Der Stolz überwiegt
24.12.2019 SportStimmen der Ringerstaffel Freiamt nach dem verlorenen Finalkampf und dem 2. Platz
Unmittelbar nach dem Kampf sind die Mitglieder der RS Freiamt am Boden zerstört. Mit etwas Abstand weicht die Trauer über den verlorenen Final der Freude über den 2. Platz. Die ...
Stimmen der Ringerstaffel Freiamt nach dem verlorenen Finalkampf und dem 2. Platz
Unmittelbar nach dem Kampf sind die Mitglieder der RS Freiamt am Boden zerstört. Mit etwas Abstand weicht die Trauer über den verlorenen Final der Freude über den 2. Platz. Die Freiämter äussern sich zum emotionalen Auf und Ab.
Josip Lasic
Herzzerreissende Szenen nach dem Finalkampf zwischen Willisau und der RS Freiamt. Trainer Marcel Leutert drückt seine beiden Söhne an sich. Bei Nils und Nino Leutert fliessen bittere Tränen – wie bei vielen Mitgliedern der Ringerstaffel. Der Finalkampf war eine emotionale Achterbahnfahrt, die Anspannung riesig. Als die Entscheidung für Willisau fällt, brechen bei den Freiämtern die Dämme. Die Enttäuschung ist gross. Der Titel war so nah. Am Ende hat ein Punkt gefehlt.
«Morgen sieht die Welt anders aus», sagt Captain Pascal Strebel. Der Olympionike von 2012 hatte auch mit den Tränen zu kämpfen. Er bringt den Silberpokal zu Präsident Nicola Küng, der ebenfalls wässrige Augen hat. Danach versucht er, das Geschehene einzuordnen. «Im ersten Moment ist man natürlich enttäuscht. Hätte uns aber vor der Saison jemand gesagt, dass wir den 2. Platz holen, wir wären sofort einverstanden gewesen.» Strebel führt an, dass die Ausgangslage der Freiämter nicht leicht war. Über die gesamte Saison haben ihnen verschiedene Leistungsträger gefehlt. «Und trotzdem standen wir im Final und haben Willisau buchstäblich bis zur letzten Sekunde die Stirn geboten. Ich glaube nicht, dass sie ausser uns jemand so hätte fordern können», so Strebel.
Freude über den 2. Rang, Optimismus für Zukunft
Nach einer Weile kann Nino Leutert wieder lachen. «Viel knapper hätten wir den Final nicht gestalten können. Wir können stolz auf uns sein», sagt der Trainer-Sohn. Während des Kampfes war er nicht immer so entspannt. Er und andere Mitglieder der RS Freiamt haderten immer wieder mit Entscheidungen des Kampfrichter-Trios. So sehr, dass sie teilweise auf die Matte oder zum Schiedsrichter-Pult stürmen wollen.
War das der Fall, war Randy Vock zur Stelle, um seine Team-Kollegen zurückzuhalten. Der EM-Bronze-Gewinner, der wegen seiner Knieverletzung nicht mittun konnte, war der emotionale Fels in der Freiämter Brandung. «Ich habe meine Emotionen vielleicht etwas besser unter Kontrolle», sagt Vock lachend. Er versucht das Ergebnis auch positiv einzuordnen. «In der ganzen Saison kamen bei uns rund 25 Ringer zum Einsatz. Wir haben kein kleineres Kader als Willisau, aber viele Ringer, die sehr jung sind», so Vock. «In der ganzen Saison hatten wir in keinem Kampf alle Ringer zur Verfügung und haben trotzdem so eine Leistung gebracht. Wenn die Jungen den nächsten Schritt machen, sehe ich der Zukunft positiv entgegen.»
Blut, Schweiss und Tränen
Nicht alle Freiämter haben die Niederlage so schnell verdaut. Ludwig Küng, Olympionike von 1988 und 1992, rennt während Marc Webers Kampf zu den Richtern. «Schämt euch», ruft er, als sie für Webers letzte Aktion keine Punkte geben und der Freiämter deswegen verliert. Nach dem Kampf ist auch «Ludi» Küng entspannter, trinkt lächelnd ein Bier. Er sagt aber: «Trotzdem. Es geht nicht, dass sie da keinen Punkt geben.» Auch Weber selbst ist noch niedergeschlagen. Er möchte sich nicht zum Kampf äussern. Eine Platzwunde über dem Auge macht ihm zur Niederlage zusätzlich zu schaffen. Nicht nur er hat sich eine Verletzung zugezogen. Nino Leutert blieb nach seinem Kampf mit Nasenbluten liegen. Roman Zurfluh hat sich den Fuss verstaucht, kann kaum noch gehen. «Man kann uns zumindest nicht vorwerfen, dass wir nicht alles gegeben haben», sagt Nino Leutert. Roman Zurfluh: «Klar sind einige noch niedergeschlagen. Aber der Team spirit vor dem Kampf in der Kabine, wie wir uns gegenseitig eingeschworen und angepeitscht haben, wie uns die Fans angefeuert haben und das emotionale Auf und Ab während dem Kampf. Diese Emotionen machen unseren Sport so geil.»