Weltoffenes Multitalent
11.02.2020 ZufikonDie Wohler Kantischülerin Daniela Wildi aus Zufikon zeigt ihren Dok-Film an den Jugendfilmtagen
Sie spricht fliessend fünf Sprachen, darunter Russisch und Mandarin. Die 19-jährige Daniela Wildi steht zudem oft vor der Kamera und sorgt mit ihrem eigenen ...
Die Wohler Kantischülerin Daniela Wildi aus Zufikon zeigt ihren Dok-Film an den Jugendfilmtagen
Sie spricht fliessend fünf Sprachen, darunter Russisch und Mandarin. Die 19-jährige Daniela Wildi steht zudem oft vor der Kamera und sorgt mit ihrem eigenen Dokumentarfilm über Verdingkinder für Aufsehen.
Stefan Sprenger
Besonders ist diese junge Frau. Und so ist auch ihre Maturarbeit. «J’étais un enfant qu’on ne voyait pas» heisst der Dok-Film, der Verdingkindern eine Stimme gibt. Der bewegende Film stiess auf grosses Interesse. Nun wird er sogar Ende März an den Schweizer Jugendfilmtagen gezeigt. «Das freut mich enorm», sagt die 19-Jährige.
«Meine Mutter hat mich stets gepusht»
Sie selbst führte Regie und war die Produzentin. In ihrem jungen Alter stand sie aber auch oft schon vor der Kamera. Für Google, für Adidas, für Cadillac – oder in einer Statistenrolle beim Tatort. Denn Daniela Wildi kann sich sehr gut selber verkaufen. Das beweist sie auch in den sozialen Medien.
Wildi geht noch für rund 10 Wochen an die Kantonsschule in Wohlen. Danach wird die Zufikerin internationale Beziehungen studieren – in Genf oder St. Gallen. International, das passt sowieso bestens zu ihr. Denn vor zwei Jahren ging sie für ein Jahr nach Shanghai in den Austausch. Sie lernte dort die Kultur kennen und spricht heute fliessend Mandarin, die meistgesprochene Sprache der Welt. Wie kommt es, dass die Schweiz-Russin so viel Power und Neugier hat? «Meine Mutter hat mich stets gepusht. Dank ihr probiere ich so viele Dinge aus und schaue dann, ob es mir gefällt», erzählt Wildi. Die Maturandin hat noch viele Ziele. Nach dem Bachelor will sie den Masterabschluss. Sie will Reisen gehen, fotografieren, schreiben, tanzen. Und sie will einen Marathon unter vier Stunden schaffen. Am Berlin-Marathon hat sie dieses Ziel um drei Minuten verfehlt. Doch wer die ambitionierte Frau kennt, der weiss, dass sie nicht aufgeben wird, bis sie ihre Ziele erreicht hat. «Es ist wichtig, Visionen zu haben», meint sie.
«Das Leben ist bunt»
Die Wohler Kantischülerin Daniela Wildi aus Zufikon hat eine besondere Maturarbeit kreiert
Als ihr Film über Verdingkinder in der Kanti Wohlen gezeigt wurde, flossen Tränen. Daniela Wildi produzierte einen berührenden Film – und das mit 19 Jahren. Es ist aber nur die Spitze ihres grossen Talent-Eisberges.
Stefan Sprenger
Faszinierend, wenn man mit 19 Jahren schon so vieles erlebt hat und so ambitioniert ist. Daniela Wildi findet das nicht speziell. «Ich bin so, wie ich bin», lacht sie. Sie ist nimmersatt, oft unterwegs, immer etwas am Entwerfen und setzt sich immer neue Ziele. Das habe sie von ihrer Mutter.
«Erfahrung ist wichtiger als Geld»
Ihre erste Erfahrung vor der Kamera machte Daniela Wildi mit 13 Jahren als Statistin im «Tatort». «Man muss es immer ausprobieren, um dann zu urteilen», sagt Wildi. Ihr Urteil: Vor der Kamera gefällt es ihr. Und weil sie sich so gut verkauft, stand sie später für grosse Marken wie Google oder Cadillac vor der Kamera – für Werbungen und Kurzfilme. Vor wenigen Tagen wurde sie nach Berlin eingeladen und drehte einen Spot für eine Kampagne von Adidas. Sie sieht das Ganze als Erfahrung und Chance, neue Leute kennenzulernen. Dass sie dabei noch ein bisschen Geld verdient, ist ein schöner Nebeneffekt. «Erfahrung ist wichtiger als Geld», meint Wildi, die immer mehr Rollen in Werbungen und Kurzfilmen ergattert.
Eine der prägendsten Erfahrungen in ihrem Leben machte sie in China, genauer in Shanghai. Dort absolvierte die Wohler Kantonsschülerin vor zwei Jahren ein Austauschjahr. Dabei lernte sie auch Mandarin, die meistgesprochene Sprache der Welt. In China hatte sie zudem eine kleine Nebenrolle im internationalen Film «IP MAN 4». Möchte sie Filmstar werden? «Nein», lacht Wildi. «Ich möchte in Zukunft eigentlich nicht viel mit dieser Branche zu tun haben.» In der Schweiz sei die Filmbranche sowieso sehr klein. «Es wird im Vergleich weniger produziert und die Wahrscheinlichkeit, eine Rolle zu ergattern, ist viel kleiner.» Da sie ohnehin an der Schule ist, wäre ein längerer Filmdreh sowieso schwierig.
Dass sie ein vielseitiges Talent ist, bewies sie mit ihrer Maturarbeit. Sie führte Regie und produzierte selber. Ihr Werk dauert 25 Minuten. «J’étais un enfant qu’on ne voyait pas» heisst der Film. Er zeigt die Geschichten von vier Menschen, die allesamt Opfer von unterschiedlichen fürsorgerischen Zwangsmassnahmen wurden. Verdingkinder. Mit einem Minibudget von 1600 Franken gelang es ihr, einen berührenden Dok-Film zu kreieren. Dafür musste sie viel Aufwand betreiben. «Allein die Berge von Akten zu den einzelnen Fällen durchzulesen, hat viel Zeit gekostet», sagt Wildi.
«Wir kreieren die Welt der Zukunft»
Doch es hat sich gelohnt. Sie ist stolz auf ihren Film, an dem sie über neun Monate gearbeitet hat. Bei der Premiere an der Kanti in Wohlen Ende November 2019 gab es viele positive Reaktionen. Es flossen Tränen. Wildi sagt: «Diese Menschen haben einen Schatten, den sie mit sich tragen, nach dem, was ihnen passiert ist. Ich wollte jenen Menschen eine Plattform geben und ich wollte, dass thematisiert und nicht vergessen geht, was ihnen widerfahren ist.» Ihr Dok-Film über Verdingkinder sorgt auch national für positive Reaktionen. «J’étais un enfant qu’on ne voyait pas» wird im März an den Schweizer Jugendfilmtagen gezeigt, er ist dort nominiert in der Kategorie C, darin enthalten sind Produktionen von Jugendlichen bis 19 Jahre, die von Einzelpersonen, Gruppen von Jugendlichen oder in Begleitung von Erwachsenen (Filminitiativen, Jugendarbeit, Schulen) produziert wurden. «Es freut mich sehr, dass er an den Jugendfilmtagen gezeigt wird. Ich wollte mit dem Film die jüngeren Menschen ansprechen, denn wir kreieren die Welt der Zukunft.» Wildi hofft, dass er auch an anderen Filmfestivals gezeigt wird.
Seit fünf Jahren einen Blog
Im Gespräch wird klar, dass Daniela Wildi viele Talente hat. Seit sie 15 Jahre alt ist, führt sie einen Blog auf ihrer Website www.danielawildi. com. Sie schreibt Texte, veröffentlicht Fotos. Für eine damals 15-Jährige kommt das schon sehr professionell rüber. Einen Blog wird sie auch in diesem Frühling/Sommer machen, wenn sie für drei Monate durch Südostasien reisen wird. Eine grosse Leidenschaft ist auch der Sport. Nebst dem Tanzen ist sie eine passionierte Läuferin. «Es ist gut für die Balance, ich kann gut nachdenken beim Rennen.» Den Berlin-Marathon schaffte sie in vier Stunden und drei Minuten. Ihr Ziel: einen Marathon unter vier Stunden zu laufen. Ihre Leidenschaft für diesen Sport hat übrigens mit dem Kellerämterlauf begonnen.
Daniela Wildi ist auch in den sozialen Medien aktiv. «Es gehört zu unserer Generation», meint sie. Sie veröffentlicht professionell gestaltete Fotos und Videos von sich. «Ich komme beispielsweise durch Instagram viel in Kontakt mit anderen Menschen. Es hilft auch bei der Vermarktung meiner Person. Die Chancen auf Aufträge kann man so steigern», sagt das Multitalent. Sie hat schon über 3200 Abonnenten. «Instagram ist nicht das wahre Leben», sagt sie und fügt an, dass die sozialen Medien wie eine Sucht sein können. «Deshalb versuche ich Pausen einzulegen.»
Die Schweiz-Russin wird in wenigen Wochen die Kantonsschule in Wohlen abgeschlossen haben und dann internationale Beziehungen in St. Gallen oder Genf studieren. Auch für danach hat sich die Zufikerin bereits Ziele gesetzt. Matur, Bachelor, Master. Und dann möchte sie vielleicht Diplomatin werden. Deutsch, Französisch, Englisch, Russisch und Mandarin spricht sie fliessend. Die Welt steht einer Frau mit so vielseitigen Möglichkeiten jedenfalls weit offen. «Das Leben ist bunt, man soll es auskosten und das tun, was man gerne macht.»