Charity und Kunst vereint
25.10.2019 KunstDie Freiämter Metush Gjuraj und Raphael Fahrni engagieren sich für die «Waisen des Balkans»
Raphael Fahrni und Metush Gjuraj kennen sich seit ihrer Schulzeit in Wohlen. Sie teilen die Leidenschaft zur Kunst und das Bedürfnis, sich für einen ...
Die Freiämter Metush Gjuraj und Raphael Fahrni engagieren sich für die «Waisen des Balkans»
Raphael Fahrni und Metush Gjuraj kennen sich seit ihrer Schulzeit in Wohlen. Sie teilen die Leidenschaft zur Kunst und das Bedürfnis, sich für einen guten Zweck zu engagieren. Daraus ist ein Projekt entstanden. Das Duo sammelt Spenden für das Hilfswerk «Waisen des Balkans».
Josip Lasic
Metush Gjuraj und Raphael Fahrni sitzen im kleinen Büro der «Seetal Fahrzeuge GmbH» in Seon. Gjuraj ist deren Geschäftsführer. Das Duo bespricht seinen Plan, der Ende Dezember in die Tat umgesetzt werden soll. Dieser sieht so aus: Zwei Lieferwagen werden beladen mit alten Kleidern, Spielsachen und weiteren Hilfsgütern und Spenden. Sie fahren Richtung Kosovo. Ziel ist die Stadt Prizren, wo die humanitäre Organisation «Waisen des Balkans» zu Hause ist, welche die Hilfsgüter in Empfang nehmen und verteilen wird.
Neben den Spenden will das Duo auch seine Kunst in den Kosovo bringen. Gjuraj erzählt: «Ich arbeite gern in meiner Garage und muss einer solchen Arbeit nachgehen, um meine Familie zu ernähren», erklärt er. «Im Leben geht es aber um so viel mehr als nur um Geld.» Gjuraj, der Wurzeln im Kosovo hat und den Kontakt zur Hilfsorganisation hergestellt hat, holt aus und erklärt wortgewandt in wenigen Sätzen seine Weltanschauung und seine Ansichten zu Religion, Politik, Wirtschaft oder Klimawandel. «Er ist ein sehr reflektierter Mensch», sagt Fahrni über seinen Kollegen. «Mit ihm könnte man den ganzen Tag über alles Mögliche sprechen. Politik, Philosophie, Religion, egal was.»
Der Graffitikünstler und der Dichter
Die Wortgewandtheit und seine Gedanken haben Gjuraj dazu motiviert, Gedichte zu schreiben und an Poetry Slams teilzunehmen. Der Lieferwagen, mit dem der 35-Jährige in den Kosovo fahren wird, ist noch weiss. Während der Reise wird Fahrni einige von Gjurajs Gedichten auf den Wagen sprayen.
Fahrnis eigener Lieferwagen ist mit bunten Graffiti bedeckt. Der freischaffende Graffitikünstler hat ihn selbst besprüht. Er hat seine Kunst zu seinem Beruf gemacht.
Gemeinsame Vergangenheit in Wohlen
Mittlerweile lebt Gjuraj mit Frau und drei Kindern in Seengen. Sie werden im Dezember auf die Reise in den Kosovo mitkommen. Aufgewachsen ist er in Wohlen. Er fühlt sich dem Freiamt nach wie vor sehr verbunden. «Während meiner Zeit in Wohlen habe ich viele jugendliche Fehler gemacht», erklärt er. «Mein Vater ist im Kosovo in einem Haus ohne Elektrizität aufgewachsen», erzählt Gjuraj. «Er hat sich alles im Leben selbst erarbeitet. In Wohlen hatte ich einen viel einfacheren Start in das Leben als mein Vater zu seiner Zeit», sagt der Wohler. «Diese Chance hätte ich beinahe weggeworfen. Deshalb fühle ich mich verpflichtet, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und mich für gute Zwecke einzusetzen.»
Zu Ehren seiner Mutter
Die Jugend in Wohlen hat Gjuraj geprägt. Seit damals kennt er Fahrni. Dieser lebt mittlerweile in Muri, ist aber in Büttikon und Wohlen aufgewachsen. «Als Büttiker besucht man in Wohlen die Oberstufe. Früher habe ich auch beim FC Wohlen Fussball gespielt», sagt Fahrni. «Wohlen war in meiner Jugend mein Lebensmittelpunkt.»
Unter dem Namen «Mama Anita Charity» führt Fahrni selbst eine Hilfsorganisation. «Sie ist meiner Mutter gewidmet, die 2018 an Magenkrebs verstorben ist», erklärt Fahrni. «Ich mache das, um das Andenken an sie in Ehren zu halten.» Der 32-jährige Freiämter ist mit einer Rumänin verheiratet. Seine Mutter war vor ihrem Tod mit einem Serben liiert. Dadurch hat der Graffitikünstler eine Verbindung zum Balkan entwickelt und Hilfsprojekte in Rumänien, Serbien, Mazedonien, aber auch in afrikanischen Staaten durchgeführt. «Ich kann meinen Kollegen unterstützen und mein Netzwerk im Balkan ausbauen», erklärt er.
Eine positive Botschaft bringen
Neben Prizren wollen die beiden Exil-Wohler auch die Städte Gjakova und Pristina im Kosovo besuchen. Gjuraj kennt Leute vor Ort, die ihnen ermöglichen, im Kosovo künstlerisch tätig zu werden. «Ein Graffiti von Mutter Teresa ist in Planung», erklärt der Garagenchef. «Sie war auch Albanerin und ihr Bild soll den Menschen aus dem Kosovo die positive Botschaft vermitteln: ‹Wir können alle Gutes tun.›»
Die Gedichte auf Gjurajs Lieferwagen, mit dem sie durch das Land fahren werden, sind weitere positive Botschaften, die sie den Leuten bringen wollen. «Am Ende sind wir alle nur Menschen», sagt Gjuraj. «Wir haben Glück, in der Schweiz zu leben, wo wir so gute Voraussetzungen haben. Es ist unsere Verpflichtung zu helfen.»