Lauflegende aus Eggenwil
07.06.2019 LaufsportStefica Gajic vor dem Pfingstlauf Wohlen
Im November wird Stefica Gajic 71 Jahre alt. Man merkt es ihr allerdings nicht an. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sie seit 30 Jahren als Läuferin aktiv ist. Der Pfingstlauf in Wohlen ist das Heimspiel für die ...
Stefica Gajic vor dem Pfingstlauf Wohlen
Im November wird Stefica Gajic 71 Jahre alt. Man merkt es ihr allerdings nicht an. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sie seit 30 Jahren als Läuferin aktiv ist. Der Pfingstlauf in Wohlen ist das Heimspiel für die Eggenwilerin.
Wenn die 1000-Seelen-Gemeinde Eggenwil prominente Einwohner hat, dann ist es das Läuferehepaar Vukasin und Stefica Gajic. Während der Ehemann nicht mehr aktiv ist, läuft die 70-jährige Stefica Gajic nach wie vor von Sieg zu Sieg. Morgen Samstag hat sie am Pfingstlauf in Wohlen eine weitere Gelegenheit dazu. Sie bezeichnet ihn als «Lauf des Jahres», da er von ihrem Verein, der LR Wohlen, organisiert wird.
Es ist aber ein anderer Lauf, der Gajic für immer in Erinnerung bleiben wird. Vor 13 Jahren nahm die Freiämterin am Marathon des Sables in der marokkanischen Sahara teil. In sieben Tagen legte sie 212 km durch die Wüste zurück. Das Abenteuer, auf das sie stolz zurückblickt, beendete sie mit einem Kategoriensieg und dem 3. Platz insgesamt. --jl
Friedensbaum statt Sahara
Das Lauf-Phänomen Stefica Gajic vor dem Pfingstlauf Wohlen am Samstag
Obwohl sie 70 Jahre alt ist, läuft Stefica Gajic aus Eggenwil immer noch. Das Mitglied der LR Wohlen ist nicht nur aktiv, sondern auch erfolgreich. Morgen Samstag startet sie am Pfingstlauf. Sie erzählt von seiner Bedeutung für sie und einem der grössten Erfolge in ihrer Karriere.
Josip Lasic
Unauffällig, zwischen Gläsern in einer Vitrine, stehen einzelne Pokale, die Stefica Gajic in ihrer Karriere geholt hat. Sie sind ein Teil der Einrichtung in ihrem Haus in Eggenwil geworden. «Die meisten stehen im Keller», erzählt sie. «Wäre mein Mann nicht gewesen, hätte ich sie entsorgt. Er ist es auch, der immer wieder einen aus dem Keller holt und ins Wohnzimmer stellt.»
Die Pokale, sie bedeuten Stefica Gajic nicht viel. Die 70-jährige Eggenwilerin weiss auch nicht auswendig, wie viele Läufe sie in ihrem Leben bestritten hat. «Diese Frage muss man Chabi Burkart stellen. Er ist der Statistiker bei uns in der LR Wohlen», ergänzt sie lachend. Burkart hat «nur» die Zahlen seit 1996. Vorher war Gajic noch nicht bei der LR Wohlen. Diese sind aber schon beeindruckend genug. Insgesamt hat die Eggenwilerin 751 Siege für die LR Wohlen geholt. Sie gewann 23 Mal eine Goldmedaille an Schweizer Meisterschaften, 17 Mal Gold, sechs Mal Silber und zwei Mal Bronze an Europameisterschaften und drei Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze an Weltmeisterschaften.
Nach wie vor startet sie so gut wie jedes Wochenende an einem Lauf. Und sie ist nach wie vor erfolgreich. Selten erreicht ein Bericht der LR Wohlen diese Zeitung, ohne dass darin ein Sieg von Stefica Gajic erwähnt wird. Kaum zu glauben, dass die Eggenwilerin erst mit 40 Jahren angefangen hat zu laufen. «Es war Zufall, dass ich zu diesem Sport gekommen bin. Aber ich habe schnell gespürt, dass es mein Sport ist.» Der Laufsport, er hat ihr viel gegeben und gibt ihr immer noch viel. Sie hat ihren Mann Vukasin zum Laufen gebracht. Gemeinsam waren sie erfolgreich unterwegs. «Er war ein ganz starker Bergläufer», betont sie.
Mit Leistungen begeistern
Gajic, die im Alter von 19 Jahren aus Kroatien in die Schweiz kam, nennt den Laufsport als beste Integrationshilfe, die sie hatte. Jetzt, wo sie pensioniert ist, trainiert sie nicht mehr so viel. «Ich habe auch andere Hobbys. Seit Anfang Jahr spiele ich beispielsweise Dudelsack», erzählt sie. «Bewegung habe ich genug, wenn ich den Haushalt mache oder im Garten arbeite.»
Trotzdem ist der Laufsport immer noch ein wichtiger Faktor in ihrem Leben. «Ich wurde einmal beim Einkaufen angesprochen. ‹Sie sind doch diese bekannte Läuferin. Ich habe ihr Bild bei mir im Kasten. Es dient mir als Motivation, was man alles erreichen kann.›» Es bedeutet Gajic viel, wenn sie Menschen begeistern kann.
Ein Lauf aus 1001 Nacht
Ein spezieller Lauf eignet sich sehr gut zum Begeistern. 2006 nahm Gajic am Marathon des Sables teil. Ein Etappen-Ultramarathon in der marokkanischen Sahara. Sechs Etappen werden in sieben Tagen zurückgelegt. Die Distanzen variieren. Gajic musste damals 212 km zurücklegen. «Ich habe von einem Arbeitskollegen von diesem Marathon gehört. Es hat mich gereizt, diese Erfahrung zu machen.»
Die Eggenwilerin war damals 57 Jahre alt und hat sich einiges zugemutet. Die Veranstalter des Marathons stellen den Teilnehmern nur das Wasser für die jeweiligen Etappen zur Verfügung. Die übrige Ausrüstung wie Schlafsack oder Nahrungsmittel müssen die Athleten in einem Rucksack mit sich tragen. «Auf den Schlafsack habe ich verzichtet und im Sand geschlafen. Glücklicherweise war es zu dieser Zeit auch in der Nacht warm in der Sahara. Sonst wäre es schwierig geworden.»
Ein besorgniserregender Lauf
Gajics Ehemann war im Vorfeld besorgt um seine Frau. «Ich musste mir permanent anhören, was alles schiefgehen wird und dass es zu anstrengend für mich sei», erzählt sie. «Ich habe mir auf meinem Computer die Wüste angesehen, mich fokussiert und mir gesagt, dass ich dort starte und sieben Tage später ins Ziel komme.» Es hat funktioniert. Gajic geht taktisch vor, wägt ihre Ausrüstung immer ab, kann sich den Proviant einteilen und beisst durch. Während andere Läufer kollabieren und mit dem Helikopter aus der Wüste geholt werden müssen, beendet sie den Lauf als Siegerin ihrer Kategorie und Dritte insgesamt.
«Mein Mann hat täglich nachgesehen, ob ich noch im Rennen bin», sagt sie. «Es war teilweise schwierig sich zu orientieren, besonders als es dunkel wurde», erzählt sie. «Einmal rannte ich eine Düne hinunter. Plötzlich stand ich vor einer Sandwand und musste wieder hochklettern», so Gajic. «Das ist schon etwas anderes als der Pfingstlauf Wohlen», sagt sie lachend. «Es wird mir ewig in Erinnerung bleiben.»
Den Pfingstlauf im Herzen
Der Pfingstlauf ist für sie allerdings auch nicht nur ein Lauf für die Statistik. «Es ist der Lauf des Jahres. Der grösste Lauf in der Region, neben dem Reusslauf.» Wenn sie kann, nimmt sie daran immer teil. So auch morgen Samstag. Die Freiämterin läuft laut eigener Aussage nur noch, um zu geniessen. Sie betont, dass niemand ein besonderes Resultat von ihr erwarten soll.
Vor einer Woche hat sie am Flughafenlauf in Zürich teilgenommen. Die Strecke ist 17 Kilometer lang. Eine Distanz, die sie sich nicht mehr gewohnt ist. «Die letzten drei Kilometer waren sehr anstrengend. Je älter ich werde, desto mehr Zeit benötige ich für die Regeneration», sagt sie. Ausserdem arbeitet sie am Pfingstlauf. «Ich habe einen Kuchen gebacken, helfe beim Aufstellen und werde am Morgen bei den Waffenläufern für die Tenueausgabe zuständig sein.» Danach muss sie sich schnell umziehen und an den Start gehen. Um 14.25 Uhr startet ihre Kategorie. «Dabei sein will ich auf jeden Fall. Der Lauf ist mir wichtig. Er hat für uns grosse Tradition.»
Startzeiten Pfingstlauf
11.45 Uhr Waffenlauf Frauen
11.45 Uhr Waffenlauf M20 bis M70
11.50 Uhr Walking / Nordic Walking
13.35 Uhr Bambini Knaben
13.40 Uhr Bambini Mädchen
13.45 Uhr Piccolo Knaben
13.50 Uhr Piccolo Mädchen
13.55 Uhr Schüler C
14.00 Uhr Schülerinnen C
14.05 Uhr Schüler / Schülerinnen B
14.10 Uhr Schüler / Schülerinnen A
14.15 Uhr männliche und weibliche Jugend B
14.25 Uhr Hauptklasse Männer
14.25 Uhr Männer M30 bis M70
14.25 Uhr Hauptklasse Frauen
14.25 Uhr Frauen F30 bis F70
14.33 Uhr männliche und weibliche Jugend A
14.33 Uhr Kurzstrecke Männer und Frauen