Strassenlärm als Zankapfel
18.10.2019 DintikonAnwohner ärgern sich über den Strassenlärm bei der Autowaschanlage beim Kreisel
Anwohner in Dintikon ärgern sich über die unnötigen Lärmemissionen. Die Gemeinde hat vermehrt Kontrollen erlassen. Doch das Problem lässt sich nicht so ...
Anwohner ärgern sich über den Strassenlärm bei der Autowaschanlage beim Kreisel
Anwohner in Dintikon ärgern sich über die unnötigen Lärmemissionen. Die Gemeinde hat vermehrt Kontrollen erlassen. Doch das Problem lässt sich nicht so einfach lösen.
Chantal Gisler
Ein grauer Mercedes fährt langsam vor die Shishabar «Timeless». Im gelben Licht der Strassenlaternen blitzt der Schriftzug «AMG» auf. Ein junger Mann steigt aus dem Auto und begrüsst seine Freunde am Eingang der Shishabar. Es ist Freitagabend. Sie gehen hinein. Nach drei Stunden gehts weiter. Zu dritt steigen sie in den Mercedes. Der Motor heult auf. Der Fahrer drückt aufs Gas. Immer wieder. Der Motor heult auf. Es ist nach Mitternacht.
Genau dieser Lärm ist es, der die Anwohner nervt. «Seit der Eröffnung der Shishabar haben wir mit extremen Lärmemissionen zu kämpfen», ärgert sich ein direkter Anwohner. Schon mehrmals hat er die Polizei gerufen. Mehrmals hat er sich bei der Gemeinde beschwert. Verbessert hat sich die Lage nicht. Im Gegenteil: «Es gab schon Streitereien deswegen», erklärt er. Daher möchte er in der Zeitung nicht mit Namen genannt werden. «Vielleicht würde eine 20eroder 30er-Zone hier etwas bringen. Oder wenn die Ein- und Ausfahrt geschlossen bleibt.»
Gemeinde lässt mehr Kontrollen durchführen
Die Situation am Kreisel wird unter den Anwohnern immer wieder diskutiert. «Einige Eigentümer am Roggensteinweg erwägen sogar den Verkauf ihrer Liegenschaft», erzählt der Anwohner. Vor allem samstags und sonntags haben sie mit dem Lärm zu kämpfen. «Teilweise hört man bis um 1 Uhr morgens noch Musik laufen und Fahrzeuge wegfahren.»
Auch dem Dintiker Gemeinderat ist die Problematik am Kreisel bekannt. «Wir haben schon Beschwerden und anonyme Briefe erhalten», sagt Gemeindeammann Ruedi Würgler. Die Gemeinde hat umgehend reagiert und die Polizei vermehrt Kontrollen machen lassen. «Wir wissen, dass es an diesem Ort zu erhöhten Lärmemissionen kommt», so Würgler. Aber: «Man kann nicht genau sagen, ob es immer Kunden vom ‹Timeless› sind oder auch diejenigen, die von der Waschstrasse kommen.» Die Shishabar als Sündenbock hinzustellen, findet er nicht legitim. «Aus Sicht der Gemeinde können wir die Beschwerden nachvollziehen.»
Lärm kommt auch von der Hauptstrasse
Auf Anfrage bestätigt die Regionalpolizei Wohlen die vermehrten Kontrollen beim Dintiker Kreisel. Polizeichef Marco Veil erklärt: «Wir haben uns des Themas angenommen und vermehrt Kontrollen mit dem Geschwindigkeits-Laser, aber auch stehende, zum Teil zivile, Verkehrskontrollen durchgeführt.» Doch in einem gewissen Grad sind der Polizei die Hände gebunden: «Es gibt Fahrzeuge, die ab Werk sogenannte Klappenauspuffe besitzen.» Diese sind in der Schweiz legal. «Der Fahrer hat die Möglichkeit, per Knopfdruck in den Sportmodus zu wechseln», sagt Veil und führt aus: «Damit wird das Fahrzeug lauter.» Es ist allerdings verboten, im Innerortsbereich mit geöffneten Klappen zu fahren. Erschwerend kommt dazu, dass von aussen nicht sichtbar ist, ob die Klappen geöffnet sind.
Der Polizeichef betont: «Wir können nicht bestätigen, dass der Lärm ausschliesslich von der Shishabar kommt.» Vielfach wird auch auf der Hauptstrasse in Richtung Lenzburg laut beschleunigt. Entgegen der gängigen Meinung unter den Anwohnern sind es auch nicht nur junge Fahrer, die für den Lärm sorgen. «Die Lärmemissionen sind aber auch sehr wetterabhängig.» Im Sommer schlafen die Anwohner eher mit geöffneten Fenstern, da wird der Lärm hörbarer. Veil zweifelt daran, dass eine Temporeduktion etwas bewirken würde. «‹Gäsele› kann man auch bei niedriger Geschwindigkeit.»