stück eine zusätzliche Dimension. Zudem spielt das Stück in Schottland, wo sowieso alle Röcke tragen.»
Die geschlechtlich wandelbaren Akteure überlassen sich den Händen von Amanda Furrer und ihrer Assistentin Valentina Radesca: die Kilts oder lange Gewänder tragenden Männer und die Frauen mit Lust auf ihren martialischen Auftritt männlichem Outfit. Soweit möglich, haben sie vorab an ihrem Make-up selbst Hand angelegt oder sich von Mitspielenden helfen lassen. «Nie habe ich eine Inszenierung mit mehr Aufwand für Maske und Frisuren erlebt», sagt Franky Weber. Seit 36 Jahren ist er Mitglied des Kellertheaters und immer bereit, in der Maske zu assistieren. Düstere Figuren drängen sich nach und nach in den kleinen Maske- und Garderobenraum. Ist diese Horde so blutrünstig, wie sie jetzt erscheint?
Nahezu alle Darsteller verkörpern mehrere, meistens drei Rollen in der Eigeninszenierung des Kellertheaters. Das spricht für die geballte Ladung an Erfahrung in dieser Laientruppe. Wie stehts denn mit dem Lampenfieber?
Erich Borner, eine tragende Säule im Ensemble des 53-jährigen Vereins, gesteht: «Am Nachmittag werde ich jeweils nervös. Aber das legt sich, wenn ich die Treppe zum Kellertheater hochsteige.» Nebst männlichen Rollen verkörpert auch er eine Hexe. «Wir alten Profis kennen doch kein Lampenfieber», lacht Willy Müller. 1973 hatte er seine erste Sprechrolle. «Na ja, eine kleine Anspannung wird doch spürbar», räumt er jetzt schmunzelnd ein. Auch er darf zwischen männlichen und weiblichen Rollen switchen. Barbara Berner tritt zum sechsten Mal im Schellenhaus auf. «Lampenfieber? Kenne ich nicht. Ich spüre ein angenehmes Kribbeln, Vorfreude.»
Ihren sechsten Saisoneinsatz hat auch Amanda Furrer für Maske, Make-up und Frisuren, den zweiten als Verantwortliche. Um zirka 17.45 Uhr hat sie ihr Programm in Angriff genommen. Rund zehn Minuten gibt sie sich und ihrer Assistentin Valentina Radesca durchschnittlich pro Maske. «Ohne Eigenleistung und gegenseitige Unterstützung der Schauspieler wäre es dieses Mal nicht machbar», erklärt sie. Und so wechseln sich die Darsteller auf den Sesseln vor der Spiegelwand ab, um Vorzum Make-up zu leisten und Perücken aufzusetzen.
Während ihrer Ausbildung zur Coiffeuse entdeckte Amanda Furrer in einem Fasnachtsschminkkurs ihr Faible für Maskenbildung. Diesen Reiz verfolgte sie in Weiterbildungskursen.
«Ich profitierte viel von den Fachleuten, die mich begleiteten.» Sie entwarf ihr «Drehbuch» für die Masken in «Macbeth» und besprach dieses mit Regisseur Simon Ledermann. «Er musste es absegnen. Doch auch den Darstellern muss es wohl sein in ihrer Maske.» Sie haben ein Vetorecht.
Da nun die Masken so aufwendig sind wie kaum je zuvor, ist die Assistentenrolle von Valentina Radesca unverzichtbar. Seit Kurzem ist sie Mitglied des Vereins Kellertheater. Selbstverständlich würde sie in der nächsten Produktion gerne eine Bühnenrolle bekommen. Zu einem weiteren Einsatz in der Maske würde sie aber auch nicht Nein sagen. «Es macht Spass, ist mega spannend.» Doch wer weiss, wie viel oder wie wenig Aufwand die nächste Inszenierung für die Maskenbildnerin bereithält?
«Macbeth» beschäftigt Amanda Furrer auch ausserhalb der Spieltage. Zu Hause – wenn ihre Tochter schläft – reinigt sie Schwämme und Pinsel, löst Leim aus Bärten und Schnäuzen, kämmt und pflegt Haarteile und Perücken. Schliesslich sollen diese Requisiten nicht nur in der laufenden Produktion einen guten Eindruck machen und angenehm zu tragen sein. Sie sollen danach auch gepflegt in den Fundus wandern.
Weitere Vorstellungen
Die Anlässe im Kellertheater finden (Stand gestern Donnerstag) statt. Vorstellungen von «Macbeth» sind terminiert für den 13. März (20.15 Uhr), 14. März (20.15 Uhr), 15. März (17.15 Uhr), 18. März, 20. März, 21. März, 27. März, 25. März und 28. März (je 20.15 Uhr). Mehr Infos unter www.kellertheater-bremgarten.ch. Vorverkauf auch bei Café Bremgarten, Marktgasse 20, 056 633 44 22.