Briefe an eine Tote
05.11.2019 FilmPremiere von Hannah Dobbertins Kurzfilm «Trauerreden» in Muri
Das Kino Mansarde zeigte die neuste Filmproduktion der Murianer Regisseurin Hannah Dobbertin (20). Im randvollen Kinosaal konfrontierten die junge Künstlerin und ihr Werk das Publikum mit dem Tod, ...
Premiere von Hannah Dobbertins Kurzfilm «Trauerreden» in Muri
Das Kino Mansarde zeigte die neuste Filmproduktion der Murianer Regisseurin Hannah Dobbertin (20). Im randvollen Kinosaal konfrontierten die junge Künstlerin und ihr Werk das Publikum mit dem Tod, dem wohl schwersten Thema des Lebens – und dies auf sehr berührende Art und Weise.
«Film ab.» Als die jugendliche Giuanna ihre Zwillingsschwester Ursina durch einen Autounfall verliert, fällt sie aus allen Wolken. Ihr Wirken in der gemeinsamen Musikband scheint beendet, ist doch die singende Seelenverwandte nicht mehr da, die Giuannas Texten eine Stimme verleiht. In Trauer versunken beginnt Giuanna, Erinnerungen an ihre Schwester mit Trauerreden festzuhalten, und findet damit ein neues Selbst.
Die Idee zum 35-minütigen Film «Trauerreden» hatte die Murianerin im letzten Sommer. Während ihrer kurzen Zeit als Filmstudentin in Zürich lernte sie ihre Bündner Kommilitonin Ronja Muoth kennen, die ihr von ihrem Schauspielhobby erzählte. Nach einigem Grübeln über ihre Wunschvorstellung zur Figur der Giuanna entschieden sich die beiden, für dieses Projekt die Kräfte zusammenzuspannen. Die 20-Jährige konnte für ihr Projekt zudem René Schnoz, bekannt aus Tatort-Episoden oder dem Kinderfilm «Schellen-Ursli», als Vater der beiden Schwestern gewinnen. «Als Hannah mich kontaktierte, wollte sie unbedingt einen rätoromanisch sprechenden Schauspieler», erinnert sich Schnoz.
Dreh mit Doppelrolle
«Wir hatten ursprünglich eine Veröffentlichung im Juli angestrebt, doch für die erste Szene ist uns gegen Ende der Dreharbeiten noch eine gute Idee gekommen», verrät Dobbertin. Im Nachdreh wurde in der Eröffnungsszene nachträglich eine Doppelrolle für Muoth eingebaut. Giuannas verstorbene Schwester Ursina ist darin für die ersten zwei Minuten des Films noch zu sehen. «Ich recherchierte viel zum Thema, um glaubhaft die Doppelrolle der zwei Schwestern spielen zu können», beteuert Muoth.
Ein aufwühlender Film
Das Endergebnis ist ein Werk, inspiriert von Dobbertins eigenen Schicksalen, das mit solidem Schauspiel, starkem Soundtrack und eindrücklichen Bildern bewegt. Dass die Thematik des Todes eher schwere Kost darstellt, ist für die Darsteller klar: «Bei diesem Film isst man kein Popcorn.» Ebenso aufgewühlt, aber rundum positiv, fielen auch die Reaktionen im begeisterten Publikum aus. «Der Film war ‹heavy›», haucht ein Bub nach dem Abspann.
Im Bündnerland auf die Leinwand bringen
Dobbertin hatte in Kindestagen ihre Leidenschaft mit Stop-Motion-Filmchen ihrer Playmobilfiguren entdeckt und seitdem für diese Passion gelebt. Simon Zehnder von der Band «Farewell Shelter» konnte sie zur Mitarbeit als Komponist für den Soundtrack, Schauspieler und ausführenden Produzenten begeistern. «Die Drehtage planen», schildert Zehnder, «konnten wir nur dank des Elans unserer kreativen Köpfe. Wir hatten Drehs im Freiamt, auf der Lenzerheide und im bündnerischen Brigels. Da waren wir froh, dass unser Umfeld oft tatkräftig bei allen Vorhaben mithalf.»
Nun ist die Crew daran, den Film auch im Bündnerland auf die Leinwand zu bringen. --phk