Achtung und Respekt
30.08.2019 MutschellenDiesen Sommer war für einmal Vevey die Hauptstadt der Schweiz. Hier trafen sich zum ersten Mal in der Geschichte der «Fête des Vignerons» alle Kantone mit ihren Regierungen. Fast jeden Tag besuchte ein anderer Kanton mit einer grösseren oder kleineren Delegation die ...
Diesen Sommer war für einmal Vevey die Hauptstadt der Schweiz. Hier trafen sich zum ersten Mal in der Geschichte der «Fête des Vignerons» alle Kantone mit ihren Regierungen. Fast jeden Tag besuchte ein anderer Kanton mit einer grösseren oder kleineren Delegation die Winzerstadt. Schon am Bahnhof wurden die Gäste jeweils mit Musik empfangen und zum Festgelände geleitet. Jeder Kanton präsentierte seine Eigenheiten und Spezialitäten. Der Stolz auf seinen Kanton war bei allen Beteiligten offensichtlich. Deutlich spürte man die Freude und oft auch ein Staunen der Besucher über das Dargebotene.
Eigentlich wollten wir zwei Tage in Vevey verbringen, geblieben sind wir mehr als eine Woche. Überall waren die Mitwirkenden in ihren wundervollen massgeschneiderten Kostümen anzutreffen. Gerne erzählten sie über ihre Rolle, ihre Motivation, da mitzu- wirken, über ihr Outfit usw. Wir konn- ten wieder mal Französischkenntnisse einsetzen und die Romands bemühten sich, ihre Deutschkenntnisse zu praktizieren. Die Akteure steckten einen an mit ihrer Begeisterung fürs Fest und freuten sich über den Besuch. Auch bedankten sie sich, dass so viele Menschen aus allen Teilen der Schweiz und aus dem Ausland den Weg nach Vevey gefunden hatten. An der «Fête des Vignerons» habe ich viele Beobachtungen und Erlebnisse gemacht, die wegweisend sein könnten für das Zusammenleben in unserem Land. Das ganze Fest verlief friedlich, nicht einmal erlebte ich eine aggressive Stimmung oder hatte ich ein mulmiges Gefühl. Dass so etwas möglich ist über eine so lange Zeit und mit so vielen unterschiedlichen Menschen auf so engem Raum, zeugt von guter Planung und Organisation und dem Willen aller, dass es gelingt.
Im Herbst stehen die eidgenössischen Parlamentswahlen an. Eine sehr wichtige Angelegenheit für das Land und seine Zukunft. Ich wünschte mir ein Stück von dieser Stimmung in Vevey, nämlich vom Engagement, gemeinsam weiterzukommen. Statt unsachlicher Diskussionen, Unterstellungen, falschen Informationen, wie wir dies in den letzten Jahren immer wieder erlebt haben, wäre es wichtig, sich nicht abzugrenzen, besser sein zu wollen, nicht die Konfrontation, sondern den gemeinsamen Nenner suchend, sich auf alte Traditionen unserer Vorfahren besinnend. Im Vordergrund sollten die Freude und der Wunsch stehen, sich gemeinsam für unser Land einzusetzen, sodass wir weiterhin in Freiheit, Unabhängigkeit und Frieden zusammenleben können. Achtung und Respekt vor dem andern und seiner Meinung – das brauchen wir und das soll der Gradmesser sein, ob jemand nach Bern gewählt wird oder nicht.
Ursula Felber, Rudolfstetten