Dorf ist jetzt geschützt
28.06.2019 EggenwilIn Eggenwil konnten zwölf Jahre nach Planungsstart die Hochwasserschutzmassnahmen abgeschlossen werden. An der Schlussabnahme des letzten Teilprojekts «Ibisguetbach» schauten Vertreter der Gemeinde, des Kantons und der Bauleitung auf eine intensive Zeit zurück. Alle waren ...
In Eggenwil konnten zwölf Jahre nach Planungsstart die Hochwasserschutzmassnahmen abgeschlossen werden. An der Schlussabnahme des letzten Teilprojekts «Ibisguetbach» schauten Vertreter der Gemeinde, des Kantons und der Bauleitung auf eine intensive Zeit zurück. Alle waren überzeugt, beim Projekt viel gelernt zu haben. Aktuell führt der «Ibisguetbach» nur wenig Wasser. In der Vergangenheit richtete er aber grosse Schäden an. Das sollte jetzt nicht mehr passieren. --rwi
Hochwasserschutz abgeschlossen
Schlussabnahme des Teilprojekts «Ibisguetbach»
2007 starteten die Planungen für den Hochwasserschutz in Eggenwil. Jetzt konnte das Gesamtwerk eingeweiht werden.
Roger Wetli
«Es ist ein spezieller Moment», ist Gemeindeammann Roger Hausherr glücklich. «Und es ist eindrücklich zu sehen, wie viele Personen alles mitgearbeitet haben.» Eingeladen zur Schlussabnahme waren alle am Projekt beteiligten Personen. «Die Hochwasserschutzmassnahmen begleiteten mich während fast meiner ganzen Amtszeit. Als wir es angepackt hatten, hätten wir nie gedacht, dass wir zwölf Jahre daran arbeiten werden. Im Gegenteil, die Ausgangslage schien für das Dorf äusserst günstig.»
Grosse Schäden verursacht
Nötig wurden die Massnahmen nach zwei schweren Hochwassern 1999 und 2007. Bei einem davon wurden das Mehrzweckgebäude und seine Keller überschwemmt. «Es entstand damals nicht nur ein Schaden von 120 000 Franken», erinnerte sich Gemeindeschreiber Walter Bürgi. «Viel schlimmer war der Verlust des im Keller eingelagerten Vereinsmaterials. Es gingen hohe ideelle Werte verloren.»
Erste Projektstudien wurden im August 2007 geprüft. Nach intensiver Planung wurde im November 2009 ein Projekt für den Hochwasserschutz der Gemeindeversammlung vorgelegt und abgelehnt. Als Reaktion darauf wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt und ein halbes Jahr später das unveränderte Projekt angenommen. Die Eggenwiler Stimmberechtigten bestätigten diesen Entscheid an der Referendumsabstimmung im September 2010. Nach zwei Jahren wurde ein vierteiliges Projekt aufgelegt. 2015 konnten die ersten drei Massnahmen umgesetzt werden. Die Landverhandlungen des vierten Teils, also des «Ibisguetbachs», dauerten bis Sommer 2017. Baustart der letzten Etappe war im April vor einem Jahr.
Beispiel für Schulen
Die lange Umsetzungsdauer der letzten Etappe basiert auf einzelnen Gegnern der Massnahmen, die sämtliche Rechtsinstanzen ausnutzten. «Vielleicht wird unsere Geschichte gar mal in den Schulen als Beispiel dafür genutzt, welche Rechtsmittel es gibt», sinniert der Gemeindeammann. Und der Gemeindeschreiber ergänzte: «Wir haben dabei sehr viel gelernt.»
Der «Ibisguetbach» gehört dem . Die Bauherrschaft hatte aber die Gemeinde. «Für uns ist das eher eine kleine Massnahme. Wir übernehmen die Bauherrschaft nur bei sehr grossen Projekten», erläuterte Sebastian Hackl, Projektleiter der Kantonalen Abteilung Landschaft & Gewässer. Sie hätten sich hier mit ein paar spannenden Fragen auseinandersetzen dürfen. «Zum Beispiel: Was sind illegale Bauten und was ist Kunst?» Er meinte damit die Kreuze und Fragezeichen, die von den Gegnern entlang des Baches aufgestellt wurden und bis Mitte Juli weggeräumt werden müssen. «Dazu kam, dass das Gewässerschutzgesetz während der zwölf Jahre total revidiert wurde. Die Gemeinde stand aber von Anfang an hinter dem Projekt. Das ist nicht selbstverständlich.»
Bach braucht noch etwas Zeit
Der «Ibisguetbach» ist jetzt so ausgelegt, dass er im oberen steilen Bereich ein Hochwasser schlucken kann, das voraussichtlich alle 50 Jahre vorkommt. Im unteren flachen Bereich ist er für eines in 100 Jahren gebaut. «Viele wundern sich, wieso im oberen Bereich viel Wasser fliesst, während im unteren fast keines zu sehen ist», erklärte Patrick Blétry, Bauleiter der Porta AG. «Das liegt daran, weil im unteren Bereich das Wasser teilweise versickert, was gewollt ist.» Der Bach sei kein Fischgewässer. «Wenn mal ein Fisch zu sehen ist, wurde dieser von einem Vogel gebracht.»
Ein massiv gebauter Rechen wird bei Hochwasser Geschiebe aufhalten. «Aktuell haben wir wirklich ein kleines Gerinne. Die Erfahrungen zeigen aber, dass sich dies sehr schnell ändern kann und dann Schäden entstehen.» Mit Abschluss der vierten Etappe sollte das Siedlungsgebiet von Eggenwil jetzt geschützt sein. «Der Bach selber wird noch etwas Zeit brauchen, bis er richtig bewachsen ist», so Blétry und Sebastian Hackl ist überzeugt: «Es ist ein gelungenes Projekt.»