Jahr der Superlative
31.12.2019 KampfsportIm Jahr 2019 trumpfen die Freiämter auf der Matte und im Sägemehl gross auf
Im Frühling lächelt Ringer Randy Vock mit der EM-Bronze-Medaille in der Hand in den Schweizer Medien. Sein riesiger Aufwand hat endlich internationale Früchte getragen. Der ...
Im Jahr 2019 trumpfen die Freiämter auf der Matte und im Sägemehl gross auf
Im Frühling lächelt Ringer Randy Vock mit der EM-Bronze-Medaille in der Hand in den Schweizer Medien. Sein riesiger Aufwand hat endlich internationale Früchte getragen. Der Sommer ist dann geprägt von zwei Freiämter Schwingern, die den grossen Erwartungen gerecht werden. Am «Eidgenössischen» in Zug holen Joel Strebel und Andreas Döbeli den ersehnten Kranz ins Freiamt.
Stefan Sprenger
Man braucht gar nicht zu diskutieren: Das Freiamt ist traditionell eine starke Kampfsport-Region. Kickboxen, Karate, Ringen, Schwingen – die Freiämter sind seit Jahrzehnten vorne dabei und können auch immer wieder international für Aufsehen sorgen. In den letzten drei Jahrzehnten waren das Leute wie der alles überstrahlende Andy Hug, Kickbox-Weltmeister Rocco Cipriano, die Freiämter Ringer-Olympioniken Reto Bucher und Pascal Strebel oder der letzte Freiämter «Eidgenosse» Stefan Strebel. Im vergangenen Jahr 2019 konnte die Region besonders im Ringen und Schwingen für Aufsehen sorgen.
April 2019. Randy Vock geht an der Europameisterschaft in Rumänien an den Start. Vock ist in Niederwil aufgewachsen, in Muri wohnhaft – und in Bukarest schreibt er Ringergeschichte. In der Gewichtsklasse bis 61 kg besiegt er dank einem furiosen Endspurt den Mazedonier Elmedin Seifulau 6:5. Vock bejubelt die erste Freistil-Medaille für die Schweiz seit 1946. Bei seiner Ankunft am Flughafen Kloten wird er von vielen Menschen empfangen und es folgt – wie es sich für einen Ringer gehört – eine feuchtfröhliche Party-Zeit, die mehrere Tage andauert. Dem 25-jährigen Randy Vock gelingt ein Husarenstück, ein Exploit und es ist ein Lohn für seinen gigantischen Aufwand in der Vergangenheit. Bitter für Vock und das Freiamt: Seine Gewichtsklasse ist nicht olympisch und die Weltund Europameisterschaften sind damit das höchste der Gefühle.
Das Ringer-Märchen folgt im Dezember
Vock holt an der Schweizer Meisterschaft im Freistil ebenfalls Gold. Genauso wie Teamkollege Michi Bucher. Im Greco feiert Pascal Strebel den SM-Titel. Doch das wahre Ringer-Märchen ereignete sich im Dezember. Die Ringerstaffel Freiamt siegte im Halbfinal gegen Kriessern mit viel Willen und starker Leistung. Im Final ging es als krasser Aussenseiter gegen den haushohen Favoriten Willisau. Im ersten Duell gelingt die Überraschung (und das ohne den verletzten Leistungsträger Randy Vock). Freiamt gewinnt vor 1500 Zuschauern in Muri mit 18:17. Die Ringer-Schweiz reibt sich verwundert die Augen. Dieses Freiämter Team ist unberechenbar und wahnsinnig stark. Eine Euphorie wird im Freiamt entfacht. Willisau dämpft diese Stimmung und siegt im zweiten Final souverän. Im alles entscheidenden Duell vor 2000 Fans fällt die Entscheidung erst im allerletzten Kampf. Favorit Willisau gewinnt am Ende mit einem Punkt Unterschied. Knapper geht es nicht. Die Freiämter feiern die Silbermedaille trotzdem heftig – und es bleibt die Erkenntnis, dass diese Ringerstaffel in den nächsten Jahren bald reif ist für den Titel in der NLA.
Endlich wieder «Eidgenossen»
Lange musste das Freiamt warten. 2004 holte mit Stefan Strebel zuletzt ein Freiämter einen Kranz an einem eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. Im Jahr 2019 gibt es neue «Böse» aus dem Freiamt. Gleich zwei Schwinger holen sich den ersehnten Kranzgewinn am «Eidgenössischen» in Zug. Andreas Döbeli krönt seine sowieso schon starke Saison. Nach dem Teilverbandskranz am «Nordostschweizerischen» und dem Co-Festsieg am Nordwestschweizerischen Schwingfest liefert der 21-Jährige aus Sarmenstorf auch am Eidgenössischen Schwingfest in Zug. Am ersten Tag holt er drei Siege und ein Unentschieden und ist sogar ganz vorne dabei. Am zweiten Tag bringt er den Kranz souverän nach Hause. Fünf Siege, zwei «Gestellte» und eine Niederlage. Döbeli jubelt riesig über den Rang 6c und den damit verbundenen Titel des «Eidgenossen».
Dies schaffte auch Joel Strebel aus Aristau. Fünf Siege, drei Niederlagen. Rang 11c. Der 22-Jährige musste etwas zittern am Ende, doch es reichte für den Kranz. Und auch Strebel rundet eine grandiose Saison ab. Nach zwei Niederlagen in den Schlussgängen im Aargau und in Basel-Stadt schaffte Strebel seinen ersten Kranzfestsieg am Solothurner Kantonalen. Die Freiämter Bilanz am «Eidgenössischen» in Zug rundeten Lukas Döbeli, der nur knapp am Kranzgewinn vorbeischrammte, Yanick Klausner (absolvierte acht Gänge) und Lukas Schwenkfelder (absolvierte sechs Gänge) ab.
Stark auch im Karate und Kickboxen
Auch in anderen Kampfsportarten überzeugten die Freiämter Delegationen. So reisten im Dezember Simone Muntwyler und Angela Felber vom Karate-Club Anglikon sowie Raoul Keusch vom Karate-Club Wohlen an die Kyokushin-Karate-Weltmeisterschaft nach Kasachstan. Dort sammelten die Kämpfer wertvolle Erfahrungen – aber keine Medaillen. Im Kickboxen tritt Roy Cipriano nach seinem Junioren-WM-Titel 2018 auch in diesem Jahr an internationalen Wettkämpfen an. Der junge Cipriano gewinnt an der Europameisterschaft in Ungarn die Bronzemedaille in der Kategorie «Pointfighting Junioren bis 63 kg».
Ob Ringen, Schwingen, Karate oder Kickboxen: Die Region Freiamt gehört zu den Besten dieses Landes – und manchmal sogar von Europa und der ganzen Welt. Sicher ist: Die sehr rosige Zukunft der Freiämter Kampfsport-Hochburg ist bestens abgesichert. Denn der Grossteil der Freiämter Kampfsportler ist jung und hat seinen Zenit noch nicht erreicht. Wir freuen uns auf ein weiteres Kampfsportjahr 2020 – und viele weitere Medaillen.