Erste Absage seit 1994
31.03.2020 SportDie Coronakrise sorgt für die Absage von zahlreichen Anlässen. Die 45. Ausgabe des Motocross Muri, die am 1. Juni stattgefunden hätte, gehört auch dazu. Die Murianer Motorsportveranstaltung wurde zuvor erst einmal abgesagt. 1994 fand das Motocross wegen eines Unwetters nicht ...
Die Coronakrise sorgt für die Absage von zahlreichen Anlässen. Die 45. Ausgabe des Motocross Muri, die am 1. Juni stattgefunden hätte, gehört auch dazu. Die Murianer Motorsportveranstaltung wurde zuvor erst einmal abgesagt. 1994 fand das Motocross wegen eines Unwetters nicht statt. OK-Chef Beat Gassmann spricht über die Absage. --jl
«Der Sport wird weitergehen»
Motocross: Das 45. Motocross Muri wird abgesagt – OK-Präsident Beat Gassmann im Gespräch
Zum ersten Mal seit 1994 findet kein Motocross in Muri statt. War damals noch ein Unwetter die Ursache, ist dieses Mal das Coronavirus der Übeltäter. Der Anlass hätte am 1. Juni bis zu 10 000 Menschen ins Freiamt gelockt. OK-Chef Beat Gassmann spricht über die Absage.
Josip Lasic
Herr Gassmann, wie geht es Ihnen, nachdem das diesjährige Motocross abgesagt ist?
Beat Gassmann: Grundsätzlich gut. Es ärgert mich aber ein wenig, weil wir dieses Jahr voraussichtlich ein sehr starkes Feld gehabt hätten. Wer weiss, wann wieder eine solche Gelegenheit kommt?
Erzählen Sie.
Unser Motocross-Anlass wäre weder mit einem Termin der Solo-Weltmeisterschaft noch der Seitenwagenmeisterschaft noch der Formel 1 kollidiert. Dementsprechend haben wir aus all diesen Bereichen grosse Namen angefragt. Die nationalen Grössen Jeremy Seewer und Arnaud Tonus im Einzel, das Team des Holländers Daniel Willemsen bei den Seitenwagen und Formel-1-Reporterlegende Roger Benoit als Gast waren einige der Kandidaten, die wir im Auge hatten. Wir führten Verhandlungen, hatten teilweise schon Zusagen. Bei schönem Wetter wäre es ein richtig tolles Motocross geworden.
Was gab den Ausschlag dafür, dass Sie den Anlass abgesagt haben?
Kurz vor der OK-Sitzung, bei der wir über eine Absage diskutieren wollten, sind uns auf einen Schlag fünf Sponsoren abgesprungen. Die Begründung war, dass sie durch die Coronakrise aktuell grössere Sorgen und teilweise finanzielle Schwierigkeiten haben. Danach war für mich klar, dass es so keinen Sinn hat. Unsere Sponsoren unterstützen uns teilweise schon seit mehreren Jahren. Das sind vor allem KMUs, welche die aktuelle Situation sehr stark zu spüren bekommen. Wir müssen ihnen gegenüber Loyalität zeigen.
Hat die Situation rund um das Coronavirus die Sponsorensuche und die Organisation des Motocross beeinflusst?
Zunächst nicht. Wir waren dieses Jahr mit der Sponsorensuche sehr früh dran und hatten bereits viele Zusagen. Im Gegensatz zum Motocross Wohlen fiel unser Event auch nicht in die Zeit des Veranstaltungsverbotes bis zum 19. April. So weit sah alles gut aus. Mir war aber klar, dass sich die Situation jederzeit verschlechtern oder noch länger hinziehen kann. Deshalb habe ich vieles, wie beispielsweise den Druck des Veranstaltungsprogramms, immer weiter hinausgezögert. Aktuell ist unklar, wie sich die Lage weiter entwickelt. Und wenn die Massnahmen langsam wieder gelockert werden sollten, wird das Veranstaltungsverbot eher etwas sein, das länger bestehen bleibt. Andere Dinge haben grössere Priorität.
Mussten Lieferungen von Esswaren und Getränken storniert werden?
Wir hatten eine Zusage unserer Lieferanten, dass sie uns auch dieses Jahr wieder versorgen würden. Da wir noch keine definitiven Bestellungen getätigt haben, entstehen uns keine Unkosten. Als das Motocross 1994 wegen eines Unwetters abgesagt werden musste, war das etwas anderes. Da waren die Lebensmittel schon geliefert. Damals haben wir durch die Absage mehrere 1000 Franken verloren.
Damals waren Sie noch nicht OK-Präsident des Motocross Muri. Diese Funktion haben Sie erst seit 2006. Mussten Sie seit Ihrem Amtsantritt ein Motocross absagen?
Nein. 1994 war die bisher einzige Ausgabe, die nicht stattgefunden hat. Ich bin keiner, der in solchen Situationen überhastet reagiert. Die Absage habe ich dieses Jahr hinausgezögert, so lange es ging.
Es fallen Einnahmen für den Motorradsportclub Muri weg. Wie gross ist der finanzielle Schaden?
Glücklicherweise im Rahmen. Die Einnahmen werden fehlen. Durch die frühzeitige Absage fallen aber ebenso zahlreiche Ausgaben weg. Wir haben ausserdem als Verein ein finanzielles Polster. Der Bund hat für den Notfall einen Fonds für Sportvereine eingerichtet, damit diese gerettet werden können. Wir werden ihn nicht benötigen.
Befürworten Sie die Massnahmen des Bundes?
Absolut. Wir wollen doch alle in erster Linie gesund bleiben und weiterleben. Der Sport wird weitergehen, wenn diese Krise überstanden ist. In anderen Sportarten wurde die Meisterschaft annulliert. Und jetzt? Das tut niemandem weh. Es stirbt niemand wegen einem Jahr ohne Meister in einer Sportart. Genauso wenig stirbt jemand wegen einem Jahr ohne Motocross. Ja, es gibt wirtschaftlichen Schaden. Die Gesundheit ist aber wichtiger. Wir haben in der Schweiz ein gutes soziales Netz, das so viel wie möglich auffängt. In vielen Ländern ist das nicht der Fall. Uns geht es vergleichsweise sehr gut.
Haben Sie Reaktionen von Motorsportfans erhalten?
Ja. Viele bedauern es, dass der Anlass nicht stattfindet. Gleichzeitig ist auch viel Verständnis da. Wir wurden gefragt, ob wir das Motocross nicht in den Herbst verschieben wollen. Das möchte ich nicht. Nächstes Jahr soll unser Anlass wieder zum gewohnten Zeitpunkt stattfinden. Ein Motocross im Herbst und eines im Frühling – das ist zu kurzfristig. Wir würden viele Sponsoren und Helfer verärgern. So haben wir viele positive Feedbacks bekommen und viele Helfer und Sponsoren haben bereits für nächstes Jahr wieder zugesagt. Dafür bin ich sehr dankbar. Diese gegenseitige Solidarität hilft mir, die aktuelle Situation gelassener zu betrachten. Ich blicke mit viel Hoffnung in die Zukunft auf das Motocross Muri im kommenden Jahr.