Und wieder verschlafen
29.10.2019 SportFussball, 1. Liga classic: Grasshoppers U21 – FC Wohlen 3:1 (2:0)
Und wieder mal verpennt der FC Wohlen den Start in ein Spiel. Nach einer Viertelstunde steht es 0:2. Und gegen die junge und spielstarke Gegnermannschaft wurde es danach enorm schwierig. Wohlen ist ...
Fussball, 1. Liga classic: Grasshoppers U21 – FC Wohlen 3:1 (2:0)
Und wieder mal verpennt der FC Wohlen den Start in ein Spiel. Nach einer Viertelstunde steht es 0:2. Und gegen die junge und spielstarke Gegnermannschaft wurde es danach enorm schwierig. Wohlen ist nicht mehr Leader.
Stefan Sprenger
Wie konnte das nur passieren? «Das frage ich mich auch», sagt FCW-Trainer Thomas Jent. Eine Antwort kennt niemand auf die Frage: Wie kann der FC Wohlen so schläfrig und matt in diese Partie steigen? Jent wies vor dem Match warnend darauf hin, dass der GC-Nachwuchs die spielstärkste Mannschaft in der 1. Liga ist. Und die Freiämter lassen sie trotzdem einfach gewähren, sind in der Startphase weit weg von ihren Gegenspielern – und einfach nicht bereit. Wohlen startet sackschwach.
«GC hat uns überfahren», sagt FCW-Offensivmann Vilson Doda. Die erste gefährliche Aktion der Grasshoppers gibt es in der 10. Minute. Flanke. Kopftor durch Francis Momoh. 1:0. Die zweite gefährliche Aktion: 14. Minute. Die Wohler Abwehr greift nicht ein. Randy Schneider trifft zum 2:0. «Dann wurde es gegen diesen Gegner extrem schwierig», sagt Doda weiter.
Denn die junge Truppe der Grasshoppers besteht aus starken Talenten, die mit dem Ball umgehen können. Was sie noch nicht leiden mögen, ist die körperliche Härte. Und als der FC Wohlen diese ab der 35. Minute endlich ins Spiel bringt, wird es ausgeglichener. Vor der Pause müsste eigentlich der Anschlusstreffer fallen. Doch erst scheitert Davide Giampà am GC-Goalie Marvin Keller – und dann pfeffert Ronny Minkwitz übers Tor.
Das wars. Der FC Wohlen ist in der ersten Halbzeit kaum existent. Die Offensivleute haben keinerlei Durchschlagskraft. Im Mittelfeld hat GC die Oberhand. Und dadurch gerät die FCW-Abwehr mehrere Male ins Schwimmen. «Es ist immer das gleiche Schema», erklärt FCW-Trainer Jent. «Wir verschlafen den Start, geraten in Rückstand, und erst wenn wir das Messer am Hals haben, fangen wir an, das umzusetzen, was wir vorhatten.» Während es bei anderen Gegnern noch reichte, die Partie zu drehen, ist GC U21 ein zu grosses Kaliber. Technisch stark, läuferisch top – und die junge Truppe aus Zürich ist in vielen Szenen auch cleverer als die Wohler.
Davide Giampà: «Wir haben sie spielen lassen»
Doch man war dran in der zweiten Halbzeit. Wohlen ist jetzt ebenbürtig. Doda wird in der 65. Minute im Strafraum gefoult. Ronny Minkwitz haut die Kugel in die Mitte. Nur noch 2:1 für das Heimteam im GC-Campus im Niederhasli. Es folgt die beste Phase der Wohler. Doch grosse Ausgleichschancen gibt es nicht. Es fehlt im Angriff an der nötigen Kraft, Präzision und Glück. So kommt es, dass Elmin Rastoder mit einem tollen Schuss das 3:1 für die Grasshoppers markiert.
Wohlens Davide Giampà sagt: «Wir haben sie spielen lassen, das ist genau das, was sie sehr gut können. GC hatte viel Raum und Zeit. Das hätten wir verhindern sollen, aber wir waren oft einen Schritt zu spät.» Vilson Doda meint: «Schade, wir haben eine Chance verpasst. Das ärgert uns enorm.»
Eine Fairplay-Geste, doch Jent wird verwiesen
Noch ein Wort zum Schiedsrichter Vladimir Ovcharov, der übrigens aus dem Oberfreiamt kommt. Während des Spiels lässt er eine Linie vermissen. Kurz vor der Halbzeit wird Doda grob umgegrätscht – der Unparteiische zeigt nicht mal Gelb. Und eine Szene sorgte für grosses Kopfschütteln. Ein GC-Spieler bleibt nach einem Zweikampf vor der FCW-Bank liegen. Er hat Krämpfe. Wohlens Trainer Jent geht einen Meter auf das Spielfeld, nimmt das Bein des Zürchers und hilft ihm, zu dehnen. Eine Fairplay-Geste, die eigentlich Applaus verdient hätte. Ovcharov und sein Assistent sehen es anders. Eisern und unfreundlich wird Jent zurück in seine Coaching-Zone befördert. Er habe auf dem Spielfeld nichts verloren. Jent fügt an: «Wegen des Schiedsrichters haben wir aber nicht verloren. Wir sind selber schuld.»
Weil Biel und Baden verlieren, darf sich nun Delémont freuen. Punktgleich mit Wohlen sind die Jurassier neu an der Tabellenspitze. Nun folgt für Wohlen das Heimspiel gegen Baden (Samstag, 16 Uhr). Ein Derby zu Hause auf der Niedermatten. «Wir werden bereit sein – und zwar von Anfang an», verspricht Vilson Doda.
Keller: «Er haut ihn gut rein»
In Diensten der Grasshoppers U21 spielt mit Torhüter Marvin Keller ein Freiämter mit. Der 17-jährige Beriker gilt als grosses Goalie-Talent. Im Spiel gegen den FC Wohlen beweist er, dass er stark ist mit dem Ball am Fuss. Oft wird er ins Auf bauspiel miteinbezogen. Die Zürcher spielen mit Ruhe und Geduld aus der Abwehr heraus. Keller hatte dabei einen grossen Anteil. Der junge Freiämter zeigt zudem zwei starke Paraden. Beim einzigen Gegentor – dem Penalty von Ronny Minkwitz – war er machtlos. «Den Elfmeter haut er gut und routiniert rein», so Keller.
Zum Spiel meint er: «Wir hatten im ersten Durchgang die Partie unter Kontrolle. Wir hatten viel mehr Ballbesitz. In der zweiten Halbzeit hat der FC Wohlen mehr riskiert, aber trotzdem standen wir hinten gut. Es war eine gute Leistung von uns und ein verdienter Sieg.» Mit dem Villmerger Kevin Iodice in der Innenverteidigung stand ein weiterer Freiämter bei den Grasshoppers auf dem Platz. Er ist der Neffe des früheren Freiämter Profifussballers Luca Iodice. --spr



