Dieser Film geht unter die Haut
20.03.2020 FilmInterne Premiere des Kurzfilms «Krokodil» im Kino Mansarde
Einblicke in den Alltag und das Leiden eines Neurodermitikers geben – mit seinem Kurzfilm «Krokodil» ist dem 19-jährigen Joel Chavez sein Anliegen auf eindrucksvolle Weise gelungen. ...
Interne Premiere des Kurzfilms «Krokodil» im Kino Mansarde
Einblicke in den Alltag und das Leiden eines Neurodermitikers geben – mit seinem Kurzfilm «Krokodil» ist dem 19-jährigen Joel Chavez sein Anliegen auf eindrucksvolle Weise gelungen. Kürzlich feierte er sein Debüt im Kino Mansarde.
Ein paar Kinder rennen durch den Wald. Ihr Lachen hallt laut durch die Luft. Sie setzten sich im Kreis und jeder hält seine Hand in die Mitte, eine auf die andere. Fast so, als würden sie einen Pakt schliessen. Die letzte Hand ist aber ein bisschen anders – sie ist gerötet von einem Ausschlag und hat Ekzeme. Die anderen Kinder ziehen ihre Hände zurück und rennen weg. Und der Junge mit dem Ausschlag steht plötzlich ganz allein im Wald.
Der Film als Bildungsauftrag
Die Einstiegsszene von «Krokodil» berührt und lässt erahnen, wie die Geschichte weitergeht. Der Kurzfilm behandelt die Geschichte des jungen Erwachsenen Dani, der an einer starken Form von Neurodermitis leidet, einer Hautkrankheit, bei welcher die Haut gereizt ist und schubweise mit Ekzemen bedeckt sein kann.
Das Drehbuch dazu schrieb der 19-jährige Joel Chavez aus Villmergen. Er selbst leidet seit seinem ersten Lebensjahr an einer starken Form der Krankheit. Durch ein Crowdfunding wurde die eigentliche Maturarbeit zu einem weit grösseren Projekt. «Für mich war schon immer der edukative Aspekt besonders wichtig und das Aufklären über die Krankheit stand im Vordergrund», erzählt Chavez.
Einblicke, über die man sonst nicht spricht
Ziel ist es, mit dem Film Einblicke in den Alltag eines Neurodermitikers zu geben. Und das schafft er auf beeindruckende Weise. Es folgt der Szenenwechsel. Der Junge aus dem Wald ist jetzt ein Teenager. Mit seiner Mutter frisch nach Zürich gezogen, steht der erste Tag an der neuen Schule an. Dort ist er den argwöhnischen Blicken seiner Klassenkameraden ausgesetzt. Und obwohl er Anschluss findet, scheint sich Dani nie richtig wohlzufühlen.
«Der Film zeigt auch Momente und Situationen auf, über die ich selbst sonst so nicht gesprochen habe», erzählt Chavez. Beispielsweise die schlaflosen Nächte, weil sein ganzer Körper juckt. Die Einsamkeit, weil man sich nicht «normal» fühlt. Oder die Verzweiflung, wenn wieder ein Schub ausbricht und das Gesicht mit Ekzemen übersät ist.
Auch Angehörige leiden
Als Dani wieder einen Schub hat, muss er für sechs Wochen in die Berge in eine Reha-Klinik. Dort trifft er auf Sara, eine junge Erwachsene, die auch an einer starken Form von Neurodermitis leidet. Die beiden freunden sich an. Doch der Film endet traurig – während Dani nach dem Genesen nach Hause darf, bricht bei Sara wieder ein Schub aus.
«Für Leidende gibt es zwar viele Beiträge und medizinische Bildung über die Krankheit», weiss Chavez, der sich für seine Maturarbeit mit diversen Fachleuten austauschte. «Mit meinem Film möchte ich aber auch die Gefühlswelt eines Betroffenen und der Angehörigen zeigen – die psychischen und seelischen Leiden», erklärt er.
Film auf Grossleinwand: überwältigendes Gefühl
Kürzlich hat Joel Chavez seinen Film zum ersten Mal auf der grossen Leinwand gesehen. «Es war ein überwältigendes Gefühl», freut sich der junge Mann. Und auch ein emotionaler Moment, denn ein Herzensprojekt geht damit zu Ende. «Ich habe es genossen, gemeinsam mit allen Menschen, die mich unterstützt und am Film mitgewirkt haben, das Projekt so abschliessen zu können», sagt er.
In Planung ist, dass der Film «Krokodil» in ärztlichen Institutionen als Aufklärungsfilm gezeigt wird. Konkrete Anfragen gibt es bereits. Im Sommer wird er nach St. Gallen gehen, um BWL an der Universität zu studieren. «Mein Ziel ist es, durch dieses Studium einen Einstieg in die Filmszene zu schaffen und später dann an Filmproduktionen mitzuwirken», erzählt Chavez. Sein Debüt ist ihm definitiv gelungen und er hat einen Erstling geschaffen, der unter die Haut geht. --cbl