1,5 Millionen für Naturschutz
31.01.2020 BremgartenBremgarter Ortsbürgergemeinde investiert in Fischbach-Göslikon
Die Verlandung eines Reuss-Altarms dauerhaft stoppen möchte die Fischereikommission der Ortsbürgergemeinde Bremgarten. Dies soll nicht nur Fischen helfen.
Roger ...
Bremgarter Ortsbürgergemeinde investiert in Fischbach-Göslikon
Die Verlandung eines Reuss-Altarms dauerhaft stoppen möchte die Fischereikommission der Ortsbürgergemeinde Bremgarten. Dies soll nicht nur Fischen helfen.
Roger Wetli
Die Fischenzen der Bremgarter Ortsbürger umfassen eine Reussstrecke von 18,8 Kilometern. Sie reicht von Jonen bis Fischbach-Göslikon. Im nördlichen Dorf möchten jetzt die Ortsbürger Bremgarten die Stille Reuss aufwerten. Diese liegt direkt flussaufwärts der Sandbank. 1,5 Millionen Franken werden dafür notwendig sein. Einen Teil werden sie selber zahlen, aber nicht alles. Für die Massnahmen werden weitere Geldgeber gesucht.
Das Projekt wird nötig, weil der künstlich abgetrennte Altarm zunehmend verlandet. Der Lebensraum für Fische, Frösche und Libellen verändert sich dadurch derart stark, dass einige langfristig ohne Gegenmassnahmen verschwinden würden.
Nachhaltige Lösung geplant
Geplant ist, die bisherigen Ablagerungen aus dem Gewässer zu pumpen. Gleichzeitig soll beim Wassereinlass bei der Sandbank ein «Sandfang» ausgebaggert werden. «Gibt es ein Hochwasser, sammeln sich die Sedimente dort und gelangen nicht mehr in die Stille Reuss», erklärt Bernhard Koch, Präsident der Fischereikommission der Ortsbürgergemeinde. Der «Sandfang» wird so angelegt, dass er bei Bedarf mit wenig Aufwand ausgebaggert werden kann.
Klappt die Vorprojektierung nach Plan, sollen die Ortsbürger in ihrer Versammlung im Sommer über die Massnahmen abstimmen können. «Davor gibt es aber noch einiges zu tun», versichert Bernhard Koch.
Natürliche Vermehrung verbessern
Ortsbürger möchten 1,5 Millionen Franken an der Reuss investieren
Die Stille Reuss flussaufwärts der Sandbank in Fischbach-Göslikon verlandet zunehmend. Die Fischereikommission der Ortsbürgergemeinde hat ein Projekt ausgearbeitet, das diese Verlandung künftig verhindern soll und verschiedenen Tierarten hilft.
Roger Wetli
«Es ist nicht mehr erlaubt, künstlich aufgezogene Fische in der Natur auszusetzen», weiss Bernhard Koch, Präsident der Fischereikommission der Ortsbürgergemeinde. «Also müssen wir den Lebensraum so aufwerten, dass die natürliche Vermehrung wieder besser funktioniert.» Probleme bereiten den Arten im Wasser die Wasserkraftwerke. Diese produzieren zwar ökologischen Strom, gleichzeitig unterbinden sie aber die natürliche Gewässerdynamik. Auf diese haben sich die Tiere im Wasser in Jahrmillionen angepasst. So würden immer wieder neue Verlandungszonen, Flachwasser und Sandbänke über und unter dem Wasser entstehen.
Warmes Wasser hilft
Unterschiedliche Wasserhöhen und Gewässerböden sind gerade für Fische sehr wichtig. «Junge Fische brauchen zum Beispiel seichtes Wasser mit Pflanzenbewuchs», erklärt Bernhard Koch. «Im warmen Wasser gibt es viel Plankton als Nahrung, zudem entwickeln sich darin die Jungfische schneller. Und unter den Pflanzen finden sie Schutz vor Fressfeinden.» Es gebe heute weniger Fische als früher. «Man braucht deshalb mehr Geduld, um einen zu fangen.» Von den Massnahmen profitieren aber auch zwei Muschelarten, die in Symbiose mit den Fischen leben. Es handelt sich um Unterarten, die ausschliesslich hier in der Alten Reuss vorkommen.
Drei Massnahmen
Die Stille Reuss in Fischbach-Göslikon ist ein abgetrennter Altarm, der nur über einen Zufluss bei der Sandbank verfügt. «Er wurde 1985 zum letzten Mal ausgebaggert. Gerade während der Hochwasser von 2005 und 2007 wurde darin viel Sand abgelagert.» Koch weist auf verschiedene Stellen hin, wo das Wasser nicht mehr sehr tief ist. Der Biberdamm beim Einlauf sei dagegen kein Problem. Er würde bei einem nächsten Hochwasser wohl einfach weggeschwemmt. «Zudem sind Baumkronen, die dank dem Biber im Wasser liegen, hervorragende Verstecke für Kleinfische.»
Die Fischereikommission möchte nun die Verlandung der Stillen Reuss nachhaltig verhindern. Dazu plant sie im Einlauf einen Sandfang oder ein Absetzbecken auszubaggern. In diesem wird das Geschiebe zurückgehalten, bevor das Wasser in den Altarm eindringt. Ist der Sandfang gefüllt, kann er ausgebaggert werden und seine Funktion wieder erfüllen. «Etwas Ähnliches haben wir in der Hegnau installiert. Das hat sich bisher bewährt», weiss der Fischereikommissions-Präsident.
Gleichzeitig zu den Massnahmen beim Einlauf sind zwei weitere Aufwertungen vorgesehen. Auf einer Riedwiese neben dem Altarm soll der Boden so abgeflacht werden, dass er bei Hochwasser überschwemmt wird und dort Flachwasserzonen entstehen. Das Wasser zieht sich anschliessend wieder so zurück, dass keine Tümpel zurückbleiben. «Diese wären für die jungen Fische ein Falle. Sinkt das Wasser langsam, folgen sie diesem», so Koch.
Als letzte Massnahme möchte die Fischereikommission den Sand aus der grossen Fläche der Stillen Reuss absaugen. Das Material würde im nahe liegenden künftigen Schutzgebiet Grien in Geotextilschläuchen getrocknet und anschliessend in Landwirtschaftsflächen der Region ausgebracht. «Es wäre toll, wenn wir das in Absprache mit dem Projekt Grien vorher machen könnten», erläutert Bernhard Koch. «Deshalb sind wir mit sehr grossem Elan an der Planung.»
Finanzierung abklären
Die Fischereikommission rechnet mit Kosten von 1,5 Millionen Franken. Einen Teil davon werden die Ortsbürger übernehmen. Wie gross dieser sein wird, ist noch nicht klar. «Wir sind daran, die nötigen Gelder aufzutreiben», so Bernhard Koch. Der «Nature Made Star»-Fonds würde sich ziemlich sicher beteiligen. Zudem seien sie in Verhandlung mit dem Kanton. Aktuell wird ein Auflageprojekt erstellt. «Ziel ist es, die Massnahmen an der Ortsbürgergemeindeversammlung im kommenden Sommer vorzulegen.»