Der andere Blick auf den Hallwilersee
08.10.2019 KunstIn der Schalterhalle der Neuen Aargauer Bank wird neu Kunst präsentiert – Esther Hug macht den Anfang
Sie ist Fotografin, früher hauptberuflich, jetzt hobbymässig. Esther Hug lebt seit 2015 in Aesch am Hallwilersee. Dass es die Zürcherin, die lange ...
In der Schalterhalle der Neuen Aargauer Bank wird neu Kunst präsentiert – Esther Hug macht den Anfang
Sie ist Fotografin, früher hauptberuflich, jetzt hobbymässig. Esther Hug lebt seit 2015 in Aesch am Hallwilersee. Dass es die Zürcherin, die lange in Basel lebte, dorthin zog, war Zufall. «Ich bin ein Seemädchen», sagt sie. Regelmässig ist sie am Hallwilersee unterwegs. Immer dabei: die Kamera.
Annemarie Keusch
Das Mühlrad beim Schloss Hallwyl. Das Fischerboot auf dem See. Der Möwenflug im Sommer. Die Blutalgen in Birrwil. Untypische Sujets rund um den Hallwilersee sind das nicht. Aber Esther Hug hat sie anders umgesetzt. Anders als die vielen – zugegeben auch schönen – ähnlichen Bilder, die im, auf und um den See wohl tagtäglich entstehen. «Es gibt so viele schöne Ecken», schwärmt Esther Hug. Wirklich suchen müsse sie die Sujets nicht. Klar, die gebürtige Zürcherin hat ein geschultes Auge dafür. Hug war 14 Jahre als Fotografin tätig, bevor sie einen totalen Umschwung wagte und in einer Bezirksanwaltschaft tätig war.
Spontane Schnappschüsse
Über den geografischen Umweg in Basel kam sie vor mittlerweile vier Jahren an den Hallwilersee. «Zufall», sagt sie. Es habe für sie eine Bedingung gegeben: «Es muss einen See in der Nähe haben.» Das passende Objekt kam in Aesch dazu und schon war der Hallwilersee die neue Leidenschaft von Esther Hug. «Die vorgängigen 18 Jahre in Basel waren für mich als ‹Seemeitli› nicht immer einfach», sagt sie schmunzelnd. Obwohl noch nicht lange im Seetal, fühlt sie sich mit der Region stark verbunden.
«Es hat mich gepackt», sagt Esther Hug. Mehrmals wöchentlich, je nach Terminen, ist sie am, um und auf dem See unterwegs. Für «andere» Bilder geht sie auch mal ganz früh morgens mit den Fischern los. Spazierend und mit Kamera ausgerüstet ist sie aber am meisten anzutreffen. «Wenn ich keine Kamera dabei habe oder nur das Handy, dann merke ich mir den Ort und gehe am nächsten Tag mit voller Ausrüstung hin», sagt die Fotografin. Aber viele Schnappschüsse sind auch spontan entstanden. Viel Zeit, um die Sujets einzufangen, hat sie nicht immer. «Die Blutalgen zwischen Mosen und Birrwil blühen nur eine Woche so intensiv», sagt sie und zeigt auf eine Fotografie, die auf den ersten Blick eher eine Malerei zu sein scheint.
In den letzten zwei, drei Jahren sind die Bilder entstanden, die Hug nun in der Schalterhalle der Neuen Aargauer Bank in Muri ausstellt. Daniel Stüssi, Leiter der Geschäftsstelle, erklärt das Konzept: «Als im Mai 2018 die Schalter geschlossen wurden, blieb die grosse, weisse Wand zurück. Diese wollen wir nun nutzen.» Zudem sei die Kulturförderung bei der NAB ein grosses und wichtiges Thema. Zwei Monate dauert die Ausstellung einer regionalen Künstlerin oder eines regionalen Künstlers. Dann wird gewechselt.
Start auf Instagram
Esther Hug ist Kundin der Neuen Aargauer Bank. «Ihr Kundenberater schlug sie vor», sagt Daniel Stüssi. Dass die Fotografien einen breiten Zugang bieten, sei für den Start ideal. «Aber der Platz soll auch für jegliche andere Künstler frei sein, für Maler, für Bildhauer und viele mehr.» Die Faszination für die Fotografie am Hallwilersee kann Stüssi gut teilen. Auch er lebt im Seetal, und auch er knipst oft – «aber am Handy». Auf Instagram verfolgen die beiden ihre fotografischen Werke.
Sie habe sich extra wegen dieser Bilder überhaupt einen Instagram-Account angelegt, sagt Esther Hug. «Da das Echo überwältigend war, wagte ich mich an die Ausstellung.» Es ist ihre erste. «Früher, als Fotografin, erledigte ich Auftragsarbeiten. Das war etwas total anderes.» Sie sei ins kalte Wasser gesprungen – für einmal aber nicht in jenes des Hallwilersees.
Die Ausstellung kann täglich zwischen 8 und 17 Uhr in der ehemaligen Schalterhalle besichtigt werden. Die Fotografien von Esther Hug hängen noch bis am 29. November.