Deutlich gegen die Freileitung
28.02.2020 BremgartenStadtrat beziehen Stellung beim Mitwirkungsverfahren für die Starkstromleitung
Der Planungskorridor für die Hochspannungsleitung im Reusstal liegt noch bis am 29. Februar auf. Der Stadtrat äussert sich nun deutlich gegen die Freileitung. Einen weiteren Brief ...
Stadtrat beziehen Stellung beim Mitwirkungsverfahren für die Starkstromleitung
Der Planungskorridor für die Hochspannungsleitung im Reusstal liegt noch bis am 29. Februar auf. Der Stadtrat äussert sich nun deutlich gegen die Freileitung. Einen weiteren Brief haben 15 Grossräte aus den Bezirken Muri und Bremgarten unterschrieben.
André Widmer
Der Widerstand in der Region gegen die Freileitung für den Ersatz der Hochspannungsleitung zwischen Niederwil und Obfelden ist gross. Dass als Ergebnis der Arbeit der vom Bundesamt für Energie (BFE) eingesetzten Gruppe nun dieser Vorschlag herauskam und keine Erdleitung, erzürnte viele. Nicht zuletzt, weil man sich im Vorfeld anderseitig aussprach und schliesslich von den Verantwortlichen beschieden bekam, dass es «nur» eine Anhörung und das Ganze keine demokratische Angelegenheit sei. Geht es nach Bundesamt und Swissgrid, soll auf den 17 Kilometern Länge lediglich die Reussquerung bei Jonen unterirdisch erfolgen.
«Kosten dürfen kein Grund sein»
Im Mitwirkungsverfahren manifestiert sich nun auch von politischer Seite her und damit auf offiziellem Weg grosses Unbehagen. Mit der vorgeschlagenen Lösung sei der Stadtrat «überhaupt nicht einverstanden», heisst es aus Bremgarten. Es entspreche überhaupt nicht der Stellungnahme, die die Behörde im 2017 abgegeben habe. «Der Schutz der Bevölkerung, vor allem im Ortsteil Hermetschwil-Staffeln, wird überhaupt nicht berücksichtigt», argumentiert der Stadtrat. Denn die Leitungsführung erfolgt nach wie vor unmittelbar entlang dem Wohngebiet von Hermetschwil-Staffeln.
Weiter schreibt der Stadtrat, dass die Landschaft im Wagenrain durch die Freileitung massiv gestört werde. Und das Naherholungsgebiet in der Reusslandschaft werde trotz der Verkabelung im Gebiet für Bundesinventar für Landschaften und Naturdenkmäler beziehungsweise gerade wegen den dafür nötigen Übergangsbauwerken «in erheblichem Masse gestört». Der Stadtrat Bremgarten stellt sich zudem auf den Standpunkt, dass die Planungsgrundsätze, wonach Übertragungsleitungen auf die verschiedenen Nutzungs- und Schutzinteressen abzustimmen und soweit technisch und ökologisch sinnvoll sowie finanziell tragbar unterirdisch anzulegen seien, gemäss kantonalem Richtplan «nicht in genügendem Masse berücksichtigt» würden. «Die Kosten dürfen kein Argument für einen Entscheid gegen eine Erdverlegung sein», äussert sich der Stadtrat. Zur Erinnerung: Gemäss Werner Gander vom Bundesamt für Energie würde eine Erdverkabelung rund 100 Millionen Franken teuer als die nun erwarteten 80 Mio. aus dem Vorschlag mit der Freileitung. Die Bremgarter sind der Meinung, dass es «keine stichhaltigen rechtlichen Argumente» gebe, die gegen eine vollständige Erdverlegung sprechen. Mehrere Forderungen stellt der Stadtrat nun im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens. Die Stadt Bremgarten sei gegen die vorgesehene Freileitung im Gemeindegebiet. «Die Überspannung des Waldes wird abgelehnt, da eine solche viel zu hoch sein muss und die Landschaft doch erheblich beeinträchtigt. Bei den weiteren Planungen sei die komplette Erdverlegung auf der ganzen Strecke Niederwil–Obfelden zu verfolgen. «Es ist nochmals gründlich zu prüfen, ob die Leitungen nicht weiter nach Westen verlegt werden können.» Ebenso genauer zu prüfen seien weitere Möglichkeiten der Trassenführung um beispielsweise auch Strassenzüge nutzen zu können. Und nicht zuletzt stellt man sich auf den Standpunkt, dass die Kiesabbaugebiete «Rauestei» und «Höhi» bei der Leitungsführung zu berücksichtigen und zu umfahren seien. Man will zudem, dass die Entscheidungsgrundlagen inklusive des detaillierten Kostenvergleiches nachvollziehbar aufgezeigt werden.
Am gleichen Strick
Grossräten aus Bezirken Bremgarten und Muri beziehen Stellung
Unter der Federführung von Karin Koch Wick (CVP, Bremgarten) und Markus Dietschi (Grüne, Widen) haben uch otal 5 er 3 argauer Grossräte aus den Bezirken Bremgarten und Muri eine gemeinsame Stellungnahme bei der Mitwirkung unterschrieben. Es sind Personen mit einer politischen Ausrichtung von links bis rechts – FDP, CVP, SP, SVP, Grüne und Grünliberale. «Als politische Vertreterinnen und Vertreter des Freiamtes setzen wir uns dem gegenüber ein für eine dem technischen Standard entsprechende Leitungsführung mittels Erdverkabelung. Für den Landschafts- und Naturschutz und die Bevölkerung des Reusstals wären der Verzicht auf die beiden Übergangsbauwerke an der Reuss und auf die Masten sehr positive Entscheide.» Eine erdverlegte Stromtrasse sei effizienter im Betrieb, verursache kaum Landverschleiss, sei wenig anfällig bei Unwettern und erzeuge ein extrem verkleinertes Magnetfeld, heisst es im Schreiben der Freiämter Grossräte. Sie fordern die Erdverlegung auf der gesamten Strecke. --aw