Vom Paradies zur Einöde
12.11.2019 SinsBruno-Manser-Film: Co-Drehbuchautor Patrick Tönz war in Sins zu Gast
Am letzten Sonntag fand im Kino Cinepol in Sins die Premiere des Bruno-Manser-Films «Die Stimme des Regenwalds» statt.
Der in Menzingen wohnhafte Patrick Tönz (52) ...
Bruno-Manser-Film: Co-Drehbuchautor Patrick Tönz war in Sins zu Gast
Am letzten Sonntag fand im Kino Cinepol in Sins die Premiere des Bruno-Manser-Films «Die Stimme des Regenwalds» statt.
Der in Menzingen wohnhafte Patrick Tönz (52) erzählte dem Publikum, wie er dazu kam, den Film zu drehen. Zehn Jahre und sieben Drehbuchfassungen brauchte es, bis der Film zustande kam. Dabei brauchte es mehrere Reisen nach Borneo, zum Volk der Penan, um die meist inzwischen ansässigen Urbewohner für ihre Geschichte zu gewinnen. Für den Basler Hauptdarsteller Sven Schelker, der in jeder Szene zu sehen ist, hatte man sich ohne Casting entschieden. Der junge Mann ist die ideale Verkörperung von Manser, das Alter, das ähnliche Aussehen und nicht zuletzt der Basler-Dialekt passten perfekt. Die Filmsprache ist Schweizerdeutsch und Penan, die Sprache der Ureinwohner, die Schelker lernen musste.
Seit 2000 vermisst
Die Geschichte des Umweltaktivisten Bruno Manser, der in den Achtzigerjahren mit den Ureinwohnern Borneos gegen die rigorose Abholzung des Regenwaldes kämpfte, berührt noch heute viele Menschen. Manser gilt seit Mai 2000 als vermisst, nachdem er nach Borneo zurückgekehrt und spurlos verschwunden war. Im März 2005 wurde er für verschollen erklärt. Ob ermordet oder verunfallt, man weiss es nicht. Manser war im Dschungel oft tagelang alleine unterwegs, das hätte selbst ein Penan nicht gemacht. Da weder Kleider noch sein Rucksack mit den Tagebüchern gefunden wurden, ist eine Ermordung nicht auszuschliessen, zumal ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt war.
Der Film ist mit seinen 142 Minuten eigentlich zu lange geraten, meinte Tönz, hat nicht die passende Länge für Kinos und TV-Stationen. Mit dem erneuten Abbrennen des Amazonas-Urwalds und der weltweiten Klima-Diskussion erscheint der Film im richtigen Zeitpunkt. Manser ist leider nur in der Schweiz und in Malaysia bekannt, und dort darf man den Namen Manser auch heute noch nicht erwähnen. Gedreht wurde im indonesischen Teil von Borneo und das unter einem anderen Namen und Titel, um den politischen, nachbarlichen Reibereien keinen Auftrieb zu geben. Die Uraufführung des Filmes bei den Penan in Borneos Dschungel war für Tönz eine Herzensangelegenheit, mit viel Aufwand verbunden. Der heutigen Generation, die Manser nur vom Hörensagen kennt, ist auch das Leben im Urwald des heute gezwungenermassen ansässigen Nomadenvolks kaum mehr bekannt.
Meisterhaft gestaltet
Doch mit der von Manser erreichten Kartografierung und der Anerkennung der Lage der Penan-Dörfer im Regenwald ist ein geringer Schutz vor dem Zugriff der Abholzungsfirmen gewährleistet.
Der Film ist meisterlich gestaltet, mit wunderschönen Naturbildern und hässlichen Waldrodungsszenen, mit einem traurigen Ende, weil die Geschichte leider wahr ist. Nicht zuletzt kann jeder von uns mithelfen, indem man darauf achtet, nur Waren aus zertifiziertem, europäisch nachhaltigem Holz und nicht aus Tropenholz und auch keine Palmölartikel zu kaufen. --hka