Junge Forscher am Werk
28.06.2019 MutschellenBegabungsförderung im «Tüftelatelier» der Primarschule
Im «Tüftelatelier» setzen sich Kinder der vierten bis siebten Klasse aus der Region Mutschellen, Rohrdorferberg und Kelleramt vertieft mit einem Thema auseinander. Mitbringen ...
Begabungsförderung im «Tüftelatelier» der Primarschule
Im «Tüftelatelier» setzen sich Kinder der vierten bis siebten Klasse aus der Region Mutschellen, Rohrdorferberg und Kelleramt vertieft mit einem Thema auseinander. Mitbringen müssen sie Forschergeist und Durchhaltewillen.
Erika Obrist
Auf dem Vorplatz des Kindergartens Junkholz in Berikon steht ein Becken, gefüllt mit Wasser. Es ist nicht dazu da, die Zehen einzutauchen und sich so etwas abzukühlen. Es ist auch kein Vogelbad und keine Hundetränke. Vielmehr demonstriert hier der Viertklässler Eric aus Widen den Eltern, dass das von ihm gebaute Solarboot sich tatsächlich im Wasser fortbewegt. Zuvor hatte er drinnen im Kindergarten den Erwachsenen mit einer Powerpoint-Präsentation aufgezeigt, wie er das Solarboot gebaut und zum Schwimmen gebracht hat. «Beim ersten Test ist es rückwärts statt vorwärts gefahren», erzählt er. Mit Unterstützung der Lehrerin Danica Baumberger hat er den Fehler gesucht, entdeckt und anschliessend das Schaufelrad so montiert, dass sich das Boot vorwärts bewegt.
Games und Roboter beliebt
Drinnen laden Matteo (5. Primar Widen) und Julian (5. Primar Berikon) die Besucherinnen und Besucher der Vernissage ein, das Game am Laptop zu spielen, das sie selber entwickelt haben. Sie präsentieren es gemeinsam, entwickelt hat jeder selber eines. «Im Internet gibt es spezielle Programme, mit denen man Games entwickeln kann», erzählt Julian. Zuerst müsse man einen «Agenten» programmieren (eine Spielfigur). Wie der sich bewegt und was er im Spiel tun muss, konnte jeder gleich selber ausprobieren. «Ich habe zuerst einen Roboter programmiert und danach noch ein Game», erzählt Matteo.
Luftschiff nachgebaut
Games und Roboter waren hoch im Kurs im diesjährigen «Tüftelatelier». Aber auch Nähen, der Nachbau des Luftschiffs «Hindenburg» im Massstab 1:100 oder das Mischen von verschiedenen Säften zu erfrischenden Getränken waren Themen, mit denen sich die Kinder auseinandersetzten. Getränke aus verschiedenen Früchten kreiert und dazu noch eine Homepage erstellt hat Cendrine von der 5. Primar Oberrohrdorf. Jeden Dienstagnachmittag hat sie während zwei Lektionen an der Primarschule Berikon an ihrem Projekt gearbeitet, in einer Dokumentation festgehalten, wie sie vorgegangen ist, welche Schwierigkeiten aufgetaucht sind und wie sie ans Ziel gelangt ist. Den Stoff, den sie in ihrer Klasse in dieser Zeit verpasst hat, musste sie nachholen.
Kinder müssen sich bewerben
Das «Tüftelatelier» steht Kindern der vierten bis siebten Klasse aus der Region Mutschellen, Rohrdorferberg und Kelleramt offen. «Es ist ein regionales Begabungsförderungsprojekt», erklärt Schulleiter Ewald Keller. Schulen, die ein solches Atelier anbieten möchten, müssen dem Kanton ein Konzept vorlegen und sich für die Durchführung bewerben.
Kinder, die mitmachen wollen, müssen sich ebenfalls bewerben und ein Portfolio einreichen. Lehrerin Danica Baumberger und Schulleiter Ewald Keller sichten die Dossiers und bestimmen, welche Kinder mitmachen dürfen. Auch die Meinung der Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer wird eingeholt. «Mitmachen können leistungsstarke Kinder, die problemlos zwei Lektionen pro Woche in der Klasse fehlen können», so Ewald Keller. Gute Schulnoten allein seien aber nicht ausschlaggebend, ob ein Kind ins «Tüftelatelier» aufgenommen wird. Gesucht sind Kinder und Jugendliche mit hoher Bereitschaft und Motivation, sich mit einem Thema vertieft und möglichst selbstständig auseinanderzusetzen.
Unterstützen, nicht anleiten
In diesem Jahr wurde das Atelier am Dienstag- und Donnerstagnachmittag angeboten. In der Gruppe sind jeweils sechs bis acht Kinder. Im nächsten Schuljahr sind es 13 Kinder.
Lehrerin Danica Baumberger leitet die Kinder nicht an bei deren Projekten. Sie unterstützt die jungen Forscher vielmehr und versucht mit ihnen zusammen herauszufinden, wie ein Problem gelöst werden kann. «Ich bin mehr Coach als Lehrerin», sagt sie. «Und ich muss akzeptieren, dass die Kinder auf gewissen Gebieten mehr wissen als ich.» Wichtig im Atelier sei, dass das Kind genau wisse, was es will. Sie müssten Neues entdecken wollen. «Sie müssen Durchhaltewillen zeigen und lernen, mit Frustrationen umzugehen.» Wenn das Solarboot beispielsweise rückwärts statt vorwärts fährt.



